Cisco-Studie zur Digitalstrategie Bürger wollen mehr Tempo, digitale Souveränität und IT-Sicherheit

Von David Binnig

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In Sachen Digitalisierung hinkt Deutschland meist nur hinterher. Die neue Digitalstrategie der Bundesregierung will den Rückstand nun endlich aufholen. Doch was denken die Bürger über den neuesten Anlauf des Bundes? Eine aktuelle Studie von Cisco hat nachgehakt.

Behördengeschäfte sollen sich mit Hilfe staatlicher digitaler IDs in Zukunft auch ortsunabhängig und effizient elektronisch erledigen lassen.
Behördengeschäfte sollen sich mit Hilfe staatlicher digitaler IDs in Zukunft auch ortsunabhängig und effizient elektronisch erledigen lassen.
(Bild: Suelzengenappel - stock.adobe.com)

Die Ampel-Koalition hat ihren Entwurf zur Digitalstrategie überarbeitet. Das Papier umfasst zum letzten aktuellen Stand vom 18. August 2022 rund 50 Seiten und trägt den Titel „Gemeinsam digitale Werte schöpfen“.

Die vorliegende Strategie führt die politischen Schwerpunkte der Bundesregierung beim Querschnittthema Digitalisierung unter einem Dach zusammen und bildet den übergeordneten Rahmen für die Digitalpolitik bis 2025. Inhaltlich ist das erarbeitete Papier in die drei Handlungsfelder „Vernetzte und digital souveräne Gesellschaft“, „Innovative Wirtschaft, Arbeitswelt, Wissenschaft und Forschung“ und „Lernender, digitaler Staat“ untergliedert.

Was will die Digitalstrategie?

Als wichtige Etappenziele deklariert werden der flächendeckende Ausbau von Glasfaser - und Mobilfunknetzen, ein chancengleicher und barrierefreier Zugang zu digitaler Bildung sowie eine verbesserte Nutzung von Daten durch vernetzte Datenräume in Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft. Ebenso gelistet wird die umfassende Digitalisierung von Verwaltungsleistungen, die Nutzung der elektronischen Patientenaktie und die Stärkung der Fachkräftebasis für die Digitalisierung plus mehr Diversität innerhalb der Digitalbranche. Zudem soll für eine globale digitale Ordnung auf Basis der Menschenrechte und Grundfreiheiten, der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit sowie des Schutzes der Privatsphäre auf digitalem Boden, ein transparenter und demokratischer Multistakeholder-Ansatz in der europäischen und internationalen Zusammenarbeit mit passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Mehr Tempo

Federführend verantwortlich für die strategische Ausrichtung des Entwurfs ist Digitalminister Volker Wissing aus den Reihen der FDP. Am 31. August wird der Entwurf dem Bundeskabinett vorgelegt. Für einen Großteil der Deutschen arbeitet die Ampel Regierung jedoch schlicht nicht schnell genug. Dies ergab eine Studie von Civey im Auftrag von Cisco. In dieser gaben 72 Prozent der Befragten an, dass Sie sich mehr Fortschritte in den ersten 9 Monaten der Ampel-Regierung gewünscht hätten.

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Digitale Souveränität

Ein zentrales Thema, das den Menschen in Deutschland unter den Nägeln brennt, ist die Frage nach digitaler Souveränität. Im politischen Diskurs versteht man darunter die selbstbestimmte Nutzung und Gestaltung von Informationstechnik durch Gesellschaften, Staaten, Unternehmen und Individuen. 65 Prozent der Befragten finden es essenziell, dass Deutschland in Bezug auf die Digitalisierung maximale Handlungsfreiheit hat. Unwichtig finden das Thema lediglich 10 Prozent. Mit Blick auf aktuelle geopolitischen Spannungen und Krisenherde der Gegenwartsgesellschaft ist diese große Übereinstimmung unter den Befragten wohl auch wenig überraschend.

Bei der Frage nach der richtigen Vorgehensweise driften die Meinungen jedoch auseinander. So sind 29 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Ausbildung von IT-Kräften der Schlüssel zur digitalen Souveränität darstelle. 22 Prozent fordern dagegen, eigene Software-Lösungen zu entwickeln. Auf eigene Hardware setzen dagegen 10 Prozent der Befragten. 9 Prozent fordern, dass die Bundesregierung bei der Nutzung von IT-Lösungen auf verlässliche Partner beziehungsweise Staaten gesetzt. Auch interessant: Auf frei verfügbare Open-Source-Lösungen würden lediglich 6 Prozent der Befragten setzen.

Auch Jonas Rahe, Director Public Sector bei Cisco Deutschland, weist auf den Stellenwert der digitalen Souveränität in der Gegenwartsgesellschaft hin. „Wenn digitale Lösungen zuverlässig laufen, gibt das dem Staat Handlungsfreiheit in unsicheren Zeiten.“ Der zuverlässigen Einsatz digitaler Technologien sei dabei laut Rabe primär an ein wachsendes IT-Know-how in der Politik sowie dem Eingehen von Partnerschaften mit vertrauenswürdigen Technologieanbietern gekoppelt. Gleichermaßen merkt er an: „Alle IT-Lösungen selbst in Deutschland entwickeln zu wollen, ist illusorisch."

IT-Sicherheit

Ein zentrale Rolle spielt auch die IT-Sicherheit von deutschen Behörden. Unter den Befragen herrscht dabei jedoch nur wenig Vertrauen in die bestehende Infrastruktur. So sind 88 Prozent der Ansicht, dass diese nicht ausreichend gegen Cyber-Angriffe gerüstet seien. Lediglich 4 Prozent vertrauen auf die installierten Sicherheitsmaßnahmen.

Rabe sieht angesichts ständig einer ständig wachsenden Bedrohungslage zwar ebenfalls Handlungsbedarf, ordnet die Lage jedoch etwas nüchterner ein. Viele öffentliche Einrichtungen hätten bereits intensiv an einer Verbesserung ihrer IT-Sicherheit gearbeitet. „Die Skepsis ist aufgrund von Medienberichten über gehackte Kommunen verständlich, aber ganz so schlimm ist es in der Praxis nicht."

Videotelefonate

Bei Videokonferenzen scheinen die Deutschen dagegen eher praktisch veranlagt zu sein. 37 Prozent gaben als wichtigsten Aspekt eine stabile Ton- und Videoübertragung an. Danach folgten die Sicherheitsaspekte. 20 Prozent sehen es als Priorität, dass keine Weitergabe ihrer persönlichen Daten stattfindet. Für 18 Prozent ist eine verschlüsselte Verbindung wichtigster Faktor.

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Ein weiterer Punkt der auffällt ist die Frage, wo die gespeicherten Daten denn lagern sollen. Sie ist für den Löwenanteil der Befragten zweitrangig. So ist es lediglich für 2 Prozent der Teilnehmer ein zentrales Anliegen, dass ihre Daten von Videokonferenzen innerhalb der EU gespeichert werden.

Über die Studie

Das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag von Cisco insgesamt 2.500 Bundesbürger zum aktuellen Stand der Digitalisierung in Deutschland befragt. Die Befragung fand im Zeitraum vom 19. Juli bis zum 1. August 2022 statt.

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