Risiken der vernetzten Welt, Teil 5

Daten-Crash im intelligenten Auto

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Systeme sind auch aus der Ferne angreifbar

Bei den vernetzten Geräten im Internet der Dinge ist das noch anders. Ken Westin, Security Analyst bei Tripwire, sieht die Dinge bereits als Sensoren, die unser Leben beobachten und dabei mit anderen Dingen kommunizieren. Diese Daten werden nach Erkenntnis eines US-Parlamentsabgeordneten von den Herstellern in rauen Mengen gesammelt und miteinander in einer Art und Weise in Verbindung gebracht, die für die Menschen nicht vorstellbar seien.

So wird damit geworben, dass das vernetzte Auto unsere Gesundheit und unsere Fahrweise verbessern können soll. Die Absicht ist sicher löblich – schließlich soll das spritsparende Fahren auch das Aggressionspotential senken. In Verbindung mit vielen anderen Daten entsteht allerdings ein vollständiges Persönlichkeitsprofil.

Zu einer Gefahr für Leib und Leben werden die autonomen Fahrzeuge spätestens dann, wenn die übergeordnete Steuerung verwundbar ist. So soll ein Mitarbeiter der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), einer Behörde des US-Verteidigungsministeriums, das „OnStar“-System eines Chevrolet Impala geknackt haben. Aus der Ferne konnte er anschließend unter anderem die Bremsen blockieren.

Angreifbar sind angeblich auch kabellose Luftdrucksensoren, Telematik-Steuerungen und „Snapshot“ – eine Hardware zur Analyse des Fahrverhaltens. Da die zwei Millionen Mal in den USA verbaut sein soll, befürchtet das Wirtschaftsmagazin Forbes ein „Gemetzel“. Eine spezielle Hardware zur Analyse des Fahrverhaltens gibt es übrigens auch bei der Signal Iduna Versicherung.

Bedrohungen auch in der Verkehrsleittechnik

Oft im Gespräch ist auch die Sicherheit der Verkehrsanlagen: Der Wissenschaftler J. Alex Halderman von der University of Michigan hat mit der Erlaubnis einer örtlichen Straßenverkehrsbehörde und der Unterstützung seiner Mitarbeiter fast 100 drahtlos vernetzte Ampeln aus der Ferne übernommen – und will damit gezeigt haben, dass es signifikante Sicherheitslücken vermutlich in zahlreichen ähnlichen Anlagen in den ganzen Vereinigten Staaten gibt.

Seiner Erkenntnis nach hat dieses Verkehrsleitsystem diverse Schwächen: Die drahtlosen Verbindungen seien unverschlüsselt, die genutzten Standardzugangsdaten würden längst im Internet kursieren und die Wartungszugänge seien angreifbar. Es handele sich dabei nicht um die Schwächen einzelner Produkte, sondern um ein „systemimmanentes Fehlen von Sicherheitsbewusstsein“.

Halderman bezweifelt zwar, dass man dadurch eine Massenkarambolage auslösen könnte. Aber was würde denn passieren, wenn plötzlich im Kalifornischen Los Angelos alle Ampeln gleichzeitig grün hätten – darüber wurde auf dem Weltwirtschaftsforum 2015 in Davos spekuliert

Bleibt noch das GPS-Satellitennavigationssystem zu erwähnen: Studenten der Universität Texas ist es gelungen, eine Luxusyacht mit Hilfe manipulierter Satelliten-Signale vom Kurs abzubringen. „Intelligente“ Fahrzeuge lassen sich wohl auch intelligent entführen.

Weiter befürchtet die US-Bundespolizei, dass autonome Fahrzeuge künftig Sprengstoff selbsttätig ins Ziel bringen könnten. Die Nato hat aber ein System mit elektromagnetischen Impulsen entwickelt, um Fahrzeuge aus der Ferne stillegen zu können. Wieviele Ziele sich damit gleichzeitig bekämpfen lassen, ist nicht bekannt. Immerhin könnten wir mit Hilfe der Verkehrstelematik genau nachvollziehen – und zwar in Echtzeit! – , wie sich eine mobile Botnetz-Armee sprengstoff-beladener PS-Boliden zu ihren Zielen bewegt hat. Schließlich wird alles digitalisiert, was digitalisiert werden kann.

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