Neuer Protokollstandard MLS für sichere Echtzeitkommunikation Sicheres Messaging mit Messenger Layer Security
Sichere Kommunikation sowohl privat als auch in Unternehmen gewinnt derzeit vielerorts an Dringlich- und Wichtigkeit. Der neue Ende-zu-Ende-verschlüsselte, offene Protokollstandard Messenger Layer Security (MLS) soll Messaging in großen Gruppen effizient und sicher machen.
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Bereits letztes Jahr deckte das Cyber-Sicherheitsunternehmen Check Point kritische Schwachstellen in der WhatsApp-Software auf, die es ermöglichen, zitierte Nachrichten zu verändern. Aber auch das Verbot von WhatsApp in großen Unternehmen, wie u.a. Continental, letztes Jahr hat gezeigt, dass Entscheider vermehrt reagieren und DSGVO-konforme Lösungen in den Arbeitsalltag integrieren müssen.
Unter der Bezeichnung „Messaging Layer Security (MLS)“ wird nun erstmals in einer Internet Engineering Task Force (IETF)-Arbeitsgruppe ein Ende-zu-Ende-verschlüsselter, offener Protokollstandard entwickelt. Das Ziel: Messaging in großen Gruppen effizient und sicher gestalten. Initiator Alan Duric CTO/COO von Wire über MLS und dem Streben nach einer Demokratisierung der sicheren Kommunikation.
Zeitalter der Privatsphäre: Nach WebRTC neuer Impuls für digitale Kommunikation
Die Entwicklung der Web-Echtzeitkommunikation (WebRTC) vor über zehn Jahren war ein Meilenstein in der Telekommunikationsbranche. Das Ziel damals: Kommunikation für jeden digital zugänglich machen. Diese Art der Kommunikation ist heute längst die Norm in den meisten Browsern sowie in vielen Kommunikationsprodukten. Die nächste Herausforderung liegt darin, das Bewusstsein für sichere und geschützte Kommunikation zu schärfen und Gruppenkonversationen im Zeitalter der Privatsphäre vor Zugriffen Dritter zu schützen.
MLS – Zielsetzungen für sichere, große Gruppenkonversationen
Die Abwesenheit eines solchen Standards wurde während der IETF 96 im Jahr 2016 bei einem Abend in Berliner Restaurant mit Vertretern von Wire, Mozilla und Cisco diskutiert. Die IETF-Arbeitsgruppe wurde ins Leben gerufen und um weitere Teilnehmer erweitert: die Universität Oxford, das französische Forschungsinstitut INRIA, Facebook, Google und Twitter. Zur ursprünglichen Idee kamen weitere Innovationen: Facebook hatte in Zusammenarbeit mit der University of Oxford das Konzept der Asynchronous Ratcheting Trees veröffentlicht, im Fokus: Asynchrone Gruppenchats mit hoher Sicherheit. Dieses Konzept wurde schließlich zur Grundlage der Diskussionen innerhalb der MLS-Gruppe und führte es schließlich zum ähnlichen TreeKEM-Konzept, das nun den Kern des Protokolls bildet. Wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass die Sicherheit von Gruppengesprächen verbessert werden kann. Daraus ergeben sich drei Hauptziele in der Charta:
- 1. Sichere Nachrichtenübermittlung in (großen) Gruppen effizienter gestalten
- 2. Erhöhung der Sicherheit von Gruppen bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung von Sicherheitsgarantien wie Forward Secrecy und Post-Compromise Security
- 3. Das Protokoll zu einem Standard machen, den jeder frei und sicher verwenden kann
Fazit: Kein Einzelgang – Unternehmen und Forschung bündeln Kompetenz
MLS ist ein umfangreiches Projekt, das starke Partner benötigt. Ein Einzelgang wird es aber nicht: Von Facebook und Google bis hin zur University of Oxford sind neben Großunternehmen der Digitalbranche auch renommierte Forschungseinrichtungen beteiligt und es liegt an uns diese Kompetenzen zu bündeln. Die zu erwartenden Auswirkungen von MLS für die Forschung und Industrie sind immens. Zwar wird die Standardisierung einige Zeit in Anspruch nehmen, doch sobald MLS durch das IETF-Komitee bestätigt wird, profitieren Software-Lösungen sowie die Forschung in universitären Einrichtungen gleichermaßen. Das oberste, gemeinsame Ziel ist es sichere Kommunikation zu demokratisieren. Mit dem MLS-Kommunikationsprotokoll werden wir Sicherheit zu einer Selbstverständlichkeit machen und einen Meilenstein für digitale Unterhaltungen im Zeitalter der digitalen Privatsphäre setzen.
Über den Autor: Alan Duric ist ein erfahrener Technologie-Experte und Unternehmer. Er ist CTO/COO und Vorstandsmitglied der sicheren Kommunikations- und Kollaborationsplattform Wire. Zusätzlich fungiert er als Berater für eine Reihe von Technologie-Startups und bringt so seine jahrelange Erfahrung aus den Bereichen Open-Source, VoIP, IT-Sicherheit und Software-Architektur ein.
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