IT-Executive Summit 2022 Lösungen für eine Welt im Umbruch
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Knuth Molzen ist Global Head Digital Solution Sales bei T-Systems und wagt sich an eine Utopie für die digitale Welt im Jahr 2030. Bis es so weit ist, haben Unternehmen viel zu tun. Doch zahlreiche Trend-Themen sorgen in der IT-Branche für eine starke Nachfrage seitens der Kunden.

ITB: Worin liegen momentan die Herausforderungen für Ihr Unternehmen? Und: Welche Stellschrauben drehen Sie, um mit diesen umzugehen?
Molzen: Aktuell fragen unsere Kunden die Modernisierung ihrer Applikationen und der dahinterstehenden Business Prozesse mehr denn ja nach – auch bedingt durch Corona und die zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten. Die größte Herausforderung für uns liegt darin, diese Nachfrage auch zu bedienen, da in vielen Bereichen Spezialisten benötigt werden, die nur schwer am Markt zu finden sind. Wir haben hier ein paar Hebel definiert.
- Ein gutes Partner Eco System: Jede Industrie hat ihre spezifischen Anforderungen beim Thema Modernisierung der IT-Landschaft mit individuellen Legacy-Problemen. Wir als Dienstleister müssen all diese Aspekte verstehen und entsprechend die Ziele einer zukünftigen IT-Landschaft sowie das richtige Partner-Ökosystem identifizieren und mit diesen eng zusammenarbeiten. Denn die Wahl der richtigen und strategischen Partner für jede Industrie ist entscheidend, da so Lieferfähigkeit und Expertenwissen schnell und unkompliziert zur Verfügung gestellt werden können.
- Die eigene Belegschaft: Wir versuchen stetig, diese zu verstärken und neue Kräfte für unser Unternehmen zu gewinnen. Derzeit wachsen wir allein in der Portfolio Unit Digital Solutions innerhalb von T-Systems um rund 300 Mitarbeiter pro Monat, darunter auch junge Absolventen oder duale Studenten, und dies weltweit in allen unseren Landesniederlassungen und Produktionsstandorten.
- Der Factory Approach: Bei der Bereitstellung von Leistungen und Services haben wir so genannte Agile Software-Factories aufgebaut, die statt dezidierter Teams einen kompletten Service zur Verfügung stellen. Die Vorteile: Wir können deutlich kosteneffizienter und schneller für unsere Kunden produzieren und mittels DevOps eine Ende-zu-Ende-Verantwortung für unsere Leistungen anbieten.
- Einen Asset-Katalog: Muss man das Rad jedes Mal neu erfinden? Wir finden nein. Stattdessen setzen wir auf „reusable assets“, also Software, die auch für andere Themen und Projekte wiederverwendbar ist. Wir incentivieren auch unsere Mitarbeiter, neue Assets zu entwickeln und diese in unserer Unternehmensinternen Open Source Datenbank zur Verfügung zu stellen. Das macht uns schneller und flexibler und steigert zudem die Qualität unserer Lieferfähigkeit.
- Agile Arbeitsmethoden: Die Zeit der Silos ist vorbei und kollaborative und agile Zusammenarbeit steht bei uns im Fokus und wird über alle Managementebenen auch vorgelebt und gefördert, und das nicht nur in unserer Einheit, sondern unternehmensweit.
ITB: Wohin bewegt sich der ITK-Markt? Mehr Services, mehr Cloud, mehr Automatisierung?
Molzen: In der aktuellen geopolitischen Unsicherheit und der Sorge vor einer Rezession zeigt sich ein klarer Trend bei unseren Kunden: feste Kosten in variable Kosten umwandeln und die starke Nachfrage nach flexiblen As-a-Service-Modellen. Auch der Trend zur Cloud bleibt ungebrochen, dabei stehen B2B-Lösungen im Fokus, die Standardsoftware verwenden und mittels LowCode, RPA und API-Management miteinander vernetzt werden. Ein zusätzlicher Trend liegt in der Souveränität der Daten sowie dem Schutz der individuellen digitalen Identität, wie zum Beispiel Gaja-X in der öffentlichen Verwaltung, Catena-X bei Automotive oder auch die Self Sovereign Identity (SSI) im Zusammenhang mit der elektronischen Patientenakte im Gesundheitsmarkt.
ITB: Wie sieht die ITK-Welt 2030 aus? Gerne eine Utopie…
Molzen: Wir leben in einer komplett vernetzten Welt über alle Behörden, Industrien und Landesgrenzen hinweg: In dieser ‚Shared Economy‘ gibt es keine Datenkraken mehr, da die digitale Souveränität von Daten, Knowhow und die Identität jeder einzelnen Person geschützt ist und in Eigenverantwortung entschieden werden kann, welche Daten mit wem, wozu und wie lange geteilt werden. Produktionsprozesse in Unternehmen sind durch Campusnetze und digitale Lösungen voll automatisiert und über Unternehmensgrenzen hinweg vernetzt. Autonomes Fahren ist flächendeckend eingeführt, alle Liefer- und Logistikketten sind vernetzt und automatisiert und mittels KI wurde der CO2 Ausstoß halbiert. Bis dahin ist es sicherlich noch ein langer Weg – aber eine flächendeckende Digitalisierung kann, wenn sie verantwortungsbewusst umgesetzt wird, zu einer gerechteren und besseren Welt führen, bei der der Planet und die Menschen im Fokus stehen.
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