Ineffektives, teures und ressourcenhungriges Blendwerk Vier Vorurteile gegenüber Antivirus-Software
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Viren, Trojaner, Spyware und andere Malware-Arten begleiten uns seit mehr als 20 Jahren. Doch weshalb gelingt es nicht, die Schadsoftware auszurotten und die PC-Nutzung sorgenfrei zu gestalten? Sind möglicherweise gar die Antivirus-Anbieter selbst daran schuld, wie immer wieder behauptet wird?

1. AV-Hersteller programmieren Computerviren
AUSSAGE: In der Vergangenheit konnte man es immer wieder hinter vorgehaltener Hand hören, dass Schadsoftware von den Antivirus-Herstellern selbst programmiert wird. Denn so würde stetig neue Malware auf den Markt gespült werden, die Firmen und Anwender dazu nötigt, ihre Virenschutz-Software stets zu aktualisieren und neue Jahreslizenzen zu erwerben.
REALITÄT: Die Glaubwürdigkeit einer solchen Aussage liegt in etwa auf dem gleichen Level, wie die Verschwörungstheorie, dass die Stadt Bielefeld nicht existiert. Wahr ist dagegen, dass sich die AV-Industrie in der Vergangenheit ebenso wie heute um technische Aufklärung und Information bemüht.
Das begann z.B. mit dem legendären Buch „Computer Viruses, Worms, Data Diddlers, Killer Programs, and Other Threats to Your System” von John McAfee und reicht über Dr. Alan Solomons „PC Viruses – Detection, Analysis and Cure” bis hin zu heutigen Antivirus-Blogs. Dass dabei unter Umständen auch Daten veröffentlicht wurden, die sich ggf. durch Trittbrettfahrer negativ anwenden lassen, ist dabei das kleinere Übel.
2. AV-Software ist mit Absicht schlecht programmiert
AUSSAGE: Wer selbst programmiert, wird bestätigen können, wie viel Aufwand mitunter erforderlich ist, um eine Problemlösung effektiv in einer Programmiersprache umzusetzen. Die Lösung sollte u.a. performant und fehlerresistent sein, eine ansprechende GUI offerieren und in verschiedenen Umgebungen einsetzbar sein.
REALITÄT: Die Umsetzung einer Software-Idee ist keine leichte Aufgabe für einen Programmierer. Vor allem die Herausforderung der Performance macht das Leben der AV-Industrie zunehmen schwieriger.
Der Spagat zwischen der Erkennung von hunderttausenden Byte- oder Verhaltensmustern in kürzester Zeit wird immer herausfordernder. Ein „langsames“ Produkt wird vom Markt ebenso gestraft, wie eines, das bei der Erkennung patzt und Schadsoftware unerkannt passieren lässt.
AV-Software ist nicht schlecht programmiert, aber klassische Erkennungstechniken wie der Pattern-Vergleich sind angesichts der Virenschwemme heute nicht mehr effektiv genug. Sandboxing und neuere Detektionsverfahren sind besser geeignet, um der Masse an Malware zu begegnen. Aber neue Verfahren erfordern auch mehr Zeit – die aber die wenigsten Anwender bereit ist zu investieren.
Vielleicht stehen wir an einem Punkt, an dem sich klassische Malware-Erkennungsmethoden überlebt haben und wir andere Wege beschreiten müssen, um Schadsoftware zu erkennen. Vielleicht ist das Whitelisting-Verfahren ein Ausweg; oder ein klassisches Prüfsummenverfahren, das Veränderungen im System erkennt und nicht Malware identifiziert.
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