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Das Interesse hält sich in Grenzen
Die Bürger scheinen allerdings bislang noch nicht von der Neuerung überzeugt zu sein: Nach Angaben des Innenministeriums lassen nur 30 Prozent der Bürger die Online-Funktion freischalten. Wer freischaltet, hat aber noch kein Lesegerät gekauft. Der diesbezügliche Umsatz ist bei Kobil offenbar so gering, dass das Unternehmen dazu keine Angaben machen möchte.
Auch bei Kobils Wettbewerbern scheint das Geschäft mit Lesegeräten noch nicht berauschend zu sein. Dietmar Wendling, Geschäftsführer der Identive Group sagt: „Im Rahmen des IT-Investitionsprogramms der Bundesregierung wurden in den Jahren 2010 und 2011 über eine dreiviertel Million unserer Lesegeräte (…) an Endverbraucher in der Bundesrepublik Deutschland abgegeben.
Das hat zu einer gewissen Marktsättigung geführt. Daher waren die Verkäufe in 2012 eher schleppend, ziehen jedoch mittlerweile wieder an. Da es im Allgemeinen sehr ruhig um den neuen Personalausweis und die eID Funktion geworden ist, rechnen wir auch nicht mit einem rasanten Absatzanstieg, solange diese Funktion von den E-Commerce Plattformen nicht unterstützt und aktiv promoted wird.“
Weniger schwülstig bringts Gerhard Fercho, Vorsitzender der Geschäftsführung des Unternehmensberaters CSC in Deutschland auf den Punkt: „Jeder Schokoriegel wird heute von den Unternehmen aggressiver beworben als innovative und vor allem sichere Geschäftsmodelle rund um den neuen Personalausweis. Hier gilt es, verstärkt Aufklärungsarbeit zu leisten“.
Komfortable Kartenleser
Hersteller anderer Kartenleser wie ACS, Feig Electronic, Gemalto, HID und Reiner SCT haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Fragen des Autors zu beantworten. Insbesondere bei Reiner SCT dürfte der Frust über den schleppenden Geschäftsverlauf groß sein: Das Unternehmen bietet nicht nur einen schlichten Basisleser, sondern – als einziger Anbieter überhaupt – auch hochwertigere Standard- und Komfortleser an.
Mit dem Luxusgeräöt ließe sich auch die elektronische Post rechtsverbindlich signieren. Mit 159,90 Euro ist das Gerät aber achtmal so teuer wie seine vergleichsweise günstigen Wettbewerber und hat wohl entsprechend hohe Entwicklungskosten verursacht.
Fachleute empfehlen die Investition in einen solchen Komfort-Leser aus Sicherheitsgründen ausdrücklich – der Grund: Wenn sich der Anwender einen Schädling auf seinem Rechner eingehandelt hat, kann der Angreifer alle Tastatureingaben und jede Mausbewegung verfolgen. Tippt nun der Anwender seine PIN über die Tastatur des Rechners ein, kann der Angreifer auch diese Eingabe verfolgen.
Somit könnte der Cracker beliebig viele Bestellungen „im Stapel“ ausführen, sobald der Basisleser Kontakt zum Ausweis hat. Mit einem Komfort-Leser wäre das nicht möglich, weil die PIN da am Lesegerät selbst eingegeben wird. Über die tatsächliche Nutzung des Ausweises auf allen Kartenlesegeräten zusammen sind keine Zahlen bekannt.
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