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Nicht nur Infrastruktur-Ausfälle bedeuten Gefahr
So raffiniert wie Stuxnet muß ein Angriff aber übrigens gar nicht sein. McAfee meldete kürzlich mit „Night Dragon“ einen weltweiten Angriff auf Energieunternehmen. Mit einfachen, zum Teil schon seit 1999 bekannten Methoden wurden hoch sensible Informationen über die Explorationskosten bestimmter Öl- und Gasfelder und über Auktionsstrategien für neue Ölfelder etc. geklaut.
Aus den täglich etwa 55.000 bei McAfee untersuchten Malware-Angriffen würde Night Dragon dann doch auffallen, sagt zumindest McAfees CTO George Kurtz in seinem Blog. Denn hier werden immerhin Informationen über schwere Milliardendeals entwendet – die, so wird vermutet, nach China abgeflossen sind. Die Pressemitteilung zeigt für mich drei Dinge auf:
- IBM hat verstanden, dass das Thema der Sicherheit für den Erfolg des „smart was-auch-immer“ ein entscheidender Faktor ist – das ist positiv
- Selbst IBM hat hier derzeit aber eher Punktlösungen als ein Gesamtkonzept zu bieten (aber immerhin)
- Die smarten Netze entstehen heute schon, mit mangelndem Schutz – unzureichend gesicherte Smart Meter sind ein Beispiel. Stuxnet hat eine andere Schwachstelle aufgezeigt und weitere werden folgen, da bin ich mir sicher.
Wie in den Unternehmen gilt auch hier leider zu oft das Argument, dass man die Entwicklung nicht durch Sicherheitsbedenken behindern sollte. Gerade bei den Smart-Technologien ist das aber falsch. Ohne „Security by Design“ wird Stuxnet ein harmloser Anfang von schwerwiegenden Attacken sein, die ganze Volkswirtschaften empfindlich treffen können.
Mit Sicherheit smart
Nur ein „Secure Smart Planet“ ist wirklich smart. Technologien, bei denen das Thema Sicherheit nicht ausreichend adressiert wurde, mögen alles Mögliche sein – smart sind sie nicht. Das gilt eben auch für die heutigen Not-so-Smart Meter und viele andere Dinge.
Entsprechend muss man auf allen Ebenen – bei Technologie-Anbietern, bei den nutzenden Unternehmen wie Stromversorgern, bei der staatlichen Förderung – heute in die Forschung, Entwicklung und Umsetzung der Sicherheit investieren. Nur auf diesem Weg erreicht man das ebenso hehre wie löbliche Ziel eines „Smarter Planet“ zu erreichen.
Dabei sollte man smart aber nicht nur als Schlagwort für das Marketing sehen, sondern daran arbeiten, durchgängige Sicherheitskonzepte zu realisieren, um die unvermeidlichen Risiken einer noch viel enger vernetzten Welt zu minimieren. Hier stoßen heutige Konzepte an ihre Grenzen, hier steht noch viel Arbeit an.
Ohne Forschung, ohne Standardisierungsinitiativen und ohne massive Investitionen in die Sicherheit ist „Smart“ aber eher eine Drohung als ein Versprechen. Und ohne eine konsequente Investition in sichere Softwareentwicklung, um Lücken erst gar nicht entstehen zu lassen, geht es ebenfalls nicht.
Selbst wenn große IT-Unternehmen die Prozesse heute verstärkt umsetzen, entstehen durch Akquisitionen doch immer wieder neue Schwachstellen, die dann adressiert werden müssen. Aber das ist ein Thema für die nächste Kolumne.
Martin Kuppinger ist Gründer des Analystenunternehmens Kuppinger Cole, das sich mit digitalen Identitäten, Identity und Access Management, GRC (Governance, Risk Management, Compliance) und Cloud Computing beschäftigt.
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