Erste App analysiert das Rechenzentrum Ein sicherer Hafen für Big Data von HP

Autor / Redakteur: Michael Matzer / Ulrike Ostler

Mit „Haven“ hat HP vergangene Woche eine integrierte Big-Data-Plattform vorgestellt. Sie umfasst Hadoop (H), „Autonomy IDOL“ (A), „HP Vertica“ (V), Enterprise Security (E) und Applikation (n), kurz „HAVEn“. Vorhandene Bausteine sollen nun mit Apps Big-Data-Analysen in Echtzeit ermöglichen. „HP Operations Analytics“, die erste App, liefert dem Rechenzentrumsleiter eine Art Steuerzentrum

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Die Bausteine der HAVEn-Plattform. Man beachte die zahlreichen Datenquellen.
Die Bausteine der HAVEn-Plattform. Man beachte die zahlreichen Datenquellen.
(Bild: HP 2013)

Fast zwei Jahre lang haben sich Marktbeobachter gefragt, wann HP endlich sein Vertica-System mit der Autonomy-Neuerwerbung verbindet –und auf welche Weise. Endlich ist die Antwort da, und die Lösung ist viel umfassender als erwartet. Mit einem Paukenschlag steigt HP in die Arena mit Big-Data-Platzhirschen wie IBM, Oracle, Teradata und SAP HANA. Glücklicherweise weiß sich die neue Haven-Plattform ((www.hp.com/haven/)) sehr deutlich vom Mitbewerb zu unterscheiden.

Fünf Bausteine

Die Big Data Plattform führt vier vorhandene Bausteine zusammen und erweitert sie um Applikationen. In Hadoops File System HDFS speichert der Nutzer Petabyte verteilter Daten. Um sie mit HP-Werkzeugen auswerten zu können, stellt HP erstens die Software Autonomy IDOL (A) zur Verfügung und zweitens HP Vertica (V), eine spaltenorientierte In-memory-Datenbank, die als Appliance geliefert wird. Vertica soll die Analyse polystrukturierter Daten (strukturierte, halb-strukturierte und unstrukturierte Daten) in Echtzeit erlauben. Insgesamt liefern 700 Konnektoren polystrukturierten Daten an Vertica und Autonomy.

"Mit Autonomy", so der Haven-CTO Girish Mundada, "kann man beispielsweise die Überwachungsvideos aller auf einem Bahnhof oder Flughafen installierten Überwachungskameras durchsuchen, um schnellstmöglich festzustellen, ob ein abgestellter Rucksack vielleicht verdächtig ist."

Mit der Suchmaschine Autonomy seien zum Beispiel alle Ü-Videos des Bombenanschlags von Boston ausgewertet worden. In diesem Zusammenhang liegt der Baustein "Enterprise Security" (E) in Form der Sicherheitslösung HP ArcSight nahe, die Maschinendaten sammelt, vereinheitlicht und für das System aufbereitet.

A und O - Applikationen und Offenheit

Das Ökosystem an Zusatzprodukten und -Services, das mit HAVEn integriert ist.
Das Ökosystem an Zusatzprodukten und -Services, das mit HAVEn integriert ist.
(Bild: HP 2013)
Insgesamt soll Haven dem Prinzip der Offenheit gehorchen, also keinesfalls proprietär erscheinen. Wiederholt beteuerten die HP-Manager, dass sie den berüchtigten "vendor lock-in" der Kunden vermeiden wollen und betonten die Offenheit ihrer Architektur. Nur sie erlaubt die Integration unterschliedlichster Anwendungen und Datenquellen.

Um für Kunden praktischen Nutzen zu liefern, müssen auf jeder Plattform auch Applikationen bereitstehen. Die erste solche Haven-Applikation, HP Operations Analytics, liefert dem Rechenzentrumsleiter eine Art Steuerzentrum.

In einer Demo, die der deutsche Vice President Christoph Pfister leitete, war auf der Kundenkonferenz HP Discover zu sehen, dass dem Nutzer verschiedene Charts wie etwa "Heatmaps" und "Sunbursts" zur Verfügung stehen, um den "Gesundheitszustand" seines Systems in Echtzeit anzuzeigen oder zu untersuchen. Natürlich kann er dabei in der Zeit zurückgehen, um beispielsweise die Entwicklung eines kritischen Trends zu verfolgen und dessen Ursache herauszufinden.

Kein Erfolg ohne Apps

„Mit den Apps“, gab June Manley, HP Global Lead für das Thema Big Data, zu, „steht und fällt der Erfolg von HP Haven. Deshalb haben wir dafür ein eigenes Ecosystem gegründet.“

Dieses Ökosystem umfasse Reseller, Entwickler, Integratoren, Berater und Datenpartner, denn diese stellen die Konnektoren für alle möglichen Datenquellen wie etwa Überwachungsvideos bereit. „Zu solchen Apps gehören selbstverständlich auch mobile und Cloud-Anwendungen“, so Manley.

HP verfügt mit „HP Anywherwe“ über eine Entwicklungs- und Verwaltungsumgebung für mobile Apps. Daher konnte HP auch eine „Service Anywhere“-App zeigen, die auf Haven läuft.

Analysen für die Cloud

Eine weitere, „Cloud Analytics“, basiert auf HP Business Service Monitoring (BSM). Mit der Anwendung „Autonomy Control Point 4.0“ erfüllt HP in Haven auch die Anforderung „Information Governance“: Damit lassen sich, etwa nach einer Firmenfusion, unterschiedliche Datenbestände abgleichen, verdichten und im Hinblick auf Datenschutz bereinigen.

Um jedoch eine Community von App-Entwicklern zu gründen, scheint nichts so geeignet zu sein wie die jüngst kostenlos zur Verfügung gestellte „Community Edition“ von HP Vertica. Mit dieser Software kann der Entwickler immerhin 1 Terabyte an Daten verarbeiten und die gesamte Umgebung auf „Amazon EC2“ deployen.

HP liefert darin einen Hadoop-Konnektor, vorkonfigurierte Skripte für dynamisches Cluster-Management, ein R-Sprachpaket für statische Algorithmen, Storage- und SQL-Funktionen. Auf dem Community-Portal „MyVertica“ sollen sich die Entwickler dann austauschen und zusammenarbeiten können.

Die ersten Kunden

Bestehende Haven-Kunden gibt es laut June Manley bereits in der Finanzbranche, in der Telekommunikationsindustrie und in der Distribution. So wurde etwa Avnet angeführt, ein B2B-Distributor für Elektronik, ein Fortune500-Unternehmen, das 2012 knapp 26 Milliarden Dollar umsetzte. Angesichts des Beispiels, das CTO Girish Mundada anführt, sind sicherlich auch zahlreiche Behörden und Organisationen an den Analysemöglichkeiten, die Haven bietet, interessiert, nicht zuletzt auch am Aufspüren von Schwachstellen in ihrer IT.

HP sieht Wachstumsmöglichkeiten in intelligenten Callcentern, Optimierung von Web Content und vor allem in der Auswertung von Kundeninteraktionen. So führt der HP-Kunde Diversified Agency Services, der Agenturen mit Datenanalysen versorgt, bereits Sentiment Analytics durch: die Auswertung von Kundenäußerungen in Social Media im Hinblick auf Produkt- und Firmenbewertungen.

Ken Perez von Mede Analytics berichtete von der wachsenden Datenflut im Medizinsektor. Mit Lösungen auf Haven könne er nicht nur Daten performanter auswerten, sondern auch komplexere Abfragen ausführen.

Service muss sein

Bei HP geht nichts ohne Services - was ja nichts Schlechtes ist, wenn auch nicht ganz billig. Kathy Garcia von HP Enterprise Services stellte bereits vier "Actionable Analytics Services" vor, bei denen Haven dazu dient, folgende Aspekte zu optimieren: Angebote, Beschaffung, Lagerhaltung und Außendienst. HP Technology Services, drei HP Big Data Infrastructure Consulting Services (darunter auch IT-Sicherheit) und schließlich ein eintägiger Big Data Infrastructure Transformation Experience Workshop sollen dem Kunden den Einstieg in die Haven-Anwendung erleichtern.

Der Mitbewerb

Mit Hilfe der HAVEn-Plattform können HP-Kunden zahlreiche Aufgaben lösen, darunter IT-Operations Management und Security.
Mit Hilfe der HAVEn-Plattform können HP-Kunden zahlreiche Aufgaben lösen, darunter IT-Operations Management und Security.
(Bild: HP 2013)
SAP, IBM, Oracle, Teradata, SAS, EMC, Dell - sie alle haben sich des Thema Big Data auf unterschiedliche Weise angenommen, nicht zuletzt, um ihre Datenbanken, BI-Tools, Server und Storage-Produkte zu verkaufen. Während „IBM Big Insights“ derzeit als schärfstes Konkurrenzprodukt zu Haven erscheint, hat HP kein Problem damit, wenn die eigene Plattform im gleichen Atemzug wie SAP HANA genannt wird.

Das ist kein Wunder, denn SAP ist einer der wichtigsten Technologiepartner. HANA wird von HP sowohl auf der Hardware- wie auf der Software- und Service-Ebene stark unterstützt. Als gemeinsamen Kunden konnten SAP und HP kürzlich den australischen Energieversorger Origin Energy gewinnen.

Wettbewerb und Partnerschaft

Der Erfolg der Plattform hängt von den Partnern ab und ob sie genügend viele Apps für Haven entwickeln, um viele Kunden dafür zu interessieren. Wiederholt wurde in den Statements der HP-Manager deutlich, dass HP gelernt hat, sich auf den indirekten Channel einzulassen und so auch den Mittelstand zu erreichen.

Selbst eine Partnerschaft mit Google ist, wie Meg Whitman zeigte, kein Ding der Unmöglichkeit mehr, sondern der richtige Weg, um den Mittelstand zu erreichen: HP und Google verkaufen jetzt kleine Server für KMUs („HP SMB IT in a Box“) zusammen mit Google Apps.

Der Autor:

Michael Matzer ist freier Autor und lebt in der Nähe von Stuttgart.

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