Gefahr durch Cyberangriffe IDC Studie: Deutsche Unternehmen sind zu wenig geschützt
Obwohl bereits 70 Prozent der befragten Unternehmen in einer IDC-Studie Opfer von Ransomware waren, sehen sich zwei Drittel der Unternehmen gut gewappnet. Doch die Selbstsicherheit ist trügerisch.
Anbieter zum Thema

Während der Corona-Pandemie wurden nicht nur Angreifer besonders aktiv, um die Situation rund um Remote Work über Phishing und Ransomware auszunutzen. Auch die IT-Umgebungen selbst haben sich enorm und vor allem rasant gewandelt, um sich an veränderte Wertschöpfungsprozesse anzupassen. Die Cybersecurity muss sich analog zu den digitalen Umgebungen und Prozessen weiterentwickeln, die sie schützen soll.
Doch mit zunehmender Komplexität wird es für die Security-Verantwortlichen schwerer, entsprechend Schritt zu halten. In der IDC Studie „Cybersecurity in Deutschland 2021“ hat unter anderem aufgedeckt, dass 70 Prozent der befragten Unternehmen bereits Opfer von Ransomware waren. Bedenklich: Fast die Hälfte der befragten Unternehmen und Organisationen beschäftigt sich noch nicht mit dem sogenannten Digital Trust. Befragt hat IDC dazu im September 2021 in Deutschland branchenweit Security-Verantwortliche aus 200 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern.
Unternehmen wollen IT-Sicherheitsbedrohungen selber bewältigen
Obwohl rund 70 Prozent der Unternehmen bereits Opfer von Ransomware gewesen waren, gibt man sich selbstbewusst: Rund 66 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, aus eigener Kraft, auch ohne externe Dienstleister und Experten, sämtliche zukünftigen IT-Sicherheitsbedrohungen bewältigen zu können.
Die Schnittmenge aus beiden Gruppen ist überraschend groß“, erklärt Marco Becker, Senior Consultant bei IDC und Projektleiter. „Dabei ist gemessen an der Häufigkeit der Ransomware-Vorfälle und der Erfolgsquote der Erpresser eine solche Selbstsicherheit absolut nicht gerechtfertigt“. 41 Prozent der Betroffenen hatten letztendlich Datenverluste, häufig trotz Bezahlung. Und auch ein großer Teil derjenigen, die nicht bezahlt haben, hatte dennoch mindestens Schäden aus dem Ausfall der verschlüsselten Systeme.
Erfolgreiche Angriffe, weil Security zu komplex ist
Rund 60 Prozent der Befragten mussten aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Auswirkungen schnell neue IT einführen. Dabei wurde die IT-Sicherheit nach hinten gestellt. Grund ist vor allem die komplexe Security. Neben den immer komplexer werdenden IT-Umgebungen sind die Security-Landschaften gewachsen und bestehen in vielen Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Anwendungen und Anbietern.
So kommen schnell mehr als 20 oder gar 35 verschiedenen Anbietern zum Einsatz. Damit sind Malware, Ransomware, Phishing oder APT-Angriffe (Advanced Persistent Threats) die großen Probleme für die Unternehmen und Organisationen.
Veraltete Security-Prozesse
Neben der schieren Menge an IT-Anwendungen sind es auch die veralteten Security-Prozesse problematisch. Das gaben 21 Prozent der befragten Unternehmen an. Allerdings geht IDC davon aus, dass diese Zahl zu niedrig gegriffen ist und aus der Selbstüberschätzung einiger Unternehmen folgt. „Insbesondere viele der Security-Analytics und -Intelligence-Anwendungen haben noch einen niedrigen Einsatzgrad, wie die Studienergebnisse eindeutig zeigen“, sagt Marco Becker.
„Meldungen, Alerts und Logs einzelner Anwendungen sowie entdeckte Attacken oder Schwachstellen werden dadurch nicht effizient im gesamten Unternehmen geteilt, manche Attacken und Schwachstellen gar nicht erst entdeckt. Stattdessen versacken Alerts unter Umständen in Silos. Das torpediert den Gedanken einer ganzheitlichen und integrierten Security-Umgebung, in der übergreifende Sicherheitsrisiken entdeckt und behandelt werden können.“
Security-Anwendungen sind unumgänglich
Mit dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 werden entsprechende IT-Anwendungen Pflicht. Sie helfen dabei, kontinuierlich und automatisch Angriffe zu entdecken, zu identifizieren, zu vermeiden und wenn möglich auch zu beseitigen. Doch das allein reicht nach Ansicht des IDC nicht. Hier sind prinzipiell intelligente Security-Anwendungen unumgänglich, die auf KI und ML basieren und Anwendern dabei helfen, Security-Prozesse zu orchestrieren und zu automatisieren.
Nur so lässt sich die wachsende Zahl der Angriffsvektoren sowie Nutzer und Geräte absichern und die stark steigende Anzahl von Security-Meldungen bearbeiten.
Unternehmen müssen bei IT-Security noch viel Leisten
Zwar sind nach Ansicht von IDC in den meisten Fällen die Basisanforderungen erfüllt, aber die Unternehmen sind für künftige Anforderungen nicht ausreichend geschützt. Das liegt auch daran, dass IT-Security kulturell bedingt noch einen zu niedrigen Stellenwert in Unternehmen einnimmt. Egal, ob Management oder bei den Anwendern.
Viele Unternehmen werden Probleme bekommen, da die Anzahl der Bedrohungen weiter steigen wird oder gar komplexe Angriffe zu erkennen. Insbesondere in Zeiten zunehmender, oft auch politisch motivierter Angriffe auf wirtschaftliche Ziele ist das eine höchst bedenkliche Entwicklung.
IDC sieht aber auch die Anbieter von IT-Security-Produkten und -Services in der Pflicht: Der Markt für Cyber- und IT-Security wird zunehmend komplizierter. Hier müssen laut IDC die Hersteller nachbessern und Schulungen sowie mehr Beratungen anbieten. Wichtig sei auch, das ihre Lösungen in Security-Plattformen und Ecosystems integriert werden und schlussendlich Cloudready werden. Zudem sollten Security-Anbieter auch verstärkt an der Optimierung ihrer Lösung für Managed Service Provider arbeiten, um gemeinsam auch die komplexen, aber nötigen ITSecurity-Lösungen als Managed Service anbieten zu können.
(ID:47986154)