Kommentar zum Thema Cybersicherheit „Behörden gefährden Sicherheit von Bürgern“

Frank Kölmel |

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Die Bedrohung öffentlicher Einrichtungen durch Cyberangriffe hat in den vergangenen Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Urheber finden immer schneller neue Wege, um Netzwerke gezielt anzugreifen und für sie nützliche Informationen in fremden Systemen zu finden. Auf diese Weise erlangen sie Einsicht in gespeicherte personenbezogene Daten.

Beim Wandel zur elektronischen Verwaltung kommt der Schutz vor Cyberangriffen zu kurz, meint Frank Kölmel
Beim Wandel zur elektronischen Verwaltung kommt der Schutz vor Cyberangriffen zu kurz, meint Frank Kölmel
(© Arpad Nagy-Bagoly - Fotolia)

Öffentliche Einrichtungen verwalten in großem Umfang wichtige und persönliche Daten von Bürgern. Dazu gehören auch Ausweisnummern, Finanzdaten und eine große Bandbreite unterschiedlicher Urkunden und Akten. Wichtiger Bestandteil der modernen Verwaltung ist ein in allen Bereichen zunehmend bruchfreier digitaler Alltag, mit der auch die elektronische Verfügbarkeit von Informationen einhergeht.

Bund, Länder und Kommunen sind durch das E-Government-Gesetz des Bundes dazu verpflichtet, elektronische Kommunikation und Online-Verwaltungsdienste zu ermöglichen und kontinuierlich auszubauen. Damit kommen sie den Bedürfnissen und Forderungen vieler technisch versierter Bürger nach, die auch ohne Behördengang und Wartezeit beispielsweise Gebühren bezahlen oder Antragsformulare ausfüllen möchten.

Darüber hinaus sind Behörden durch das Gesetz zur elektronischen Aktenführung verpflichtet. In diesen werden persönliche Daten ebenso gespeichert, wie wichtige Informationen zu den Einrichtungen selbst.

Der Wandel zur elektronischen Verwaltung auf allen Ebenen wird forciert, obwohl die öffentliche Hand mit geringem Budget für immer größere Aufgaben auskommen muss. Nur selten kommt dem Schutz vor Cyberangriffen dabei die notwendige Bedeutung zu.

Behörden ihrer Verantwortung oft nicht bewusst

Der Umgang mit sensiblen Informationen verpflichtet Behörden dazu, sorgfältig für deren Schutz zu sorgen. Dennoch sind sich viele Verantwortliche der Bedeutung der nötigen Maßnahmen kaum bewusst, weil sie den Wert ihrer elektronisch gespeicherten Akteninhalte in den Augen der Angreifer unterschätzen.

Wie sehr deutsche Behörden im Fokus von Angreifern stehen, zeigen beispielsweise Veröffentlichungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Im November 2014 informierte das BSI darüber, dass täglich rund 3.500 Zugriffe auf Schadcodeserver im Netz der Bundesregierung identifiziert und blockiert werden. Jeden Tag werden zudem mehr als ein Dutzend Angriffe auf das Regierungsnetz entdeckt, die herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen überwunden haben. Doch Angreifer beschränken ihre Bemühungen nicht auf Bonn und Berlin.

Im Bestreben, an Daten zu gelangen oder die staatliche Ordnung zu stören, nutzen Angreifer Malware-Arten, die von traditionellen Sicherheitsmechanismen wie Firewalls oder Antivirus-Programmen nicht erkannt werden. Diese für die Abwehr signaturbasierter Angriffsmethoden konzipierten Maßnahmen können mit der rasanten Entwicklung moderner Cyberbedrohungen nicht mithalten und bedürfen einer Verstärkung durch moderne Schutzmaßnahmen.

EMEA-Raum: Öffentlicher Sektor ist häufigstes Angriffsziel

Modernde Cyberbedrohungen sind gezielt, hartnäckig und nur schwer zu bemerken. Im Durchschnitt bewegen sich Angreifer 205 Tage lang unbemerkt in einem Netzwerk, bevor sie entdeckt werden. Bereits ein einziger Angriff kann dadurch tiefgreifende Probleme auslösen.

Aktuelle Untersuchungen von Fire Eye zeigen beispielsweise, dass mehr als ein Viertel der beobachteten Advanced Persistent Threats (APTs) im EMEA-Raum den öffentlichen Sektor ins Visier nehmen. Darüber hinaus haben Mitarbeiter von Mandiant einem aktuellen Bericht zufolge im Jahr 2014 einen deutlichen Anstieg von Angriffen in diesem Bereich beobachtet.

Hacker-Angriffe auf Behörden und Ministerien
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Ihre Urheber sind Cyberkriminelle, staatlich unterstützte Akteure und sogenannte „Hacktivisten“, die mit ihren Angriffen unterschiedliche Ziele verfolgen. Während Kriminelle bei Behörden in erster Linie personenbezogene Informationen entwenden wollen, verfolgen Cyberspione zumeist die Sammlung von unter Verschluss stehenden Daten oder Plänen.

Hacktivisten geht es weit seltener um Datendiebstahl. Indem sie die Netzwerke öffentlicher Einrichtungen stören oder manipulieren, wollen sie auf vermeintliche Missstände in Politik und Gesellschaft aufmerksam machen.

Advanced Cyber Attacks stellen eine allgegenwärtige und unmittelbare Gefahr für die Sicherheit von Behörden dar. Das gilt für Bundesämter ebenso wie auf kommunaler Ebene. Auch Dienststellen, die nicht selbst mit der Verwaltung bürgerbezogener Informationen betraut sind, bedürfen zeitgemäßen Schutzes.

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Nach dem erfolgreichen Eindringen in ein Netzwerk, können die Angreifer das kompromittierte System als Sprungbrett für weitergehende Angriffe verwenden und sich innerhalb des Netzwerkes unbemerkt bewegen.

Sicherheit der Bürger in Hand von Behörden

Um die Netzwerke der öffentlichen Verwaltung und sensible Akteninhalte effektiv zu schützen, müssen Behörden in der Lage sein, auch moderne Bedrohungen entdecken und eindämmen zu können. Dazu sind Know-how und zeitgemäßes technologisches Rüstzeug erforderlich.

Trotz häufig knapp bemessener Budgets ist der Schutz vor Advanced Cyber Attacks ein wichtiges Investitionsfeld, in dem Behörden nicht nur für die Sicherheit des öffentlichen Sektors, sondern in direkter Folge auch für den Schutz von Bürgern vor Cyberkriminalität sorgen können.

Dieser Beitrag stammt ursprünglich aus unserer Schwesterpublikation eGovernment-Computing.de. Der Autor Frank Kölmel ist Vice President Central & Eastern Europe beiFire Eye.

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