Open-Source-Datenbank erhält professionelle Services inklusive MariaDB für kritische Anwendungen
Mit MariaDB TX 2.0 und MariaDB AX versucht der finnische Datenbankhersteller seine Lösung auch als Rückgrat für kritische Anwendungen zu empfehlen. Dazu verbindet er die Datenbanken mit Tool und Services.
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Open Source ist bei Web-Servern, Online-Shops und Datenbank-Management-Systemen (DBMS) eine gängige Alternative zu proprietären Lösungen. Jedoch sind die Einsatzszenarien für freie Software nach wie vor in den meisten Unternehmen auf Anwendungen beschränkt, die für den Geschäftsbetrieb nicht unverzichtbar sind. In unternehmenskritischen Bereichen verlassen sich viele Unternehmen dann doch lieber auf kommerzielle Closed-Source-Angebote der Branchen-Schwergewichte.
Vor allem im Datenbank-Bereich sind viele Unternehmen zurückhaltend. Denn Datenbanken bilden mehr denn je das Rückgrat eines Unternehmens. Hier geht es nicht primär um die Vorteile von Open-Source-Lösungen in puncto Funktionen oder Kosten. Im kritischen Einsatz ist vielmehr ein breites Angebot an Dienstleistungen rund um Implementierung und operativen Betrieb gefordert, um Probleme schnell aus der Welt zu schaffen. Die Anbieter von Open-Source-DBMS konnten in dieser Hinsicht bislang nicht mit den großen proprietären Herstellern mithalten.
MariaDB TX für Transaktionsaufgaben
Mit zwei nun angekündigten Pakten will MariaDB diese Lücke schließen und im Kampf um zahlende Kunden den Branchengrößen Marktanteile abnehmen: MariaDB TX 2.0 und MariaDB AX. Das Kürzel TX steht dabei für Transaktion, eine Grundtugend von Datenbanken in kritischen Einsatzbereichen. Hinter MariaDB TX 2.0 verbirgt sich ein Paket aus auf Transaktionen ausgerichteten Produkten, Dienstleistungen und Werkzeugen, mit denen Unternehmen einerseits von den Vorzügen einer quelloffenen Lösung profitieren sollen, ohne andererseits auf die wichtigen Mehrwerte einer proprietären Datenbank verzichten zu müssen.
Für Unternehmen, die bereits MariaDB einsetzen, klingt das bekannt. Und in der Tat lassen sich die meisten Services und Hilfsmittel, die nun in MariaDB TX 2.0 zusammengefasst wurden, schon lange beim Anbieter abrufen. „Für die Bezeichnung 2.0 haben wir uns entschieden, weil wir die einzelnen Komponenten von MariaDB TX unseren Kunden schon immer bereitstellen konnten“, so Roger Bodamer, Chief Product Officer der MariaDB Corporation. „Wir haben nun aus unserer Technologie und unseren Dienstleistungen sowie Werkzeugen ein vollständiges transaktionales Datenbankpaket geschnürt, das unserer Meinung nach dem Bedarf der Kunden besser entgegenkommt.“
JSON weitgehend implementiert
Das technologische Zentrum der beiden Bundles bilden der aktuelle MariaDB-Server in Version 10.2 sowie der Datenbank-Proxy MaxScale 2.1. Mit dem Release 10.2 hat MariaDB einige Schritte unternommen, die den Einsatz in geschäftskritischen Anwendungen erleichtern. Augenfälligste Neuerung: Mit MariaDB TX 2.0 kann nun JSON (JavaScript Object Notation), der Quasi-Standard für den Datenaustausch zwischen Applikationen, als umfassend implementiert gelten. Dieses ist für moderne Anwendungen ein fast unverzichtbares Merkmal, JSON nimmt auch in der digitalen Transformation und bei Industrie 4.0 eine wichtige Rolle ein: Das Datenformat kommt nicht zuletzt bei Anwendungen für IoT (Internet of Things) und mobilen Apps häufig zum Einsatz.
MariaDB TX 2.0 ergänzt die Funktionalität von Abfragen durch mehrere neue Funktionen, einschließlich Common Table Expressions und Window-Funktionen. Common Table Expressions vereinfachen das Lesen und die Pflege komplexer Abfragen durch Zerlegung in einfachere Bausteine. Window-Funktionen ersetzen teure Unterabfragen und Selbstverknüpfungen, wodurch Abfragen einfacher zu lesen sind und die Leistung der gesamten Abfrage erhöht wird.
Zurück zu InnoDB
Neues bietet MariaDB TX auch bei den Storage-Engines. Für transaktionale Datenbanken nutzte der Hersteller in den vergangenen Releases standardmäßig XtraDB. Obwohl XtraDB ein Fork der verbreiteten InnoDB-Engine ist, kam es doch in manchen Einsatzszenarien zu Kompatibilitätsproblemen. Viele Administratoren nutzen deshalb InnoDB als Plug-In. Mit MariaDB 10.2 setzt der Hersteller deswegen nun auf InnoDB als Standard-Engine, Kompatibilitätsprobleme sollten damit der Vergangenheit angehören.
Daneben verfügt MariaDB 10.2 nun über die von Facebook entwickelte und für den Einsatz von SSDs optimierte Engine MyRocks der Datenbank RocksDB. Der große Vorteil der MyRocks-Engine ist ihr geringerer Speicherbedarf. Im Vergleich zu einem komprimierten InnoDB-Table benötigt MyRocks nur rund die Hälfte an Speicherkapazität. Denn nach wie vor sind SSDs deutlich teurer als herkömmliche Festplatten. Auch ist MyRocks bei den Lese- und Schreibzugriffen so angepasst, dass zum einen die - nach wie vor eingeschränkte - Lebensdauer der SSDs nicht unnötig belastet und zugleich der I/O möglichst effizient genutzt wird. In MariaDB TX ist MyRocks eine interessante, leistungsoptimierte Alternative zu InnoDB.
Aufrüsten gegen Angriffe
Nicht nur vor dem Hintergrund der aktuellen Angriffe auf die IT weltweit rückt auch die Sicherheit der gespeicherten Daten in den Fokus. Denn mit der EU-weiten Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ist es ab Mai 2018 Sache des Unternehmens, die Einhaltung der strengen Vorgaben nachzuweisen. Die Verordnung muss bis Mai 2018 umgesetzt sein, bei Verstößen drohen dann empfindliche Strafen. MariaDB reagiert bei seinem TX-Angebot auf diese Anforderungen: Sensible Daten können bei der Rückgabe maskiert werden. Sinnvoll ist das vor allem bei personenbezogenen Daten. Zudem lässt sich die maximale Zahl der auf eine Abfrage gelieferten Ergebnisse begrenzen und so Denial-of-Service-Angriffe unterbinden.
Mit im TX-Paket ist zudem der Datenbank-Proxy MariaDB MaxScale in der aktuellen Version 2.1. Dieser sitzt als Schicht über den einzelnen Nodes und stellt Hochverfügbarkeit, Sicherheit sowie Load Balancing des Datenbank-Clusters sicher. Im Vergleich zu der Vorversion wurden vor allem Performance und Sicherheit nochmals verbessert.
MariaDB AX für Analytics
Für Unternehmen, die ein Data Warehouse für Analytics benötigen, hat MariaDB das Paket MariaDB AX geschnürt. Dieses unterscheidet sich im Wesentlichen dadurch von MariaDB TX, dass AX auf massiv parallele Verarbeitung von Daten in einer hochgradig verteilten Architektur ausgelegt wurde. Dazu kommt die spaltenbasierende Storage-Engine ColumnStore zum Einsatz.
Professional Services für beide Pakete
Neben den funktionalen Verbesserungen umfassen MariaDB TX 2.0 und AX zahlreiche Services und Tools, die für den sicheren Betrieb im Unternehmen notwendig sind. Dabei sagt MariaDB eine Reaktionszeit von 30 Minuten bei Notfällen zu und bietet Support rund um die Uhr an. Remote Administration ist ebenso möglich wie Migrations-Unterstützung, Schulungen oder Beratungsleistungen. Auch die wichtigen Werkzeuge für Backup, Administration oder Monitoring stehen den TX- und AX-Abonnenten zur Verfügung.
Insgesamt geht MariaDB mit den neuen Unternehmenspaketen einen sinnvollen Weg, indem wichtige technologische Merkmale mit den für den Unternehmenseinsatz unverzichtbaren Services zu einem übersichtlichen Angebot kombiniert werden. So ist MariaDB-Manager Bodamer auch vom Erfolg von MariaDB TX 2.0 überzeugt: „Mit MariaDB TX bieten wir eine Open-Source-Datenbank an, die auf jahrzehntelanger Entwicklung beruht und die viele neue Funktionen wie MyRocks-Unterstützung oder Datenmaskierung bietet. MariaDB ist aus meiner Sicht nun die funktionsreichste Open-Source-Datenbank und hat den umfangreichsten Hersteller-Support für Unternehmenskunden.“
* *Jan Schulze ist freier Journalist.
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