Smart Home Sind smarte Häuser Risiko oder Chance?

Redakteur: Peter Schmitz

Gerade im Herbst und im Winter steigt das Bedürfnis nach erhöhtem Komfort und auch nach Sicherheit. Wer möchte nicht nach einem anstrengenden Arbeitstag in ein behagliches, hell erleuchtetes Zuhause zurückkehren? Noch wichtiger als der Komfort ist vielen Menschen jedoch die erhöhte Sicherheit, die ein intelligentes Zuhause bieten kann.

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Smart Homes haben viel Potenzial für mehr Komfort, Kosteneinsparungen und auch mehr Sicherheit. Die durch die Totalvernetzung aller Gebäude-Komponenten mit Internetanschluss entstehenden Risiken sind aber nicht zu unterschätzen.
Smart Homes haben viel Potenzial für mehr Komfort, Kosteneinsparungen und auch mehr Sicherheit. Die durch die Totalvernetzung aller Gebäude-Komponenten mit Internetanschluss entstehenden Risiken sind aber nicht zu unterschätzen.
(Bild: exclusive-design - Fotolia.com)

Ein smartes Zuhause bietet viele Möglichkeiten, sich gegen unliebsame Besucher abzusichern und das scheint wichtiger als je zuvor. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft erklärte im Einbruchreport 2015, dass lediglich innerhalb der vergangenen fünf Jahre die Anzahl der Wohnungseinbrüche um 35 Prozent gestiegen ist. Alleine das Jahr 2014 kann laut dem Report mit 150.000 Delikten aufwarten.

Gerade zu Stoßzeiten, wie dem Gottesdienst an Heiligabend oder der Silvesternacht, kann man beispielsweise durch intelligente Lichtkonzepte, automatische Rollläden und dem Ein- und Ausschalten von TV, Stereo-Anlage und Co. von unterwegs aus suggerieren, dass jemand zu Hause ist – mit smarter Technologie heute problemlos möglich. Zum anderen kommen hier natürlich moderne Absicherungs- und Überwachungsmechanismen zum Tragen, die den Hausbesitzer per Smartphone über ungewöhnliche Aktivitäten in den eigenen vier Wänden informieren. Das alles setzt jedoch voraus, dass die Verbrecher tatsächlich durch Tür oder Fenster kommen.

Keine ungebremste Euphorie bei Smart Homes

Die Vorteile der intelligenten Gebäude nennt Arzu Uyan, Leiterin der Kompetenzgruppe Smart Environment im eco – Verband der Internetwirtschaft e.V. vielversprechend: hohe Energieeffizienz, niedrige Betriebskosten, mehr Sicherheit und Komfort, schneller und effektiver Service sowie natürlich Umweltfreundlichkeit.

Andererseits warnt Uyan vor ungebremster Euphorie bei intelligenten Gebäuden: Die Sicherheitsrisiken durch die Totalvernetzung aller Komponenten im Gebäude mit Internetanschluss seien nicht zu unterschätzen. Temperaturmesser, Bewegungsmelder, Überwachungskameras, vernetzte Alarm- und Sicherheitssysteme, Heizungs- und Klimaanlagen, Licht-, Zugangs- und Aufzugssteuerung – bei einer Cyber-Attacke bietet sich den Angreifern ein breites Spektrum mit potenziell verheerenden Folgen an.

Nach Recherchen des Fraunhofer-Instituts FKIE sind in den USA schon über 15.000 Building Automation Systems (BAS), zur automatischen zentralisierten Kontrolle der Heizungs-, Belüftungs- und Klimaanlage sowie weiteren Systemen, wie Innen- und Außenbeleuchtung und Sicherheitstechnologien, in Betrieb. Ein Zehntel davon soll bekannte Sicherheitslücken aufweisen. In Deutschland gehen die Forscher von mehr als 120 BAS-Installationen aus.

Experten zu Rate ziehen

Arzu Uyan rät bei der Errichtung von Smart Buildings den Sicherheitsempfehlungen des Fraunhofer-Instituts FKIE zu folgen. Dazu gehört die permanente Gebäudeüberwachung durch einen so genannten Traffic Normalizer. Dieser kennt das „typische Verhalten“ des Objekts und schlägt sofort Alarm, sobald ungewöhnliche Datenströme entdeckt werden. Zudem sollten sensitive Daten nicht etwa auf alle Netzwerkknoten verteilt werden, sondern soweit wie möglich im kleinsten Kreis bleiben. Bei der Abwägung zwischen Funktionalität und Komfort einerseits sowie Sicherheit andererseits sollte auf jeden Fall auch das Szenario eines massiven digitalen Angriffs auf das Gebäude durchgespielt werden, empfiehlt Uyan.

„Im schlimmsten Fall wird ein gesamtes Gebäude von einem Botnet gekapert und zur automatisierten und hocheffizienten digitalen Verbrechenszentrale umfunktioniert, ohne dass es Eigentümern oder Mietern überhaupt auffällt“, zitiert eco den Fraunhofer-Forscher Dr. Steffen Wendzel.

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