Einschätzung von IDC Atos erntet erste Früchte

Autor / Redakteur: Matthias Kraus / Katrin Hofmann

Die Geschäftszahlen von Atos zeigen, dass trotz aller Unkenrufe die Integrationsphase des deutsch-französischen IT-Services-Providers als Erfolg gewertet werden kann. Vor rund einem Jahr hatten sich Atos und SIS zusammengeschlossen. Aus Sicht von IDC gibt es jedoch weitere Herausforderungen zu überwinden.

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Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC in Frankfurt
Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC in Frankfurt

Kürzlich gab Atos die Ergebnisse für das erste Halbjahr 2012 bekannt: Atos, welches aus der Akquise von SIS (Siemens IT Solutions End Services) durch Atos Origin im Juli 2011 hervorging, verzeichneten einen weltweiten Umsatz von 4.366 Millionen Euro. Auf konstanter Basis und konstanten Wechselkursen entspricht dies einem organischen Wachstum von 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Deutschland trägt mit 19,2 Prozent vom Gesamtumsatz den größten Anteil daran, noch vor dem Vereinigten Königreich (18,6 Prozent) sowie Benelux und Frankreich mit je elf Prozent. Atos konnte in Deutschland mit einem Umsatz von 840 Millionen Euro und einer Steigerung von 6,2 Prozent ein überdurchschnittliches Wachstum im Vergleich zu den anderen Atos-Ländern vorweisen.

Das Wachstum wurde angeführt vom Bereich Managed Services, der um 7,5 Prozent wuchs. Das Bestandskundengeschäft etwa mit BASF oder Siemens trugen ebenso wie die Neukunden Bayer, ThyssenKrupp oder Volkswagen zu diesem Anstieg bei. Im projektbasierten Segment Systems Integration konnte Atos seinen Umsatz insbesondere im öffentlichen Sektor und bei Industrieunternehmen um insgesamt 2,1 Prozent erhöhen.

Atos konnte in Deutschland dabei das operative Ergebnis auf 65,6 Millionen Euro oder 7,8 Prozent Umsatzanteil mehr als verdoppeln – im ersten Halbjahr 2011 waren es mit 3,1 Prozent (auf konstanter Basis und konstanten Wechselkurses) noch deutlich geringere Erträge. Im Vergleich: Atos weltweit weist mit einer operativen Ergebnismarge von 5,7 Prozent einen geringeren Anteil am Umsatz auf.

Diese Zahlen zeigen, dass trotz aller Unkenrufe die Integrationsphase des deutsch-französischen IT-Services-Providers als Erfolg gewertet werden kann. Aus Sicht von IDC gibt es jedoch weitere Herausforderungen zu überwinden:

  • Der IT-Industrialisierungsgrad von Atos ist weiter zu erhöhen; dadurch können Produktivität und Agilität mittel- bis langfristig verbessert und die Kostenstruktur angepasst werden, um so mit anderen globalen Anbietern wettbewerbsfähig zu sein.
  • Der Bereich Systems Integration muss personell verstärkt werden benötigt. Das vorgelegte Halbjahresergebnis wird Atos dabei helfen, High Potentials zu generieren und Zweifel am Erfolg der Akquisition weiter zerstreuen.
  • Der Vertrieb sollte noch schlagkräftiger aufgestellt werden.
  • Atos muss stärker in Marketing und Go-to-Market-Maßnahmen investieren, um die Visibilität der Marke zu verbessern. Erste Initiativen wie "Your Business Technologist" sind dabei schon zu erkennen. Das "Zero-E-Mail" Programm hingegen ist ein unerwarteter Marketing-Erfolg.
  • Atos muss zudem wesentlich stärker als Global Player positiionieren und sich nicht nur als europäischen oder gar französischer Provider darstellen.

Fazit

Atos präsentiert nur rund ein Jahr nach dem Zusammenschluss von Atos und SIS gute Finanzergebnisse für das erste Halbjahr 2012, welche den Fortschritt der Integration nach Außen dokumentieren. Management und Geschäftsleitung können sich jetzt stärker darauf konzentrieren, organisches Wachstum und die Margensituation nachhaltig zu verbessern, um sich mit den Best-in-Class Global Player wie Accenture messen zu können. IDC sieht bei Atos einige vielversprechende Potenziale, beispielsweise in den Bereichen Social Media, Smart Mobility und mit Canopy und Yuano möglicherweise auch im Wachstumsmarkt Cloud Services. Die vorgelegten Halbjahreszahlen sorgen dabei für den erforderlichen Rückenwind, um die genannten Herausforderungen zu überwinden und weitere Potenziale zu erschließen.

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