Was vermeintliche Experten im Web raten Die größten Fehler und Irrtümer bei der Festplattenrettung
SSDs sind ausfallsicher, RAID schützt vor Datenverlust und defekte Festplatten sollten ins Eisfach. Attingo Datenrettung hat die acht populärsten Mythen und Fehler im Zusammenhang mit der Datenrettung zusammengetragen.
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„Jeder Datenträger stirbt. Die Frage ist nur wann“, erklärt Peter Franck, Geschäftsführer und technischer Leiter der Attingo Datenrettung. Meist fallen Festplatten und andere Datenträger ohne Vorwarnung aus. Viele Anwender googeln dann in einem Anflug von Panik. Was allerdings in Web-Foren an Ratschlägen zu lesen ist, gleicht häufig einem schlechten Aprilscherz und kann dazu führen, dass Daten, die man ursprünglich noch hätte retten können, dann endgültig verloren gehen.
Mythos 1: Neue Festplatten fallen nicht aus!
Falsch! Die Betriebsstunden oder das Alter einer Disk beeinflussen die Lebensdauer einer Disk nur unwesentlich. Vielmehr sind der Transportweg vom Hersteller bis zum Server, PC oder Laptop sowie die Umgebungsbedingungen im Betrieb ausschlaggebend. Erschütterungen und eine Überhitzung reduzieren massiv die Lebenserwartung einer Disk. „Wir bekommen gleichermaßen neue und alte Festplatten in unseren Labors. Die Bandbreite geht von Datenträgern mit wenigen Stunden Betriebsdauer bis hin zu Servern mit über 15 Jahren Dauerbetrieb“, bestätigt Peter Franck.
Mythos 2: Löschen? Disks mehrfach überschreiben!
Viel hilft viel – getreu diesem Motto hält sich ein Gerücht hartnäckig. Will man die Daten auf einer Festplatte sicher löschen, dann hilft nur ein mehrfaches Überschreiben. Dieses Gerücht basiert auf einer Theorie zum Restmagnetismus, die jedoch bei der Bauweise heutiger Festplatten irrelevant ist. Vielmehr sollte darauf geachtet werden, dass alle Sektoren tatsächlich überschrieben werden. Attingo stellt im Web Informationen zum richtigen Löschen bereit.
Mythos 3: In der Festplatte ist ein Vakuum.
Ebenfalls weit verbreitet ist die Annahme, dass im Inneren einer Festplatte ein Vakuum ist. Wahr ist hingegen, dass sich in der Disk Luft befindet und über einen Schneckengang Druckunterschiede ausgeglichen werden. Der Schreib-Lesekopf schwebt sogar auf einem dünnen Luftpolster nur wenige tausendstel Millimeter über der Plattenoberfläche. Ohne Luft würde das nicht funktionieren. Daher kann es passieren, dass in großen Höhen die Schreib-Leseköpfe aufgrund der dünnen Luft auf der Oberfläche aufschlagen, was zu Schäden führt.
Kein Gerücht ist hingegen, dass man Disks nicht selbst aufschrauben sollte, denn bereits kleinste Staubpartikel führen zu einem Headcrash!
Weiter mit: Festplatten ins Kühlfach legen!
Mythos 4: Festplatten ins Kühlfach legen!
In vielen Internet-Foren wird eine Art Schocktherapie empfohlen. Um streikende Festplatten wieder zum Laufen zu bringen, reiche es, diese ins Tiefkühlfach zu legen. Das ist glatter Unfug und kann sogar dazu führen, dass einwandfrei arbeitende Festplatten aufgrund von Kondenswasser nach dieser Behandlung defekt sind.
Mythos 5: Solid State Drives sind ausfallsicher!
Richtig ist: SSDs sind ausfallsicher gegen mechanische Schäden. Das ist aber auch nicht verwunderlich, da keine mechanischen Teile verbaut sind. Falsch ist hingegen, dass dieser Datenträgertyp ausfallsicher ist. In vielen Fällen können Daten nur gerettet werden, indem einzelne Speicherbausteine entnommen werden.
Mythos 6: Datenrekonstruktion? Der Disk-Hersteller haftet!
Dass ein Festplattenhersteller haftet und die Kosten für die Datenrekonstruktion übernimmt, ist ebenfalls ein weit verbreitetes Ammenmärchen. Im Garantiefall wird die Festplatte ersetzt. Die Kosten für eine Datenrekonstruktion muss der Anwender jedoch selbst tragen.
Mythos 7: Das RAID-Märchen.
RAID verhindert einen Datenverlust. Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Nicht ganz unschuldig sind die Hersteller, denn entsprechende Werbebotschaften suggerieren das gerne. Richtig ist: Bei RAID 5 kann der Defekt eines Datenträgers, bei RAID 6 der von zwei Disks ausgeglichen werden. RAID hilft aber nicht bei logischen Problemen wie Dateisystemfehlern oder gelöschten Dateien. In diesem Fällen sind auch die besten RAID-Systeme ein Fall für einen professionellen Datenretter.
RAID birgt darüber hinaus noch eine Gefahr: Das Gefühl einer vermeintlichen Ausfallsicherheit kann dazu verleiten, die Datensicherung zu vernachlässigen. Mit fatalen Folgen: Allein in den vergangenen sechs Monaten haben sich bei Attingo die Datenrettungsfälle im Zusammenhang mit RAID 6 verfünffacht.
Mythos 8: Elektronik selbst tauschen.
Es kann vorkommen, dass eine Festplatte mitsamt den darauf gespeicherten Daten noch intakt ist, jedoch die Elektronik streikt. Gerne versuchen dann ambitionierte Laien, die Elektronik gegen eine vermeintlich baugleiche auszutauschen. Das ist nicht ratsam, denn sowohl Firmware-Informationen als auch sogenannte adaptive Parameter werden sowohl auf den Disks selbst als auch im EPROM der Elektronik gespeichert. Diese Parameter sind pro Disk eindeutig, sie enthalten beispielsweise die Korrekturwerte der Schreib-Leseköpfe. Ohne diese Parameter kann eine Disk nicht initialisiert werden, sodass der Datenträger nach dem Tausch ebenso wenig funktioniert wie zuvor. Vielmehr kann der Elektroniktausch dazu führen, dass die Festplatte in eine Fabrikinitialisierung versetzt wird, wobei die Parameter verloren gehen. Das wird teuer, denn dann ist eine Datenrettung nur noch mit einem erheblichen Mehraufwand möglich.
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