Acht Zeichen lange Passwörter bieten kaum noch Schutz Nachholbedarf bei Authentifizierung im Internet

Autor / Redakteur: Wolfgang Kandek, Qualys / Stephan Augsten

Lange Zeit galt die Regel, dass achtstellige Passwörter bestehend aus Klein- und Großbuchstaben sowie Zahlen und Sonderzeichen genügend Schutz bieten. Angesichts der Rechenleistung heutiger Computercluster und Botnetze ist diese Vorstellung aber überholt. Wir alle müssen uns besser absichern.

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Ehemals als sicher erachtete Passwörter lassen sich mittlerweile leicht knacken.
Ehemals als sicher erachtete Passwörter lassen sich mittlerweile leicht knacken.
(Bild: Spartak - Fotolia.com)

Wolfgang Kandek: „Ein aktueller Rechencluster macht es möglich, ein achtstelliges Passwort in rund 30 Stunden zu knacken.“
Wolfgang Kandek: „Ein aktueller Rechencluster macht es möglich, ein achtstelliges Passwort in rund 30 Stunden zu knacken.“
(Bild: Qualys)
Jüngst gelang es Spam mit Werbung für Schlankheitsmittel, in meinen E-Mail-Account vorzudringen. Die unerwünschte Nachricht konnte alle Abwehrvorrichtungen und Filter umgehen, weil sie über das E-Mail-Konto meiner Tochter verschickt worden war, das meinem System als vertrauenswürdige Quelle bekannt ist.

Als ich nach den Ursachen forschte, stellte sich heraus, dass meine Tochter von der Sicherheitspanne bei Tumblr betroffen gewesen war. Damit nicht genug, hatte sie ihr Tumblr-Passwort auch noch für ihr Gmail-Konto verwendet. Nachdem die Angreifer ihr Passwort geknackt hatten, konnten sie in ihrem Namen Spam versenden.

Passwort-Diebstahl ist zunehmend an der Tagesordnung. Angreifer übernehmen die Kontrolle über einen Computer, indem sie eine Schwachstelle im zugrundeliegenden Betriebssystem oder in einer Anwendung ausnutzen, und erhalten dadurch Zugang zum Passwortspeicher des Systems.

Sofern das angegriffene System eine Website ist, hat der Angreifer möglicherweise eine Sicherheitslücke in der Webanwendung der Website ausgenutzt – zum Beispiel eine SQL-Schwachstelle –, um in die Systemdatenbank zu gelangen. Und wenn die Site viele Nutzer hat, hat er nun möglicherweise Zugriff auf Hunderttausende von Benutzernamen, E-Mail-Adressen und Passwörtern.

Passwort-Cracking wird immer einfacher

Passwörter werden normalerweise aber nicht in Klartext, sondern verschlüsselt als Hash-Werte abgelegt. Im Idealfall verlängert der Service-Anbieter das Passwort vorher noch um einen Zufallswert (Salt), um das Knacken zu erschweren.

Für den Angreifer sind die Passwörter somit nicht unmittelbar von Nutzen. Die Verschlüsselung muss geknackt werden – ein zeitraubendes Trial-and-Error-Verfahren, bei dem Milliarden von Zeichenkombinationen durchprobiert werden müssen.

Doch die Technologie in diesem Bereich ist weit fortgeschritten, und moderne Password-Cracking-Programme nutzen Rechencluster, um den Cracking-Prozess zu verteilen. Jeder Rechner setzt mehrere leistungsstarke Grafikadapter ein, um die Rechenoperationen zu beschleunigen, die für das Cracken erforderlich sind.

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