Passwortlos 2023 Bald Schluss mit dem Kennwort-Chaos?

Von Barbara Miletic Lesedauer: 3 min |

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Der „Ändere Dein Passwort“-Tag am 1. Februar 2023 ist eine gute Gelegenheit, die eigenen Passwörter zu aktualisieren. Auch nervt es, wenn man sie vor dem Einloggen vergisst. Werden wir sie in Zukunft überhaupt noch brauchen? Jacques Boschung, Head of Kudelski Security, klärt auf.

Die Benutzererkennnung ohne Passwort könnte sich in Zukunft stark durchsetzen. Kudelski beleuchtet diese Entwicklung genauer und nennt Alternativen.
Die Benutzererkennnung ohne Passwort könnte sich in Zukunft stark durchsetzen. Kudelski beleuchtet diese Entwicklung genauer und nennt Alternativen.
(Bild: pathdoc - stock.adobe.com)

Wie schon in den vergangenen Jahren gehörten auch 2022 Zahlenreihungen wie „123456“ laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) tatsächlich zu den beliebtesten Passwörtern – nicht unbedingt sicher. Cyberkriminelle haben da leichtes Spiel. Der „richtig angewandte“, komplexere Passwort-Salat macht es Nutzern hingegen es schwer, sich alle zu merken. Schritt für Schritt könnten diese bald passé sein – so Jacques Boschung, seit Januar 2023 CEO bei Kudelski Security. Er gibt eine Einschätzung, inwiefern ein passwortloses Arbeiten 2023 sicher möglich ist.

Seit Corona sind Mitarbeiter vermehrt remote aktiv. Das vergrößert die Angriffsoberfläche. So gelangen Angreifer mit gekaperten Zugangsdaten in fremde Systeme. Datenschutzverletzungen und Datenverlust sind häufiger auf die Kompromittierung von Passwörtern zurückzuführen. Unternehmen implementieren strengere Authentifizierungsmöglichkeiten.

Das Login-in ist die erste Hürde, die man vor Arbeitsbeginn überschreitet. Wie sieht die Authentifizierung in Zukunft aus? „Alleine durch die Multifaktor-Authentifizierung (MFA) gibt es neue Wege, um die Identifizierung des Nutzers sicherzustellen. Es ergänzt die Passwort-Methode“, führt Boschung aus. Es entwickeln sich folglich immer mehr Lösungen und Alternativen zur Passwort-Anmeldung. Gartner spricht von „Identitätsbedrohungserkennung und -antwort“ (ITDR für Identity Detection and Response). Alternativ brauche es nach wie vor einen USP Device, wie etwa bei iPhones, die den Nutzer bereits automatisch anhand verschiedener Faktoren authentifizieren. Die Frage sei laut Boschung aber nun, wie schnell sich die Varianten bei den Unternehmen etablieren werden.

Sicher und benutzerfreundlich

Die passwortlose Authentifizierung bringt Vorteile mit sich, hauptsächlich Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit. Gartner prognostiziert für das Jahr 2022, dass 60 Prozent der großen und globalen Unternehmen sowie 90 Prozent der mittelständischen Unternehmen in 50 Prozent aller Fälle passwortlose Authentifizierungsmethoden implementieren werden. Auch Thales verkündet in einem White Paper zum Verzicht auf Passwörter, dass die modernen personenbezogenen Daten die persönlichen Daten von 75 Prozent der Weltbevölkerung bis Ende 2023 erfassen werden. Eine Alternative sind biometrische Ansätze. „Für den Nutzer entfällt das lästige ‚Hegen und Pflegen‘ der Kennwörter, es geht gut ohne und man gewinnt zweifach“, bestätigt Boschung.

Eins, zwei, drei – Zugang frei

Vorherrschend beim Ersatz der Passwörter ist MFA. Sie untergliedert sich in drei Faktoren.

  • Wissensfaktor („etwas, das ihnen bekannt ist“): Das System akzeptiert den Nutzer, weil er bestimmte Informationen kennt, beispielsweise PINs oder Antworten auf Sicherheitsfragen.
  • Besitzfaktor („etwas, das der Nutzer besitzt“): Der Nutzer wird akzeptiert, wenn er beweisen kann, dass er ein bestimmtes physisches Gerät besitzt. Beispiele sind SMS-Codes, Authentifizierungs-Apps oder USB-Schlüssel.
  • Inhärenzfaktor („das, was sie sind“): Das System akzeptiert den Nutzer anhand von biometrischen Vergleichen wie Fingerabdruck-Scanner, Netzhaut-Scanner oder Stimmerkennung.

Passwortlosen Lösungen könnten sich durchsetzen

In Zukunft könne es durchaus sein, dass der Nutzer anhand des Verhaltens identifiziert wird. Ein großes Plus. „Das schwächste Glied bleibt nach wie vor der Mensch“, so Boschung. Sehr häufig sind es menschliche Fehler wie versehentliche Datenlöschung oder -überschreibung, die zum Datenverlust führen. Auch gekündigte Mitarbeiter verlassen das Unternehmen potenziell mitsamt der Zugangsdaten und nehmen ein erhöhtes Risiko zum Datendiebstahl quasi im Aktenkoffer mit.

Um die Zettelwirtschaft an Passwörtern auf Papier zu vermeiden, kommen auch Passwort-Manager vermehrt ins Spiel. „Kudelski Security bietet hier auch eigene Lösungen für die Mitarbeiter an. Verliert man allerdings den Zugang zum Passwort-Manager, hat man ein viel größeres Problem. Auf lange Sicht weiß ich nicht, ob diese sich durchsetzen werden. Ich glaube, dass passwortlose Lösungen mehr Potential für die Zukunft haben“, erklärt Boschung abschließend.

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