Referenzprojekt für IT-Sicherheit in der Industrie 4.0 Spione in der vernetzten Fabrik

Autor / Redakteur: Carina Schipper / Peter Schmitz

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) plant gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft den Start eines nationalen Referenzprojekts für IT-Sicherheit in der Industrie 4.0. Das Ziel der Zusammenarbeit besteht darin, die vernetzte Produktion effektiv vor Cyberangriffen und Spionage zu schützen.

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Mussten Kriminelle und Spione früher noch zu Verkleidung oder Maske und Waffe greifen, um an Informationen aus der Industrie zu gelangen brauchen moderne Cyberkriminelle in der vernetzten Fabrik nur noch das Internet.
Mussten Kriminelle und Spione früher noch zu Verkleidung oder Maske und Waffe greifen, um an Informationen aus der Industrie zu gelangen brauchen moderne Cyberkriminelle in der vernetzten Fabrik nur noch das Internet.
(Bild: Archiv)

Zusammen wollen 14 Unternehmen aus der deutschen Industrie und sieben Forschungseinrichtungen und Universitäten zeigen, wie sich in konkreten Anwendungsfällen die Zahl der Angriffspunkte für Hacker senken lässt. Beispielsweise erforschen die Partner, wie die Produktion von individualisierten Möbelstücken wie Einbauküchen von der Bestellung bis zur Auslieferung in einer typischen Industrie 4.0-Produktionslandschaft gegen Cyberangriffe abgesichert werden kann.

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka sagte: „IT-Sicherheit ist eine der zentralen Voraussetzungen, um die Chancen von Industrie 4.0 zu nutzen. Denn nur durch eine sichere Kommunikation entsteht Vertrauen in die neuen und vernetzten Fertigungsprozesse. Wir brauchen verlässliche Lösungen, die zeigen, wie Industrie 4.0 auch für kleine und mittlere Unternehmen funktionieren kann.“

Die Homag Holzbearbeitungssysteme GmbH leitet das Projekt. Der Geschäftsführer Ralph Heuwing betont: „IT-Sicherheit ist von entscheidend für die Industrie. Wir wollen hier gemeinsam Lösungen entwickeln, die breit einsetzbar sind und entlang der gesamten Wertschöpfungskette genutzt werden können.“

Für den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) spricht das Projekt einen der wichtigsten Aspekte zur Umsetzung von Industrie 4.0 gerade auch im Bereich der Produktionstechnik und des deutschen Anlagenbaus an. „Industrie 4.0 muss anschaulich vermittelt werden, das ist für den Erfolg entscheidend. Gerade die exemplarischen Use Cases, die auf eine Vielzahl von Anwendungsfällen übertragbar sind, zeigen den mittelständischen Unternehmen, wie sichere Kommunikation in der Industrie 4.0 funktionieren kann. Unsere Mitgliedsunternehmen wollen sehen, wie Lösungen in der Praxis funktionieren und Unternehmens-Know-how geschützt werden kann“, erklärt Reinhold Festge, Präsident des VDMA.

Internet als Chance und Gefahr zugleich

Für Deutschland als weltweit führender Industriestandort stelle die Vernetzung der Produktion eine zentrale Zukunftschance der Digitalisierung dar, heißt es in einer Pressemitteilung des BMBF. Die Umsetzung der intelligenten Fabrik funktioniert jedoch nicht ohne die Vernetzung der Maschinen mit dem Internet. Dadurch greift die zunehmende Bedrohung von IT-Systemen durch Cyberangriffe automatisch auch auf die industriellen Anlagen über.

Fast jedes dritte Unternehmen in Deutschland sah sich in den vergangenen zwei Jahren Angriffen auf seine IKT-Systeme ausgesetzt. Der jährliche finanzielle Schaden durch Industriespionage liegt laut einer Studie von Corporate Trust in Deutschland bei 11,8 Milliarden Euro. Die im Projekt entwickelten IT-Sicherheitslösungen wollen die Träger standardisieren, um den Wettbewerb nicht zu behindern und kostengünstige Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen zu schaffen.

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