Definition Mirai Botnet Was ist Mirai?

Von Dipl.-Ing. (FH) Stefan Luber Lesedauer: 3 min |

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Mirai ist der Name einer Schadsoftware, die speziell auf IoT-Geräte wie Router, Überwachungskameras, Smart-TVs und andere smarte Geräte abzielt. Sie durchforstet selbständig das Internet nach Geräten mit Linux-Betriebssystem und schwachem Passwortschutz. Die infizierten Geräte werden zu einem Bot-Netz hinzugefügt, mit dem sich Angriffe wie Distributed-Denial-of-Service-Attacken durchführen lassen.

Mirai ist eine Linux-Schadsoftware zum Aufbau von Bot-Netzen bestehend aus IoT-Geräten.
Mirai ist eine Linux-Schadsoftware zum Aufbau von Bot-Netzen bestehend aus IoT-Geräten.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Mirai leitet sich vom japanische Wort "Mirai" für "Zukunft" ab. Es handelt sich um eine Schadsoftware für IoT-Geräte wie Router, Überwachungskameras, Smart-TVs und andere smarte Systeme mit Linux-Betriebssystem. Die Software agiert als Wurm und durchforstet das Netz selbständig nach IoT-Geräten mit schwachem Passwortschutz (zum Beispiel werksseitig gesetzte Default-Passwörter), um sie zu infizieren, zu einem Bot-Netz hinzuzufügen und fernzusteuern. Die Geräte werden ohne aktives Herunterladen von Schadsoftware infiziert.

Das Bot-Netz lässt sich aus der Ferne steuern und ist für unterschiedliche Arten von Cyberangriffen einsetzbar. Unter anderem lassen sich Distributed-Denial-of-Service-Attacken (DDoS-Attacken) mit einem Mirai-Bot-Netz durchführen. Entwickelt wurde die Schadsoftware von den US-Amerikanern Paras Jha und Josiah White. Sie betrieben ein Unternehmen, das Services zur Abwehr von DDoS-Angriffen ihrer eigenen Malware anbot. Zur Verschleierung des Ursprungs der Schadsoftware stellten die beiden den Code 2016 im Dark Web online. 2017 flog das kriminelle Handeln der Entwickler auf. Sie wurden rechtskräftig verurteilt. Da sich der Schadcode verselbständigte und von anderen Cyberkriminellen modifiziert und weiterentwickelt wurde, ist Mirai noch heute aktiv. Nach wie vor stellen die mit der Schadsoftware und ihren Varianten erstellten Bot-Netze eine Bedrohung dar.

Es wird geschätzt, dass Millionen von IoT-Geräte mit Mirai und Varianten der Schadsoftware infiziert sind. Cyberkriminelle bieten Teile des Bot-Netzes zur Miete an. Mittlerweile wird Mirai für zahlreiche Angriffe weltweit verantwortlich gemacht. In Deutschland wurde das Bot-Netz unter anderem durch einen Angriff auf DSL-Router der Deutschen Telekom im Jahr 2016 bekannt.

Funktionsweise der Schadsoftware

Im Gegensatz zu anderen Schadprogrammen zielt Mirai nicht auf PCs oder Laptops ab, sondern infiziert über das Internet erreichbare IoT- und Smart-Home-Geräte mit Linux-Betriebssystem. Die Software scannt IP-Adressen und durchforstet so das Netz nach öffentlich erreichbaren Geräten mit schwachem Passwortschutz durch werksseitig voreingestellte Standardpasswörter. An den identifizierten Geräten werden bekannte Standardzugangsdaten ausprobiert. Ist der Zugang zu einem Gerät möglich, wird es mit einem C&C-Server (Command-and-Control-Server) verbunden. Es ist dann Mitglied eines Bot-Netzes und aus der Ferne steuerbar. Das Besondere an Mirai ist, dass Geräte infiziert werden, ohne dass ein Benutzer aktiv wird und beispielsweise Schadsoftware herunterlädt oder ausführt. Um noch mehr Geräte zu infizieren, scannen die befallenen Systeme das Netz selbständig nach weiteren anfälligen Systemen.

Bedrohungspotenzial

Das Bedrohungspotenzial durch Mirai ist riesig. Die mit der Schadsoftware zu einem Bot-Netz zusammengefassten IoT-Geräte lassen sich für verschiedene Arten von Cyberangriffen und kriminellen Aktivitäten nutzen. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Distributed-Denial-of-Service-Attacken (DDoS-Attacken)
  • Spam- und Phishing-Kampagnen
  • Credential Stuffing
  • heimliches Schürfen von Kryptowährungen (Cryptomining)
  • Klickbetrug bei Werbeabrechnungssystemen
  • Verbreitung von Ransomware
  • Stehlen persönlicher Daten und sensibler Informationen

Schutz vor Mirai

Um eine Infektion mit Mirai zu verhindern, muss der Zugang zu den IoT-Geräten mit starken Passwörtern abgesichert werden. Werksseitig eingestellte Default-Zugänge mit Standardzugangsdaten sind zu schließen. Firmware- und Sicherheitsupdates sollten zeitnah eingespielt werden. Darüber hinaus ist der Schutz der Netzwerkverbindungen durch Sicherheitssysteme wie Firewalls zu empfehlen. Da Mirai vollständig im flüchtigen Speicher ausgeführt wird, lässt sich ein infiziertes System durch einen Neustart bereinigen. Aber ohne Schutzmaßnahmen und Absicherung des Zugangs, besteht die Gefahr, dass es sich sofort wieder infiziert. Vor DDoS-Angriffen aus einem Bot-Netz wie dem Mirai-Bot-Netz schützen die üblichen Maßnahmen gegen DDoS-Attacken. Dazu gehören Netzwerk- und Anwendungsschutzmaßnahmen wie Firewalls, Web Application Firewalls (WAF), Intrusion Detection und Prevention Systeme (IDS/IPS) oder der Einsatz von DDoS-Schutzlösungen und Anti-DDoS-Services externer Anbieter.

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