Lernen peer-to-peer? Blockchain in Bildung und Wissenschaft

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Die Blockchain bietet ein unglaubliches Potenzial, das viele Lebens- und Arbeitsbereiche verändert wird. So auch im Bereich der Bildung und Wissenschaft. Ansätze für ein Blockchain-basiertes System könnten digitale Bildungsnachweise, Verifizierungen von akademischen Schriften oder Lernplattformen sein.

Die Blockchain lässt sich in Bereichen verwenden, welche die Erfassung, Beglaubigung oder den Transfer jeglicher Art von Kontrakten oder Objekten zum Gegenstand hat.
Die Blockchain lässt sich in Bereichen verwenden, welche die Erfassung, Beglaubigung oder den Transfer jeglicher Art von Kontrakten oder Objekten zum Gegenstand hat.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Die Blockchain (Distributed-Ledger-Technologie) gewährleistet für die Dokumentation bestimmter Transaktionen eine manipulationssichere Speicherung von Daten. Dies ist für sich gesehen aber noch kein Novum. Neu ist dagegen der Konsensmechanismus mit der die Echtheit der Einträge garantiert wird. Bislang waren es zentrale Stellen in den IT-Umgebungen, die für die Authentizität bürgten.

Alle Teilnehmer eines herkömmlichen Netzwerks müssen diesen Instanzen Vertrauen schenken. Dieses Vertrauen wird meist durch Zertifikate unterstützt. Bei einer Distributed-Ledger-Technologie wie beispielsweise die Blockchain entsteht Vertrauen über eine dezentrale Lösung. Das heißt, die Verifizierung wird durch alle Teilnehmer oder einen definierten Teil davon übernommen.

Zudem kann die Blockchain sogenannte Smart Contracts (ausführbare Programme) enthalten, indem eine definierte Prozesslogik in Form von Wenn-dann-Beziehungen integriert wird. Änderungen können dann nur noch von einer Mehrheit der dazu berechtigten Teilnehmer erlaubt werden.

Verifizierung von akademischen Schriften

Mit der Blockchain könnte zukünftig ein Autor sein wissenschaftliches Paper online stellen und jeder, der die definierten Anforderungen erfüllt, dürfte es beurteilen. Beispielsweise durch einen Wissenschaftler, der bereits eine gute Reputation hat. Ein Smart Contract könnte dann so aussehen, dass die Meinung dieses Wissenschaftlers, der bereits mehrere Schriften beurteilt hat, „wertvoller“ ist, als die von einem anderen, der noch gar keine Schrift honoriert hat. Ein solcher Vorgang kann auch über einen Smart Contract abgewickelt werden.

In der Wissenschaft und Forschung geht es insbesondere darum, Hypothesen zu überprüfen bzw. zu ändern. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass es Forscher gibt, die zunächst ihre Hypothesen für ein Forschungsprojekt aufsetzen, dann jedoch bei nicht geeigneten Resultaten, die Hypothese im Nachhinein an diese anpassen. Die Blockchain versieht Einträge, in diesem Fall die Hypothesen, mit einem Zeitstempel und so kann die ursprüngliche Hypothese nicht mehr nachträglich gefälscht werden.

Überprüfung akademischer Abschlüsse

Mit der Blockchain-Technologie stellen sich die verschiedenen Bildungseinrichtungen dem steigenden Aufkommen von gefälschten oder manipulierten Zeugnissen entgegen. So gewährleisten Blockchain-basierte Zeugnissen bzw. sonstige akademische Zertifikate das Vertrauen in die Gültigkeit, Herkunft, den Erstellungszeitpunkt sowie die Identität des Bewerteten.

Diese Sicherheit entlastet den Inhaber dieser Zertifikate als auch die Bildungseinrichtungen insofern, dass sie die Korrektheit eines Zeugnisses nicht mehr nachweisen müssen. Smart Contracts könnten einzelne erbrachte Bildungs- bzw. Studienleistungen in Zusammenhang gebracht und Zwischenabschnitte wie zum Beispiel Abschlussziele definiert werden. Somit entsteht mehr Transparenz im Hinblick auf die Entstehung von Abschlüssen.

Wichtig ist dabei auch hier zu wissen, dass Zeugnisse oder sonstige Zertifikate auf einer Blockchain nicht automatisch veröffentlicht, sondern nur auf den Computern von Teilnehmern verschlüsselt gespeichert werden. Somit kann der Besitzer des Zertifikates selbst entscheiden, was er für die anderen Netzwerk-Teilnehmenden sichtbar macht.

Auf diese Weise werden solche Zertifikate buchstäblich „mobil“ bzw. tragbar in der Hand eines Studenten oder Lernenden und damit unabhängig von den herkömmlichen Institutionen oder Plattformen gemacht. Sie müssen diese Unterlagen auch keinem Dritten anvertrauen. Für dieses Konzept des Self-Sovereign Identity (SSI) werden im Umfeld des W3C (World Wide Web Consortium) gerade neue Web-Standards entwickelt.

Bildungszertifikate als Netzwerke

In einer globalisierten Welt gilt vor allem auch das Renommee der Bildungsinstitutionen sowie deren Abschlüsse, Studiengänge etc. als Orientierungspunkte, die es erleichtern sollen, besondere Qualifikation herauszustellen. Diese Orientierung stiftende Funktion wird durch einen dezentralen Ansatz nicht verneint. So könnte beispielsweise eine Agentur die Akkreditierung eines Studiengangs oder die Zugehörigkeit eines Lehrenden zu diesem Studiengang über ein öffentlich einsehbares Blockchain-Zertifikat bestätigen.

Hierbei werden die Daten natürlich dezentral und je nach der Funktion des Teilnehmers diskret und autonom vorgehalten. Ein Bewerber könnte auf diese Weise einer Personalabteilung nachweisen, dass er einen qualifizierten Abschluss in einem akkreditierten Studiengang vorweisen kann, ohne preisgeben zu müssen, wer die Abschlussprüfung abgenommen hat. An die Stelle der Bildungsinstitutionen oder intermediären Plattformen wie beispielsweise Xing treten informationssouveräne Teilnehmer, die jederzeit auf authentische Informationen Dritter zugreifen können.

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Peer-to-Peer-Interaktionen aufbauen

Das Potenzial der Blockchain liegt vor allem in dem dezentralen Ansatz, also dem Weglassen vermittelnder Instanzen. Die historische Entwicklung hat gezeigt, dass Bildungsinstitutionen für Lernende nicht immer zuverlässig funktionieren, da sie anfällig für politische oder ökonomische Einflussnahmen sein können.

Mit einer Blockchain-Technologie wären Lehrende befugt, ihre Bewertungen direkt den Lernenden zukommen zu lassen. Bildungsinstitutionen und –plattformen würden auf diese Weise ihre Bedeutung verlieren. Zertifikate könnten beispielsweise eine weitere Aussage darüber abgeben, in welchem Kontext der Lehrende eine Beurteilung vorgenommen hat.

Mithilfe der Blockchain lassen sich eine Dokumentenverwaltung sowie eine Reihe von Geschäftsprozessen sicherlich gut optimieren, doch letztlich geht es um den Aufbau des Peer-to-Peer-Lernens, das die zentralen Instanzen letztlich ersetzen soll. Dahinter steckt der Gedanke, dass Bildungseinrichtungen wie beispielsweise Universitäten und Schulen in einem Zeitalter sinnvoll waren, in dem Wissen als auch Bücher rar waren und man Orte aufsuchen musste, an dem gebildete Menschen das Wissen gesammelt und Lernende benotet haben.

Im Internet existiert bereits das gesamte Wissen und Peer-to-Peer-Lernplattformen könnten Bildungseinrichtungen in Zukunft sogar ersetzen. Lernplattformen sind für das Web 2.0 nichts Neues, doch mit dem sogenannten Web 3.0 stehen auch die Möglichkeiten der Reputationssysteme zur Verfügung, indem dezentral Zertifizierungen vergeben werden können, die sinnvoller funktionieren als zentrale Instanzen.

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