Fünf Fragen an Easynet-Geschäftsführer Diethelm Siebuhr Die Cloud kommt oft durch die Hintertür
Klammheimlich haben sie sich Services aus der Cloud bereits in viele Unternehmen eingeschlichen. Doch woher kommen sie und warum können sie zum Problem werden? Diethelm Siebuhr, Geschäftsführer des Hamburger Service Providers Easynet, antwortet.
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CloudComputing-Insider.de: Während viele Unternehmen noch über die Cloud nachdenken, nutzen immer mehr Mitarbeiter bereits Cloud-Applikationen, nicht nur privat sondern auch beruflich. Wo kommen diese Anwendungen her?
Diethelm Siebuhr: Die Mitarbeiter setzen privat schon seit langem Applikationen aus der Cloud ein, etwa Mail-Programme oder Dateisysteme wie Dropbox. Auch Portale wie YouTube, Flickr oder eBay sind technisch gesehen Cloud-Applikationen. Je aktiver jemand im Netz ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er gleich eine ganze Menge von Cloud-Programmen einsetzt.
Aber was kann man beruflich damit machen?
Siebuhr: Es gibt zum Beispiel Mitarbeiter, die neben dem offiziellen Mailprogramm des Unternehmens noch parallel ein weiteres verwenden, durchaus auch für Unternehmensbelange. Andere laden ein paar Dateien bei Dropbox hoch, weil sie dann von unterwegs darauf zugreifen können. In den meisten Fällen haben die Mitarbeiter gute Gründe diese Cloud-Applikationen zu verwenden, das sollten Unternehmen nicht unterschätzen.
Wo liegen die Risiken des Einsatzes von privaten Applikationen im Unternehmen?
Siebuhr: Die nicht autorisierte Cloud-Nutzung kann in Verbindung mit Unternehmensdaten überaus gefährlich sein. E-Mails schnell mal von Firmensystem auf Yahoo oder Gmail überspielen oder eine Unternehmenspräsentation mit Angebotsdaten bei Dropbox hinterlegen, das sollte in Hinblick auf die Sicherheit der Daten ein Tabu sein. Die Sicherheitsanforderungen gerade der Publikumsdienste sind nun mal nicht für kritische Unternehmensdaten gedacht. Private Anwender haben andere Kriterien als Unternehmen. Diese sind für die Sicherheit und Integrität ihrer Datenhaltung verantwortlich und können sich im Schadenfall nicht darauf herausreden, dass der Mitarbeiter die Kundendaten doch über das eigene Tablet in aller Welt verteilt habe.
Was kann man gegen die Verwendung solcher Applikationen tun?
Siebuhr: Technisch lässt sich die Verwendung ungenehmigter Cloud-Applikationen nur schwer kontrollieren, geschweige denn verhindern. Das gilt erst recht, wenn die Mitarbeiter mit eigenen Geräten arbeiten – Stichwort: BYOD. In erster Linie muss das Problem intensiv kommuniziert werden, weil bei den meisten Mitarbeitern, die sich auf die eine oder andere Weise fahrlässig der Cloud bedienen, schlicht das Problembewusstsein fehlt. Auch eine entsprechende Betriebsvereinbarung ist nicht verkehrt.
Worin sehen Sie die größte Herausforderung bei Kontrolle von Cloud-Applikationen?
Siebuhr: Dass es die eigene Geschäftsleitung ist, die sich nicht an die Vorgaben hält und einfach Applikationen in der Cloud verwendet, ohne die Verantwortlichen in der IT zu fragen oder auch nur zu informieren. Hier ist in den Chef-Etagen mitunter eine bemerkenswerte Naivität zu beobachten.
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