Im Gespräch mit luckycloud-Gründer Luc Mader Cloud-Speicher mit clientseitiger Daten-Verschlüsselung

Redakteur: Florian Karlstetter

Cloud-Storage-Dienste gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Wer abseits der großen Anbieter wie Dropbox, Google oder Microsoft nach Alternativen sucht, stößt mitunter auf deutsche, regional angesiedelte Unternehmen wie luckycloud. Das in Berlin beheimatete Startup hat sich insbesondere das Thema Verschlüsselung auf die Fahnen geschrieben.

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luckycloud verspricht sicheren Cloud-Speicher, dazu eine cloud-basierte kollaborative Arbeitsplattform für Mitarbeiter und Benutzerverwaltung.
luckycloud verspricht sicheren Cloud-Speicher, dazu eine cloud-basierte kollaborative Arbeitsplattform für Mitarbeiter und Benutzerverwaltung.
(Bild: © fotomek/ stock.adobe.com)

Bei luckycloud handelt es sich primär um eine Cloud-Platform für verschlüsselte Datenspeicherung und Synchronisation, zu den weiteren Diensten gehören ein E-Mail-System mit optionaler PGP-Verschlüsselung und ein provider-unabhängiger Instant Messenger. Sämtliche luckycloud-Dienste basieren auf Open Source Software. All das ist eigentlich nichts Besonderes, daher hat sich das Berliner Startup vor allem den Themen Sicherheit und Datenschutz auf die Fahnen geschrieben. Der Gründer und Geschäftsführer Luc Mader erläutert im Interview die Besonderheiten der Plattform und wie das Unternehmen luckycloud entstanden ist.

Sicherheitslücken und Daten-Leaks bei diversen Cloud-Diensten haben gezeigt, dass bei den Themen Datenschutz und Transparenz durchaus noch Handlungsbedarf besteht. Was unterscheidet luckycloud von anderen Anbietern – warum sind unsere Daten gerade hier sicher aufgehoben?

Luc Mader: Das Datenschutzkonzept hinter luckycloud ermöglicht nicht nur, die Hoheit über die eigenen Daten und diese juristisch zu sichern, sondern auch kryptographisch zu gewährleisten, welches einen zeitgemäßen Datenschutz überhaupt erst ausmacht. Unsere Kunden können ihre Daten bei luckycloud so ablegen, dass sie selbst für unsere Administratoren nicht einsehbar sind. Denn wir sollten unsere Daten tatsächlich niemandem anvertrauen im guten Glauben, dass sich das entsprechende Unternehmen an die geltenden Gesetze halten wird.

Können Sie das Konzept einmal näher beschreiben?

Mader: luckycloud verfolgt im übertragenen Sinne einen "Clean-Eating-Ansatz", ohne jegliche Zusätze! Das bedeutet, dass wir uns zu 100 Prozent auf unser Kerngeschäft konzentrieren. Wir bieten sichere Datenspeicherung, hoch performante Daten-Synchronisation zwischen mehreren Geräten, sowie das Erstellen von kompletten Datenbackups der eigenen Computer und Serversysteme. Denn eines haben fast alle bekannten Anbieter wie Dropbox, Google Drive, Microsoft OneDrive etc. gemeinsam: sie sind für den Kunden eine intransparente Blackbox, der man einfach blind vertrauen muss!

Sicherheitslücken bleiben so oft lange Zeit unbemerkt und werden erst nach folgenreichen Datenleaks geschlossen. Bietet Ihnen also ein kommerzielles Unternehmen einen „kostenlosen“ Dienst an, dann sind Sie nicht der Kunde, sondern das Produkt. Noch brisanter sind in diesem Zusammenhang sogenannte Backdoors, also absichtlich eingebaute Hintertüren. Diese können für massenhaftes Abgreifen von Nutzerdaten, Metadaten, Spionagezwecke oder illegaler staatlicher Überwachung genutzt werden.

Es geht aber schon lange nicht mehr nur um die gespeicherten Daten der Nutzer…?

Mader: Richtig. Unbemerkt im Hintergrund findet gerade bei Google, Dropbox und Microsoft ein systematisches Abgreifen und Auswerten von Metadaten statt. In sogenannten Nutzer-Profilen werden ganz unterschiedliche Informationen der User zusammengeführt und miteinander verknüpft. Anhand solcher Profile sind dann präzise Vorhersagen über das Verhalten der Nutzer, weit über die Grenzen des angebotenen Cloud-Dienstes und in weiten Teilen ihres privaten und geschäftlichen Lebens möglich. Das ist kein Spaß mehr, der gläserne Bürger ist längst schon bittere Realität.

Die Idee dahinter

Wie ist die Idee zu Ihrem Startup entstanden?

Luc Mader, Gründer und Geschäftsführer der luckycloud GmbH in Berlin.
Luc Mader, Gründer und Geschäftsführer der luckycloud GmbH in Berlin.
(Bild: luckycloud GmbH)

Mader: Ich würde sagen, luckycloud ist eine logische Konsequenz des massenhaften und systematischen Datensammelns großer bekannter Internet-Unternehmen, es handelt sich somit um keine spontane Geschäftsidee, sondern resultierte daraus, Daten unabhängig von Großkonzernen in einer Cloud speichern zu können.

Zu Beginn meines Studiums an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, begeisterten mich das Programmieren und der Umgang mit Server-Systemen. 2007 habe ich dann für Freunde und Kommilitonen eine Online-Plattform ins Leben gerufen, auf der ich mein gesammeltes Archiv von Studienmaterialien mit allen Studierenden meines Studiengangs teilte. Daraus entwickelte ich, mit Unterstützung der Hochschule und vielen engagierten Studierenden, ein hochschulübergreifendes Archiv mit gegenseitig geteilten Inhalten unterschiedlicher Studiengänge.

luckycloud kombiniert zwei wichtige Funktionen miteinander: Cloudspeicher und E-Mails. Wie genau funktioniert das?

Mader: luckycloud bietet die Möglichkeit, essentielle IT-Dienste wie eine sichere Daten-Cloud und E-Mail auf Basis der besten momentan verfügbaren Open Source-Software unter einer einheitlichen, nutzerfreundlichen und ansprechenden Oberfläche vereint nutzen zu können. Die luckycloud-Dienste umfassen eine hoch sichere Daten-Cloud mit Funktionen zum kollaborativen Arbeiten und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sowie ein modernes E-Mail-System mit optionaler PGP-Verschlüsselung auch im Webmailer.

Die optionale Mail-Funktion bietet ein modernes und leistungsstarkes Mail-Hosting. Es können individuell Mail-Adressen erstellt und verwaltet werden. Neue oder eigene Domains können einfach neu registriert oder eingebunden werden. E-Mail-Accounts können über einen leistungsstarken IMAP-Server eingebunden werden, oder von überall durch unseren modernen Web-Mailer abgerufen werden.

Welche Daten sollten in einer Cloud möglichst nicht ausgelagert werden – oder muss man bei luckycloud keine Einschränkungen mehr machen?

Mader: Die Frage ist nicht, ob man Daten auslagert, sondern wie man Daten auslagert. Hier ist ein ganzheitlicher Ansatz mit allen technisch zur Verfügung stehenden Verschlüsselungsmethoden ein guter Ratgeber. Generell alles zu verschlüsseln ist nicht zielführend. Es kommt auf den richtigen Mix und die Kombination aus unverschlüsselten und verschlüsselten Bibliotheken an. Nicht einmal unsere Admins haben Zugriff darauf und können die Daten so auch nicht an Behörden oder an Erpresser weitergeben.

Wie finanzieren Sie sich?

Mader: Abgesehen von der kostenlosen Probezeit, in welcher unsere Kunden luckycloud ausgiebig testen können, bieten wir unsere Cloud-Dienste ausschließlich gegen Bezahlung an, da wir die Daten unserer Kunden nicht gewinnbringend an andere verkaufen. Die Infrastruktur von luckycloud wächst harmonisch mit der Größe unseres Kundenstamms. Dadurch konnten wir bereits nach knapp sechs Monaten Betrieb wirtschaftlich arbeiten.

Darüber hinaus haben sehr viele Studierende aus Berlin luckycloud mit Spenden unterstützt. Ein Großteil der finanziellen Mittel stammt allerdings von zwei Investoren mit mittelständischen Unternehmen, die aus Datenschutz- und Datensicherheitsgründen bisher noch nicht mit einem Cloud-System arbeiteten und in luckycloud eine echte Alternative zu den konventionellen Anbietern sahen.

Sie haben sich für den Standort Berlin entschieden – war das eine bewusste Entscheidung?

Mader: Der Standort Berlin hat sich dadurch ergeben, da ich einfach in Berlin lebe.Auch sind die Bedingungen in dieser wunderbaren Stadt absolut paradiesisch, gerade wenn es um das Netzwerken und die Verfügbarkeit von Fachleuten im Bereich IT geht.

Wo sehen Sie sich und Ihr Unternehmen in fünf Jahren?

Mader: Auf der luckycloud… Mittelfristig soll die Datencloud in ihrer Funktionalität ausgebaut werden und die IT-Infrastruktur hinsichtlich ihrer Skalierbarkeit für weiterführende Services ausgebaut werden. Es soll zunächst ein integrierter Kollaboration-Messenger, eine Kalender- und Adressenverwaltung das Produkt-Portfolio von luckycloud erweitern.

Wir wollen wie bisher ein gesundes und harmonisches, aber stetiges Wachstum unseres Kundenstamms erreichen, indem wir Unternehmen die auf der Suche nach alternativen IT- Services sind bestmöglich mit Rat und Tat unterstützen. Wir rechnen damit, Mitte 2018 eine mittlere sechsstellige Kundenzahl mit den luckycloud Services glücklich machen zu dürfen.

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Über luckycloud

luckycloud wurde im Jahr 2015 von Luc Mader gegründet, seit 2016 firmiert das Unternehmen als GmbH. luckycloud betreibt eine eigene moderne Server-Infrastruktur in Berliner Rechenzentren, zur Zielgruppe gehören neben Firmen, Startups und Vereinen (luckycloud für Team) auch Bildungseinrichtungen (luckycloud Campus Liberation) und Privatpersonen (luckycloud Basic).

luckycloud in Stichpunkten:

  • luckycloud bietet Privatpersonen und Teams eine kompakte, Open-Source basierte Cloud-Infrastruktur an.
  • luckyStorage basiert auf einer modernen "Objekt orientierten" Speicherung der Daten, dabei ist eine Versionierung (Time-Machine) der Daten fest integriert. Das macht umfassende Wiederherstellung der Daten möglich.
  • Team Erstellung und Freigabe Management, für Bis zu 200 Team Mitglieder, können einfach im luckycloud-Dashboard erstellt und verwaltet werden.
  • Mit luckyMail, können Domains gehostet und Kunden ein modernes E-Mail und Webmail System angeboten werden
  • Durch den Sync Client erhält man ein Tool für Daten-Synchronisation und Backup der lokalen Daten. Mit dem Drive Client kann man seine Bibliotheken als Netzlaufwerk einbinden und so lokalen Speicherplatz einsparen.
  • luckycloud bietet darüber hinaus auch das Hosting von Webseiten an, welche durch einen integrierten "workspace-Sync" einfach zu deployen sind.

luckycloud-Dienste im Überblick

Die luckycloud Dienste umfassen ein modernes E-Mail-System mit optionaler PGP-Verschlüsselung auch im Webmailer (basierend auf Postfix, Dovecot und RainLoop), eine hochsichere Daten-Cloud mit Funktionen zum kollaborativen Arbeiten und optionaler Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (basierend auf Seafile) und optional einen Instant Messenger ohne Provider-Zwang (basierend auf XMPP, konkret Prosody). Für die Services zum Einsatz kommen ausschließlich Open Source Software, die das Unternehmen durch Spenden in der weiteren Entwicklung unterstützt.

Für die luckycloud-Dienste können die Accounts einer vorhandenen Nutzerdatenbank verwendet werden. Die Authentifizierung kann über Shibboleth, LDAP, RADIUS oder eine angepasste API erfolgen. Die luckycloud-Dienste sind auf Wunsch über bereits vorhandene(n) Domain(s) erreichbar, ein „White Labeling“ für spezielle Einsatzzwecke ist also möglich.

Hochverfügbar und skalierbar: Die luckycloud-Dienste sind auch bei einem Ausfall einzelner luckycloud-Server weiter verfügbar. Sie laufen in einer vollständig virtualisierten Serverumgebung auf eigener Hardware, die es ermöglicht, Services zu clustern, um schnell und flexibel für erhöhten Ressourcenbedarf zu skalieren und eine hohe Redundanz garantieren zu können.

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung: Um den Schutz der Nutzerdaten über bestehende Datenschutzverordnungen hinaus gewährleisten zu können, bietet die Daten-Cloud von luckycloud für die Nutzer optional eine Ende-zu-Ende-Verschlüsslung der Daten über den Synchronisations-Client mit Schlüsselhoheit bei den Nutzern. Dadurch kann ein plausibler Schutz für wichtige Firmendaten und Privatdaten, für Forschung und Lehre vor Überwachung gewährleistet werden. Auch ohne die Verwendung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sind die Verbindungen zu den luckycloud-Diensten durch aktuelle TLS-Client-Server-Verschlüsselungsverfahren geschützt.

Versionskontrolle: Durch die Versionierungsfunktion der Daten-Cloud von luckycloud ist es für alle Nutzer*innen individuell möglich, sowohl versehentlich gelöschte Dateien selbständig wiederherzustellen als auch beim kollaborativen Arbeiten Änderungen nachzuverfolgen. Die Vorhaltezeit für alte Versionen kann individuell eingestellt oder die Versionierungsfunktion gänzlich abgestellt werden.

Backups: Teil der Hochverfügbarkeitsumgebung sind Backup-Server, durch welche die Datenbestände der produktiven Server fortlaufend gesichert werden. Auch auf alte Datenbestände kann so zurückgegriffen werden, die verschlüsselt gespeichert werden.

Kollaboratives Arbeiten: Nutzer können selbstverwaltet Gruppen mit registrierten Nutzern definieren und gegebenenfalls den Gruppenbesitz delegieren. Innerhalb des Gruppen-Managements kann durch Gruppeneigentümer selbständig festgelegt werden, ob Gruppenmitglieder nur lesend oder auch schreibend auf Daten zugreifen dürfen.

Dateien und Ordner können auch mit unregistrierten Nutzern (bspw. Mitarbeitern anderer Universitäten) über einen Download-Link geteilt werden. Ordner können als Upload-Datenverzeichnisse definiert werden, sodass unregistrierte Nutzer darüber Projektdateien hochladen können. Die Links zu Down- und Upload-Verzeichnissen können optional mit einem Verfallsdatum und/oder Passwortschutz versehen werden.

Plattformübergreifende Synchronisation: Sowohl private als auch mit Gruppen geteilte Datenverzeichnisse können optional über beliebig viele Endgeräte synchronisiert werden und bleiben so auf einem einheitlichen Stand. Bei Dateikonflikten wird niemals eine Datei überschrieben, sondern eine Kopie angefertigt, die neben der jeweiligen Konflikt-Datei mit Hinweis auf einen Dateikonflikt angelegt wird. Auf diesem Weg gehen niemals unbemerkt Daten verloren.

Für die Synchronisation ist es unerheblich, ob die Endgeräte zum gegebenen Zeitpunkt online oder offline sind. Geräte werden auf den aktuellen Stand synchronisiert, sobald sie online gehen.

Die Synchronisations-Clients sind für aktuelle Windows und MacOS-Betriebssysteme sowie für einige GNU/Linux-Derivate (Ubuntu/Debian/Fedora) vorhanden. Für GNU/Linux existiert darüber hinaus auch ein Kommandozeilen-Client. Für Smartphones gibt es einen eine App für iOS und Android, die aktuell den Zugriff auf Datenverzeichnisse ermöglicht, jedoch noch keine Verzeichnis-Synchronisation.

Weitere Informationen und Preise gibt es direkt bei luckycloud im Internet.

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