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MDM greift zu kurz
Während der oben beschriebenen frühen Phase des BYOD-Trends, in der sich IT-Verantwortliche im Wesentlichen auf die Risiken und Fragen des Risikomanagements konzentrierten, entstand ein enormes Interesse an Lösungen für die Verwaltung mobiler Endgeräte (Mobile Device Management, MDM). Heute sind Werkzeuge gefragt, die es ermöglichen, die Vielzahl der neuen, ihnen nicht vertrauten mobilen Endgeräte zu erfassen und überwachen zu können.
Ein Blick auf die hier skizzierten fünf Schritte zur Einbindung von BYOD in eine Strategie für das Enterprise Mobility Management (EMM) zeigt jedoch: In der Tat ist Mobile Device Management ein wichtiger Baustein einer EMM-Strategie – aber eben nur einer von vielen. Denn während die zentralen Fragen im Bereich EMM von der Informationssicherheit über Datenschutz und Compliance bis hin zu Aspekten wie Security Awareness und der Benutzbarkeit reichen, konzentrieren sich die MDM-Anbieter auf die Fragen des Geräte- oder des Lifecycle-Managements (und dies meist ausschließlich für iOS- und Android-Geräte). Erst in jüngster Zeit schicken sich einige der MDM-Anbieter an, auch das Management der (Business-)Apps und der auf den Endgeräten gespeicherten Unternehmensinformationen mit zu berücksichtigen – all dies aber meist ausgehend von einem klar gerätezentrischen Ansatz.
Dieser Fokus auf MDM allein reicht nicht aus: Die Umsetzung einer Enterprise Mobility Management-Strategie erfordert den Einsatz einer vollwertigen Enterprise Mobility Management-Lösung. Eine solche EMM-Lösung muss eine Vielzahl von Funktionen bieten, die vom Management der Endgeräte, Apps und Daten über das Monitoring der Mobilfunknutzung bis hin zum Support von Prozessen wie dem On-/Off-Boarding von Mitarbeitern oder deren Unterstützung beim Fernzugriff durch den Helpdesk reichen. Für eine wirkungsvolle EMM-Strategie müssen alle folgenden Bereiche sinnvoll integriert sein: Mobile Device-, Mobile Application-, Mobile Information- und Mobile Expense Management.
Eine EMM-Lösung muss die volle Bandbreite an Funktionalitäten bieten, um die verschiedenen Einsatzvarianten mobiler Geräte im Unternehmen abzudecken. Hier bildet der klassische, vollständig zentral verwaltete Client (Locked-Down Device, LDD) das eine Ende des Spektrums, während BYOD das andere Extrem markiert. Auf halbem Wege dazwischen findet man den COPE-Ansatz (Corporate-Owned, Personally Enabled): Das Gerät gehört zwar dem Arbeitgeber, aber der Endanwender hat innerhalb gewisser Vorgaben dennoch große Freiheiten auf dem Gerät. Im Fall einer PC-Umgebung wäre dies zum Beispiel ein Notebook, für das der Anwender Admin-Rechte besitzt, im Fall eines iPads die Erlaubnis, auch private Apps zu installieren.
Nur die Kombination der diversen Mobile-Managementdisziplinen schafft die nötige Flexibilität, die den Anwendern in jedem Fall Produktivität garantiert. Denn je nach Einsatzfall – LDD, COPE oder BYOD – greift mal die eine, mal die andere Managementvariante:
- MDM ist nützlich, um unternehmenseigene Geräte zentral zu verwalten (Blacklists, Whitelists, Zertifikate, Fernlöschung beziehungsweise Remote Wipe).
- Mobile Application Management (MAM) erlaubt es dem Unternehmen im COPE- oder BYOD-Szenario, Business-Apps von privaten Apps klar zu trennen. MAM-Anbieter arbeiten gerne mit einem so genannten „Dual Persona“-Ansatz, bei dem jeweils eine Business- und eine private E-Mail-App vorliegen, was aber die Benutzerfreundlichkeit reduziert. Nützlicher ist der Einsatz von Verschlüsselung und per Wrapping abgesicherter nativer Apps. Die Kommunikation zwischen den Apps erfolgt dabei über App-spezifische Micro-VPNs.
- Mobile Information Management (MIM) dient der zentralen Bereitstellung von Informationen, aber auch der Vermeidung von Datenverlusten (Data Loss Prevention, DLP), etwa wenn der Anwender privat unsichere Dienste wie Dropbox statt sicherer Enterprise-Services nutzt. MIM ist ein wichtiger EMM-Baustein: Es muss sichergestellt sein, dass Business-Dokumente immer verschlüsselt gespeichert werden, nur mit einer gesicherten Business-App zu öffnen sind und sich nicht an private Apps oder File-Services weiterleiten lassen.
- Mobile Expense Management (MEM) unterstützt die Kontrolle und Verwaltung der Kosten, die durch mobile Endgeräte und deren Netzanbindung entstehen, zum Beispiel durch Roaming-Gebühren. MEM ist insbesondere bei unternehmenseigenen Endgeräten von Bedeutung, aber auch dann, wenn zwischen Unternehmen und Endanwender eine Rückerstattung beruflich anfallender Kosten vereinbart ist.
Jenseits dieser Facetten des Managements mobiler Endgeräte muss garantiert sein, dass der Anwender stets einen sicheren, hochverfügbaren Zugang zum Unternehmensnetz, seinen Desktop-Anwendungen beziehungsweise seinem Virtual Desktop (VDI) im Data Center erhält. Auch diese Netzanbindung muss performant und von zentraler Stelle aus detailliert zu verwalten sein. Dies stellt sicher, dass die Netzanbindung immer den Benutzeranforderungen entspricht.
Fazit
Trends wie Consumerization und BYOD können IT-Verantwortliche um den Schlaf bringen, wenn Unternehmen diese Entwicklungen nicht mit passenden Strategien auffangen. Dabei aber nur auf MDM zu setzen ist zu kurz gedacht – erst eine umfassende EMM-Lösung bietet eine brauchbare Basis für erfolgreiche Programme im Unternehmen.
Über den Autor
Markus Klein ist Director Systems Engineering Central Europe bei Citrix
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