Digitale Transformation in der Industrie Managed-Private-5G-Lösungen von NTT und Cisco

Von Barbara Miletic Lesedauer: 5 min |

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Weniger Latenzen, sicherer und zugangsbeschränkt, das sind die Vorteile eines Private-5G-Netzes. Nun arbeiten Hersteller Cisco und Dienstleister NTT zusammen, um ihre Kompetenzen zu bündeln und Kunden 5G zügig zur Verfügung zu stellen, auch in einer Managed-Version.

NTT und Cisco geben ihre Zusammenarbeit bekannt: Gemeinsam möchten sie Managed Private 5G für Unternehmen anbieten.
NTT und Cisco geben ihre Zusammenarbeit bekannt: Gemeinsam möchten sie Managed Private 5G für Unternehmen anbieten.
(Bild: Parradee - stock.adobe.com)

In Deutschland hinkten Unternehmen bei der Digitalen Transformation bislang hinterher. Wenn es um den Ausbau privater 5G-Netze geht, stehen viele Entscheidungsträger vor Herausforderungen. Auf der anderen Seite werden Vorteile und die Relevanz von 5G zunehmend mehr erkannt – es tut sich einiges.

„Die Unternehmen brauchen einen Zugriff auf einfache Lösungen für komplexe Probleme“, so Kai Grunwitz, CEO NTT Germany. NTT und Cisco greifen mit den gemeinsamen Managed-Private-5G-Lösungen unter die Arme. Ziel: eine flächendeckende Modernisierung des Industriestandorts Deutschland.

Erstes Ziel ist es, die Edge-Konnektivität durch NTTs Managed-Private-5G-Lösung in Kombination mit der Intel-Hardware zu beschleunigen. Dadurch können die Unternehmen Private 5G nahtlos in die LAN-, WAN- und Cloud-Infrastruktur integrieren.

NTT wird für die Private-5G-Lösung von Cisco einige Aufgaben übernehmen. Dazu gehören unter anderem das Design der Netzwerkinfrastruktur, das Deployment, der Betrieb, die Entwicklung von Anwendungsfällen, die Beschaffung von Geräten, die Sicherstellung der Kompatibilität und die Durchführung des End-to-End-Testings.

Warum Unternehmen vor 5G-Ausbau zurückschrecken

Den meisten Unternehmen fehlen entsprechende Kenntnisse und Tools. Auch der Mangel an Sicherheitsexperten, die dies umsetzen können, trägt zu Verzögerungen bei. Als häufigste Hürde wird die Integration der Technologie in bestehende Systeme und Netzwerke genannt – heißt es im Report „Private 5G here and now“ von Economist Impact und NTT. Die Komplexität im Zusammenhang mit dem Deployment und Management privater 5G-Netze wird des Weiteren als Hindernis genannt. Die dritthäufigste Schwierigkeit seien fehlende technische Fähigkeiten und Fachwissen der Mitarbeiter für die Verwaltung von 5G-Netzwerken – fast ein Drittel der Unternehmen sieht sich mit dieser Problematik konfrontiert.

„Die größte Herausforderung bei der Einführung eines privaten 5G-Netzes ist sicherlich die Investitionsentscheidung“, führt Marcus Giehrl, Practice Director Innovations and Smart Technologies bei NTT Ltd. in Deutschland, aus. Damit Unternehmen den kommerziellen Nutzen eines privaten 5G-Netzes abschätzen können, müssen sie die aktuellen und zukünftigen Potenziale erkennen und bewerten können. Das bedeutet, konkrete Anwendungsfelder zu finden, die die Investition betriebswirtschaftlich rentabel machen. „Um die Vorteile von 5G wirklich umfassend erschließen zu können, sollten deshalb am besten externe Berater hinzugezogen werden“, rät Giehrl. NTT hat diese Fähigkeiten beispielsweise in einem „Agile Innovation Framework“ gebündelt, das Kunden dabei hilft, individuelle 5G-Anwendungsfälle zu identifizieren und diese in PoCs zu verproben.

In vielen deutschen Unternehmen wird die Digitale Transformation vor allem durch ein ungesundes Mindset ausgebremst.

Marcus Giehrl, NTT

5G als Beschleuniger

„Die Studie zeigt deutlich, dass die Einführung von privatem 5G für viele Unternehmen ein wichtiges Thema ist. Die Firmen werden durch diese einen deutlichen Wettbewerbsvorteil haben. Ob nun Digitalisierung der Fabriken, autonomes Fahren oder intelligente Medizin – privates 5G hilft, das eigene Geschäftsmodell sicher zu digitalisieren“, erklärt Grunwitz.

Auf der anderen Seite zeigen die Untersuchungen von NTT und Economist Impact starkes Interesse an privaten 5G-Netzen. 90 Prozent der Führungskräfte erwarten, dass diese zum Standard werden. Das Ziel dahinter ist laut der Befragten, die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit zu verbessern.

  • 30 % nutzen bereits privates ein 5G-Netz oder sind dabei, eines einzurichten.
  • 40 % der deutschen Unternehmen richten unter den Befragten 5G ein.
  • Es folgen 28 % der britischen, 26 % der japanischen und 24  % der amerikanischen Unternehmen.

Unternehmen mit personenbezogenen, sensiblen Daten profitieren von privaten 5G-Lösungen. Diese Netze sind durch den lizensierten Frequenzbereich quasi geschlossen und damit komplett in der Kontrolle des Unternehmens. Daher werden private 5G-Netze oft zusätzlich zu existierenden Wi-Fi-Infrastrukturen aufgebaut. So können die sensiblen Daten geschützt und zugleich Performance und Stabilität von 5G genutzt werden.

5G fördert Sicherheit

Cyberbedrohungen wie Ransomware stehen mittlerweile an der Tagesordnung. Angriffe werden raffinierter. Sicherheitsbedenken beschleunigen die Einführung von privatem 5G. Andere Schmerzpunkte liegen in der Kontrolle über die eigenen Daten, bei der Abdeckung und Geschwindigkeit sowie bei den Latenzzeiten des derzeitigen Service-Providers.

Gerade für die Industrie würde 5G enorme Vorteile bringen. Einer davon wäre die Verringerung von Latenzzeiten. Dennoch sind nach wie vor oft Investitionen ein Grund, weshalb insbesondere Mittelständler den Sprung auf 5G scheuen. Sinnvoll für sie könnte es daher sein, Partner zu finden und das Projekt im Rahmen eines As-a-Service-Angebots zu realisieren. Wer frühzeitig umsteigt, kann sich langfristig Vorteile erarbeiten und sich durch Erfahrungen mit 5G weiterentwickeln.

Immer mehr Netzwerkbetreiber möchten zudem mehr in die Sicherheit investieren. Laut einer Studie von Trend Micro und GSMA Intelligence verkaufen 68 Prozent der Netzwerkbetreiber private drahtlose Netzwerke an Unternehmenskunden. Der Rest plant, dies bis 2025 zu tun. 77 Prozent von ihnen planen, Sicherheit als Teil der privaten Netzwerklösung anzubieten.

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Unternehmen und öffentliche Einrichtungen profitieren von privaten 5G-Lösungen, wenn sie die lizenzrechtliche Bindung an bestimmte Grundstücksflächen geschickt nutzen. Die Konnektivität in diesem Areal kann verbessert werden. Mitarbeiter profitieren von einem „drahtlosen LAN“ mit hoher Geschwindigkeit. Auch IoT-Lösungen bieten sich hier an. Ohne 5G-Netze sind diese sonst nur mit aufwendigen Baumaßnahmen für eine kabelgebundene Netzinfrastruktur realisierbar.

Industrietransformation vorantreiben

„NTT und Cisco haben sich verpflichtet, eine einfach zu verwaltende, rein private Netzwerklösung zu entwickeln“, erklärt Shadid Ahmed, Executive Vice President. Die Partner möchten das sichere Private-5G-Netzwerk für global agierende Unternehmen bereitstellen.“

Ein Vorteil bei der Zusammenarbeit: Beide Partner sind schnell in der Lage, „kritische Industrie 4.0“-Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören beispielsweise Push-to-talk-Kommunikation über Walkie-Talkies, fahrerlose Transportsysteme (AGV), permanent verbundene PCs für mobile Mitarbeiter oder Machine Vision für prädiktive Wartung.

Was ist Machine Vision und Computer Vision?

Machine Vision ist ein Teilbereich von Computer Vision, auch wenn beide Begriffe oft synonym verwendet werden.

Machine Vision ist eine Technologie der industriellen Bildverarbeitung, bei der Kamerabilder genutzt werden, um bestimmte Aufgaben zu automatisieren – beispielsweise in einer Produktionsumgebung oder einer Fertigungsstraße.

Unter Computer Vision versteht man die generelle Fähigkeit von Computersystemen, aus visuellen Inhalten bestimmte Informationen für digitale Prozesse zu generieren.

Masum Mir, Senior Vice President und General Manager, Provider Mobility bei Cisco Networking erklärt hierzu: „Das über die Cloud verwaltete Private 5G können Nutzer zusammen mit gemeinsamen Richtlinien und einer Zero-Trust-Architektur nahtlos in das Unternehmensnetzwerk integrieren. Diese Sicherheitsmaßnahmen tragen dazu bei, technische, finanzielle und betriebliche Risiken zu reduzieren, die mit der Verwaltung von 5G-Netzwerken verbunden sind.“

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