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Vor allem im Umgang mit Patenten und Markenrechten haben die Chinesen mittlerweile dazugelernt, so Demuth während eines Vortrags zum Thema Produktpiraterie beim VDMA in Frankfurt. Vorbei sind die Zeiten, als China als Billiglohnland ohne eigenes Know-How galt. Viele chinesische Unternehmen kennen sich gut mit Markenschutz aus und besetzen sehr geschickt Lücken, die europäische Unternehmen hinterlassen, wenn sie entsprechende Schutzgebühren zu spät oder gar nicht entrichten. Wer Pech hat, der findet dort dann das eigene Produkt und den eigenen Namen unter fremder Herrschaft.
Oft sind es sogar Händler, mit denen man vorher noch vertrauensvoll zusammengearbeitet hat und die dann die eigene Marke im fremden Land besetzen. „Ohne Markenschutz im jeweiligen Land ist kaum etwas auszurichten. Im Gegenteil: Hat man selbst nicht die Marke angemeldet, ist zu befürchten, dass dies ein Chinese vornimmt. Ist das erst einmal der Fall, ist der Chinese der rechtmäßige Eigentümer und Markeninhaber und damit auch Nutzer. Eine Löschung ist sehr langwierig und teuer; ob sie immer gelingt, ist offen“, weist Demuth auf die Bedeutung des Markenschutzes in fremden Ländern hin.
Und der ist noch nicht einmal aufwendig: Eine Anmeldung ist laut APM (Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V.) nicht teurer als in Deutschland und funktioniert meist über eine dafür zugelassene chinesische Kanzlei. Die Schutzdauer beträgt zehn Jahre ab Registrierung. Tipp vom Profi: Unternehmen sollten nicht nur den eigenen Firmen- oder Produktnamen in China sichern, sondern gleich auch Abwandlungen und lokale Schreibweisen, etwa in Mandarin.
Wer sich davor scheut, in China vor Gericht zu ziehen, der sei beruhigt: Chinesische Behörden gehen inzwischen rigoros gegen Fälscher vor und arbeiten aktiv mit den klagenden Unternehmen zusammen – wobei Demuth auch von kuriosen Fällen erzählt, bei denen der Gerichtsgegner in der Mittagspause mit dem zuständigen Richter essen geht – auch so etwas gibt es noch. Weit problematischer sei dagegen der Markt in Russland: Dort wüssten oft nicht einmal die entsprechenden Behörden, was Markenschutz sei und wie dieser funktioniere.
Proaktives Engagement gegen Betrüger
Messtechnikhersteller Wika selbst reagiert auf Schutzverletzungen und Fälschungen rigoros und bei jedem Fall individuell. „Wika findet jedes Jahr circa zwei bis drei Fälle von Plagiaten. Sowie diese auf dem Markt auftauchen, gehen wir sehr schnell und strikt gegen die Hersteller direkt vor, um die Quelle möglichst schnell zu schließen“, erklärt Ulrich Demuth, der selbst aktiv in den Kampf gegen Produktpiraten eingreift – manchmal auch mit Testkäufen direkt vor Ort. Bei der Auffindung hilft ein engmaschiges Händlernetz, im Einzelfall auch aufmerksame Kunden – und die Überwachung von Händlerportalen im Internet mit spezieller Software. „Wir merken sehr schnell über einen automatischen Alertservice, wenn Produkte im Internet unberechtigt angeboten werden oder jemand versucht, Wika-Produkte oder Wika-Webinhalte zu imitieren. Hierbei ist bemerkenswert, dass man es eigentlich unmittelbar nach der Aktivierung schon erfährt, und wirklich sofort dagegen vorgehen kann“, erklärt Demuth
Wichtigstes Erstangriffsinstrument von Wika ist das klassische Unterlassungsschreiben. Denn sobald ein Fälscher merkt, dass sich ein Unternehmen wehrt, sucht er sich meist lieber lohnenswertere Ziele. Auch dafür ein Profitipp: Unternehmen sollten beweissicher feststellen, dass der Brief beim Empfänger angekommen ist. Nur so haben sie einen entsprechenden Hebel, sollte es zur Gerichtsverhandlung kommen. Denn ohne lückenlose Beweise ist ein Verletzungsstreit vor Gerichten weltweit meist bereits im Vorfeld verloren.
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