Aufbau eines fehlertoleranten Online Business, Teil 1 Die hochverfügbare und performante Web-Präsenz

Autor / Redakteur: Dirk Paessler / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Ein professioneller Web-Auftritt verlangt entsprechende Performance. Aber wie lässt sich ein fehlertolerantes Online Business realisieren? Teil 1 dieser Serie behandelt die Providerauswahl sowie Auto-Healing-Mechanismen für Website und IT-Infrastruktur.

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Bei Paessler hat man viel getan, um die Webservices sicher und verfügbar zu gestalten
Bei Paessler hat man viel getan, um die Webservices sicher und verfügbar zu gestalten
(Bild: Paessler)

Ein funktionierender Internetauftritt, mit Firmenwebsite, Onlineshop, Blog und Ähnlichem, ist längst zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor eines Unternehmens avanciert. Wie die EU-Statistikbehörde Eurostat kürzlich in einer Umfrage feststellte, informieren sich rund 70 Prozent der Deutschen über Produkte und Dienstleistungen im Web, bevor sie Einkäufe tätigen.

Auch deshalb sollten sich Unternehmen im weltweiten Netz professionell präsentieren. Neben einem übersichtlichen Layout, einer bedienungsfreundlichen Navigation und einem ansprechenden Design spielen dabei auch technische Faktoren eine Rolle: beispielsweise die Verfügbarkeit der Seite und die Lade- und Downloadzeiten. Aktuelle Studien belegen, dass lange Wartezeiten beim Laden der Website potenzielle Kunden abschrecken. Somit ist eine mögliche Geschäftsbeziehung bereits vor dem ersten tatsächlichen Kontakt gescheitert.

Hosting als solides Fundament

Fehler, Störungen und Ausfälle beim Betrieb eines Online Business können (und werden) jederzeit auftreten. Es gibt aber eine Reihe von Maßnahmen, mit denen Unternehmen ihren Webauftritt gegen derlei Problematiken absichern können. Am Beispiel der Paessler AG wird im Folgenden gezeigt, wie die Einrichtung eines fehlertoleranten Online Business aussehen kann. Das Nürnberger Unternehmen, Entwickler und Hersteller der Network-Monitoring-Software PRTG, hat seine IT-Infrastruktur und seine Website in sechs Schritten so aufgestellt, dass mögliche Probleme entweder von vornherein ausgeschlossen sind oder kurz nach ihrem Auftreten rasch behoben werden können.

Die Basis dieses Konzepts klingt einfach, ist aber keine Selbstverständlichkeit: Die entsprechende Website muss online und funktionstüchtig sein. Anschließend lässt sie sich optimieren, beispielsweise hinsichtlich ihrer Ladezeit. Die Grundlage dazu bildet ein zuverlässiger Hosting-Anbieter.

In der virtuellen Welt von heute tendieren Firmen vermehrt dazu, Cloud-basierende Services in Anspruch zu nehmen, unter anderem von Anbietern wie Amazon EC2 oder Rackspace Cloud. Paessler hingegen hat sich in puncto Hosting für ein physikalisches Rechenzentrum in Dallas entschieden. Seit nunmehr sieben Jahren laufen Website sowie Online Shop über dedizierte Server von Rackspace.

Bewölkte Aussichten für die Performance

Vor dem Update des Website-Systems im April 2011 testete Paessler die Dienste EC2 und Rackspace Cloud. Ausschlaggebend für die Entscheidung gegen einen Cloud-Anbieter war letztlich die Latenz: Die dedizierten Server erbrachten konstant deutlich bessere Leistungen als die „Server in der Wolke“. Zwar ist der Einsatz physikalischer Server rund dreimal so kostenintensiv wie ein vergleichbares Cloud-Angebot, dennoch überzeugten die kurzen Latenzzeiten und machten diese Investition so schnell wieder wett.

Schritt eins auf dem Weg zu einem fehlertoleranten Online Business ist also ein zuverlässiger Hosting-Anbieter. Bei der Auswahl sollten Unternehmen besonderes Augenmerk auf die Latenz legen. Cloud-basierende Angebote können eine Alternative sein, die allerdings im Vorfeld einer sorgfältigen Prüfung bedarf. Außerdem können sie schnell komplex werden, wenn noch keine Erfahrungen im Umgang mit Cloud-Servern bestehen.

Redundanzen und Auto-Healing: doppelt heilt besser

Nachdem der passende Provider gewählt ist, steht die Absicherung des Hostings im Vordergrund. Ziel ist dabei, das System so zu sichern, dass es selbst bei Störungen einzelner Komponenten weiterhin verfügbar ist. Dazu ist die Einrichtung von Redundanzen unumgänglich. Paessler setzt in diesem Zusammenhang auf Auto-Healing-Mechanismen, die im Falle einer Störung sofort automatisch greifen. Dabei übernimmt im Falle einer Störung oder eines Ausfalls eine Komponente zusätzlich die Aufgaben einer oder mehrerer anderer.

Für seine Website betreibt Paessler seit 2009 eine virtuelle Private Cloud bei Rackspace. Zwei Hypervisoren sind mit dem Rackspace SAN verbunden, an das wiederum fünf virtuelle Maschinen (VM) gekoppelt sind: zwei Linux Webserver für paessler.com, zwei Windows Webserver für das Shop-/CRM-System sowie ein Linux Database Server. Jeder Hypervisor kann sämtliche VMs zu jeder Zeit selbstständig betreiben.

Sollte eine der Komponenten ausfallen, startet die Hochverfügbarkeitslösung VMware High Availability (HA) automatisch die virtuellen Maschinen auf dem anderen Server. Auch die beiden Linux Webserver und die beiden Shop Servers sind als redundante Paare angelegt. Den Webservern vorgeschaltet ist ein Hardware Load Balancer. Er verteilt eingehende Anfragen bezogen auf die Website auf beide Server.

Sollte einer der beiden gestört sein oder muss neu gebootet werden, leitet der Load Balancer automatisch den gesamten Traffic auf den verbliebenen Server um. Der Einsatz virtueller Maschinen bietet darüber hinaus weitere Vorteile für die IT-Abteilung von Paessler. So lassen sich z.B. Upgrades der Hypervisoren auf andere Server Hardware ohne jegliche Downtime durchführen.

Replikation sichert die Kontinuität

Auch für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass der Kontakt zum Rackspace-Rechenzentrum komplett abreißt, hat Paessler vorgesorgt, damit die Website weiter erreichbar ist. Im Data Center von IP Exchange, vor den Toren des Paessler-Stammsitzes in Nürnberg, ist stets eine 1:1-Replikation des Setups aus Dallas verfügbar. Dazu wird die Datenbasis permanent repliziert. Mit wenigen Mausklicks und einer kleinen Änderung im DNS-Eintrag für paessler.com lassen sich Website und Shop bei Bedarf auch von Nürnberg aus betreiben.

Zusätzlich zu den bereits getroffenen Maßnahmen hat Paessler zu Beginn des Jahres eine weitere Redundanz eingerichtet. Die Firmen-Website wird nun über die CloudFront CDN bedient. Dazu zählen Bilder, JavaScript und CSS sowie HTML. Bei Usern, die die Unternehmensseite aufrufen, kommuniziert der Browser nicht mit den Webservern selbst, sondern mit den nächstgelegenen Edge-Servern des Amazon Content Delivery Network. Diese haben eine Kopie der Site gespeichert. Auf diese Weise ist der Online-Auftritt sehr schnell, und selbst kurze Downtimes sind kaum bemerkbar. Es gibt keine transatlantische oder transpazifische Latenz in Europa, Afrika und Asien. Diese Handhabung eignet sich hauptsächlich für (in der Regel) statischen Content. Für Foren und andere Web Pages mit Interaktion ist dies nicht empfehlenswert.

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