Neuer Personalausweis – immer mehr Pannen nPA: Software-Probleme, falsche Ausweise, schlechter Service, lange Wartezeiten

Redakteur: Gerald Viola

Langsam wird es peinlich: „Meine wichtigste Karte“ (Werbeslogan für den neuen elektronischen Personalausweis, nPA) verliert an Vertrauen. Die neueste Panne: Mindestens 130 falsche Ausweise! Die fehlerhaften Dokumente dürfen nicht ausgehändigt werden.

Anbieter zum Thema

Aufgefallen ist das zuerst im südhessischen Riedstadt (Landkreis Groß-Gerau). Statt der ausstellenden Behörde prangt auf den Dokumenten der Schriftzug „Der Bürgermeister“.

„Uns trifft keine Schuld. Wir haben sorgfältig und fehlerfrei gearbeitet“, sagt Petra Fischer, die Leiterin des Ordnungsamtes von Riedstadt, laut Medienberichten. Verantwortlich sei ein Fehler in der Software des IT-Dienstleisters für Kommunen, ekom 21.

Auch im zuständigen Bundesinnenministerium hieß es, dieses regionale Rechenzentrum mit Sitz in Gießen sei verantwortlich. ekom21 habe ein Softwareprogramm der Bundesdruckerei zur Ausstellung von Personalausweisen geändert, um es auf die Bedürfnisse der von ihm betreuten Kommunen anzupassen.

„Wir prüfen zur Zeit, ob und wo ein Fehler in der Software vorliegt“, sagte ein Sprecher von ekom21. Während das Bundesinnenministerium von einem „regionalen Problem“ spricht, räumte das Unternehmen ein, dass der Fehler in 129 hessischen Kommunen auftreten könne.

Nächste Seite: Probleme in Mittelfranken – Hortet die Bundesdruckerei die Ausweis-Anträge?

Wer später den nPA beantragte, bekommt ihn früher

Probleme auch in Mittelfranken: Dort wurden von der Bundesdruckerei zwar Ausweise ausgeliefert, die nach dem 5. November beantragt wurden. Die neuen Personalausweise, die in den ersten Tagen angefordert wurden, liegen aber wohl seit über drei Wochen noch in der Bundesdruckerei, obwohl die Anträge mehrmals täglich übermittelt wurden.

Eine Sprecherin der Bundesdruckerei: „Die Gründe können in Einzelfällen variieren, grundsätzlich lässt sich sagen, dass es auch darauf ankommt, wann die Behörden ihre Bestellungen an die Bundesdruckerei geschickt haben, denn oft werden erst eine bestimmte Menge von Anträgen gesammelt, bevor die Bestellung bei uns eingeht.

Zum anderen entstehen für den Antragsteller über die Produktionszeit hinaus zusätzliche Tage Wartezeit durch den Postweg sowie zusätzliche Bearbeitungszeiten in den Behörden.“

Und weiter: „Mit Blick auf die aktuelle Situation kommt hinzu, dass sich die Bundesdruckerei derzeit in der Phase der Produktionsumstellung befindet, in der die bisherige Personalausweisproduktion herunter- und die Produktion der neuen Personalausweise hochgefahren wird.

Hierbei handelt es sich um ein aufwendiges Verfahren mit mehreren Produktionsstufen, in denen es gerade in der Umstellungsphase auch vereinzelt zu Verzögerungen im Produktionsablauf kommen kann – was wiederum Auswirkungen auf die Wartezeit hat.“

Nächste Seite: Kein Software-Update und kein Funktionstest vom BSI

Warten auf die Software und der Bluff mit dem Funktionstest

Und noch immer ist unklar, wann das BSI die Software AusweisApp freigeben wird.

Eine neue Version wird derzeit getestet, nachdem die erste AusweisApp innerhalb von weniger als 24 Stunden von einem Hacker modifiziert worden war. Er konnte die Update-Funktion des Programms so manipulieren, dass statt eines Programm-Updates Schadsoftware aktiviert worden wäre.

Dennoch wird auf der BSI-Seite zum neuen Personalausweis weiter ein kostenloser Download angeboten. Erst auf den zweiten Klick erfahren die „Lieben Bürgerinnen und Bürger“: „Die Software AusweisApp wird derzeit überarbeitet. In Kürze wird an dieser Stelle eine neue Version der AusweisApp zum Download zur Verfügung stehen.“

Und wirklich kein Service ist der Funktionstest auf dieser Seite. Zwar heißt es: „Sie haben die AusweisApp installiert und möchten überprüfen, ob alles richtig funktioniert? Der Funktionstest ist nur einen Mausklick entfernt.“

Doch dann kommt seit dem Start der Website die Ernüchterung durch eine reine Absichtserklärung: „Mit dem hier zukünftig verfügbaren Funktionstest können Sie testweise eine komplette Online-Authentisierung ‚durchspielen‘, ohne damit eine konkrete Bestellung oder einen Behördenprozess auszulösen.“

Fazit: „Online shoppen, Behördengänge, Dokumente schützen & elektronisch unterschreiben. Alles bequem von zuhause aus erledigen mit der AusweisApp & Ihrem neuen Personalausweis.“ ist gut gemeint, aber schlecht gemacht. Der neue Personalausweis rauscht in die Vertrauenskrise …

(ID:2048511)