Experten raten zur Vorsicht

Wearables – und schon wieder ein BYOD-Problem

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Mark Alexander Schulte, Consultant bei IDC in Frankfurt, sieht eine große Gefahr darin, dass Unternehmen Wearables bei der Absicherung ihrer mobilen IT vernachlässigen: „Aus der Business-Brille betrachtet gilt es eine Situation, wie wir sie im Hinblick auf die Smartphones vor etwa vier oder fünf Jahren beobachten konnten, zu vermeiden. Damals nutzten Mitarbeiter ihre privaten Devices für geschäftliche Zwecke, da sie kein oder kein adäquates Firmengerät zur Verfügung gestellt bekamen und wurden so zu einem nicht zu unterschätzenden Leck in der IT-Security vieler Organisationen. Es ist daher umso erstaunlicher, dass viele Unternehmen aus dieser Erfahrung offenbar nicht gelernt haben und – die derzeitige Haltung als Maßstab nehmend – durch die Verbreitung von Wearables ein ähnliches Szenario für die IT-Sicherheit zu erwarten ist“, kommentiert Schulte das derzeitige Verhalten.

Mark Alexander Schulte, Consultant bei IDC in Frankfurt.
Mark Alexander Schulte, Consultant bei IDC in Frankfurt.
(Bild: Sarah Kastner / IDC)

Da helfe auch die Argumentation wenig, dass viele der momentan auf dem Markt verfügbaren Wearables als sogenannte Companion Devices fungieren, d.h. sie sollen ein Smartphone „nur“ ergänzen und nicht ersetzen. Dazu greifen die Geräte auf die Daten und Konnektivität des Mobiltelefons zu und es erfolgt kein separater Zugriff auf ein Netzwerk. Sichere ich also das Smartphone ab, sichere ich auch das Companion Device ab, so die verbreitete Idee. Doch sind auf Smart Watches auch sensible Daten wie Kalender, Kontakte oder Bilder gespeichert, die bei Verlust oder Diebstahl der Devices kompromittiert werden können. Und mit einem verpflichtenden Passwort-Schutz oder Remote Wipe und Lock-Funktionen würden es die Anbieter momentan noch nicht so genau nehmen, warnt Schulte.

Zudem verfolgten Device Hersteller wie Samsung oder LG zunehmend die Strategie, ihre Smart Watches mit einer eigenen SIM-Karte auszustatten, was einen separaten Zugriff auf das Firmennetzwerk ermöglichen und die Wearables zu vollwertigen Endpoints machen würde. Es sei also letztlich nur eine Frage der Zeit, wann dies die etablierten Sicherheitskonzepte vor größere Herausforderungen stellen werde, befürchtet IDC-Experte Schulte. Sollte sich der Trend vom Companion Device zum Standalone-Gerät mit eigenem Zugang zum Internet und Firmennetz durchsetzen, wäre diese Entwicklung begrüßenswert. So würde einerseits die Multifaktor-Authentifizierung aufgrund der Unabhängigkeit vom Smartphone gefördert, andererseits die Absicherung der Devices zwingend notwendig.

IDC-Consultant Schulte empfiehlt Organisationen daher dringend, sich mit Wearable Devices intensiv auseinandersetzen. Sie würden nicht nur Prozessoptimierungen versprechen, sondern hätten fraglos Auswirkungen auf die IT-Sicherheit der Organisationen. Sollten Unternehmen Wearables weiterhin als „Consumer-Spielzeug“ abtun, setzten sie unter Umständen nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit sondern auch ihre IT-Sicherheit aufs Spiel.

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