Drohender Datenverlust unter iOS oder Android Schwierige Datenrettung beim Smartphone

Autor / Redakteur: Michael Nuncic* / Stephan Augsten

Probleme mit dem Smartphone hat wohl jeder schon einmal gehabt – ob nun das Betriebssystem einfriert oder der mobile Alleskönner auf den Boden fällt. Besonders ärgerlich wird es, wenn Daten verloren gehen oder sich bei einem physischen Defekt gar nicht erst auslesen lassen. Wann aber kann man die auf dem Gerät gespeicherten Daten selber retten?

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Eine Datenrettung auf dem Smartphone kann sich je nach Art des Schadens schwierig gestalten.
Eine Datenrettung auf dem Smartphone kann sich je nach Art des Schadens schwierig gestalten.
(Bild: VBM)

Mehr als eine Milliarde Smartphones wurden letztes Jahr weltweit verkauft. Allein in Deutschland schnellte der Absatz auf 26 Millionen Geräte nach oben – eine Steigerung von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Kein Wunder, verfügen die mobilen Alleskönner jetzt doch über Funktionen, die zuvor nur mit mehreren Geräten gleichzeitig zu realisieren waren.

Das Problem dabei: Verschiedenste Daten werden alle gemeinsam auf dem Gerät gespeichert und können bei auftretenden Problemen betroffen sein. Im Folgenden befassen wir uns deshalb mit den Eigenheiten der beiden populärsten Systeme, nämlich Android und iOS.

Bei einem iOS-basierten Apple iPhone werden alle Daten ausnahmslos auf dem internen Speicher des Geräts abgelegt. Je nach Modell verfügt das Gerät über einen unterschiedlich großen NAND-Flash-Speicher. Alternativ können Daten auch zusätzlich über iTunes auf dem Computer gespeichert oder über iCloud in der Wolke abgelegt werden. Das gleiche gilt auch für die iPad-Tablet-Modelle von Apple.

Android-basierte Smartphones bieten eine größere Auswahl möglicher Datenspeicher: Neben dem internen Speicher – ebenfalls meistens ein NAND-Flash – verfügen manche Geräte über einen Slot für (micro-)SD-Karten. In der Cloud stehen mehrere Anbieter zur Datensicherung zur Verfügung. Als letzte Möglichkeit können auch verschiedene Daten – je nach vorhandener Größe des Speichers – auf die SIM-Karte des Telco-Anbieters abgelegt werden.

Arten von Datenverlusten

Grundsätzlich muss man bei den auftretenden Schäden zwischen physischen und logischen Fehlern unterscheiden. Ein physischer Fehler bei einem Smartphone liegt beispielsweise dann vor, wenn der Flash-Speicherchip oder der verwendete Controller auf der internen Leiterplatine durch einen Sturz ausgefallen ist und sich das Gerät nicht mehr nutzen lässt. Oder die verwendeten Speicherchips sind produktionsbedingt von geringer Qualität, haben Aussetzer und speichern nicht mehr richtig oder sind teilweise bereits defekt.

Ein logischer Fehler dagegen sind beispielsweise fehlende oder falsche Dateistrukturen oder –Verknüpfungen, korrupte Dateien und Dateiformate sowie fehlerhafte Speicherplatzbelegungen. Kurzum alle logischen Fehler, die dazu führen, dass entweder Dateien nicht mehr vom System angezeigt oder erfasst werden, aber trotzdem noch auf dem Speicher vorhanden sind.

Fernab der zu empfehlenden Backups können Smartphone-Besitzer ihre Daten nur selbst retten, wenn das Handy oder seine Daten – egal ob Android oder Apple iPhone – weder physikalisch noch logisch defekt sind. Bedingung ist also, dass „nur“ Daten gelöscht wurden oder ein Datencrash beispielweise bei einer fehlerhaften App-Installation auftrat.

Wie kann sich der Nutzer selbst helfen?

In einigen Fällen können sich Smartphone-Besitzer, die einen Datenverlust erlitten haben, selber helfen. Um den internen Speicher eines Android-basierten Smartphones auszulesen, gibt es einige Software-Lösungen auf dem Markt, mit denen man das gespeicherte Material meistens über USB-Kabel auf seinen Computer zieht. Wurden infolge eines Absturz oder eines Installationsabbruchs Daten auf dem internen Speicher gelöscht, kommt es darauf an, ob dieser als Wechsel-Festplatte am PC oder Mac erkannt wird.

Bei älteren Android-Betriebssystemen bis Version 3.x (Gingerbread) ist es möglich, den internen Speicher als Massenspeicher am PC einzubinden (Mass Storage Mode). Die gelöschten Daten lassen sich wiederherstellen, solange man nicht zu lange gewartet hatte und sie nicht in der Zwischenzeit überschrieben wurden.

Für Android-Smartphones ab Version 4.x ist die Lösung etwas umständlicher, aber ebenfalls möglich: Hier muss das Smartphone erst gerootet werden, um dann ein Image der gesamten Datenpartition zu erstellen und auf den PC zu überspielen. Hier kann man dann über das so erstellte Image Daten mit passender Recovery-Software wiederherstellen. Manch eine Custom ROM bietet im Übrigen auch einen Mass Storage Mode.

Schwieriger Zugriff auf iPhone-Speicher

Für Apple-Besitzer scheidet das Auslesen von SIM-Karten und MicroSD komplett aus, da iPhones diese Speicherorte nicht unterstützt und nur der interne Speicher genutzt wird. Auf den internen Speicher eines iPhone zuzugreifen, ist für die meisten Anwender schwierig.

Älteren iPhones bis zur Version 4 lassen sich in den Wartungsmodus schalten, über den man auf den internen Speicher zugreifen, ihn über spezielle Software auslesen und gelöschte Daten wiederherstellen kann. Für alle neueren Geräte ab dem iPhone 4s ist dieser Weg nicht mehr möglich. Datenrettungen können nur noch professionelle Dienstleister durchführen, die über spezielle, nicht im Handel erhältliche Werkzeuge verfügen.

Nur Spezialisten können bei Elektronik-Ausfällen helfen

Bei Elektronik-Problemen der im Smartphone eingebauten Flash-Speicher oder Controllern kann der Besitzer meist nichts tun. In diesem Fall sollte unbedingt auf die Dienste eines professionellen Datenrettungsunternehmens zurückgegriffen werden. Denn die Datenrettung von Flash-basierten Speichern ist sehr komplex.

Da die eingesetzte Technologie nicht die Reife der üblichen Festplatten erlangt hat, bringen die in Smartphones verwendeten Flash-Speicher eine gewisse Anfälligkeit für Fehler mit. Kroll Ontrack z.B. bekommt jährlich eine große Zahl von Flash-basierten SSD-Laufwerken von seinen Kunden, bei denen elektronische Probleme vorliegen. Das Wissen aus der SSD-Datenrettung lässt sich zum Teil auch auf Smartphones übertragen. Gleichzeitig wurden speziell für die Smartphone-Datenrettung neue Werkzeuge und Prozesse entwickelt.

Fazit

Wer bisher noch keinen Datenverlust auf seinem Smartphone erlebt hat, kann sich glücklich schätzen. Man sollte aber daran denken, sich bereits im Vorfeld zu schützen. Im Idealfall legt man ein Backup an. Im privaten Umfeld kann man dabei selbst entscheiden, ob man auf dabei auf einen Cloud-Dienst und/oder auf eine Offline-Sicherung vertrauen möchte. Im Unternehmen sollte man das genaue Vorgehen mit dem Geräteadministrator absprechen.

* Michael Nuncic ist Marketing Communications Manager bei der Kroll Ontrack GmbH.

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