Datenschutz 2021 Datenschutz 2021 ernst nehmen

Von Mareike Vogt

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Während die Corona-Krise weiterhin das Arbeitsleben stark beeinflusst, müssen Unternehmen ihren Datenschutz an die neuen Gegebenheiten anpassen. Die neuen Richtlinien, der künftige Status von Großbritannien, die bekannten Versäumnisse – alles gilt es jetzt 2021 zu bedenken, um den Schutz der Daten von Kunden, Partnern und Mitarbeitern gewährleisten zu können.

Mareike Vogt, Fachexpertin Datenschutz der TÜV SÜD Sec-IT, warnt vor Nachlässigkeit beim Schutz von Kundendaten und erklärt, wie man 2021 die größten Stolpersteine vermeidet.
Mareike Vogt, Fachexpertin Datenschutz der TÜV SÜD Sec-IT, warnt vor Nachlässigkeit beim Schutz von Kundendaten und erklärt, wie man 2021 die größten Stolpersteine vermeidet.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Der Datenschutz sieht sich 2021 einer ganzen Reihe von neuen Herausforderungen gegenüber, die es zu meistern gilt. Was natürlich sofort ins Auge springt, sind die Entwicklungen innerhalb von Unternehmen, allen voran das vermehrte mobile Arbeiten im Homeoffice. Darüber hinaus gibt es Rechtsprechungen und geopolitische Entwicklungen, die den Bereich des Datenschutzes nachhaltig verändern werden. Darauf vorbereitet zu sein, ist mehr als die halbe Miete.

Europäischer Gerichtshof fällt Urteil zu Drittländern

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat mit dem Urteil zum Fall Schrems II klargestellt, dass europäische Daten in fremden Ländern – besonders der USA im Rahmen des Privacy Shield – nur gespeichert werden dürfen, wenn die Daten in diesen Drittländern einen mindestens gleichwertigen Schutz genießen, wie ihn die europäische Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) innerhalb der Union vorsieht. Entsprechend hat der Europäische Datenschutzausschuss Handlungsempfehlungen veröffentlicht, um mit der Rechtsprechung umzugehen und die neuen Anforderungen einzuhalten. Wer dies versäumt, dem drohen nicht nur empfindliche Strafen, sondern die öffentliche Bloßstellung: Organisationen für die Durchsetzung des europäischen Datenschutzes, wie nyob, behalten Datenschutzsünder im Blick und stellten zuletzt 101 Unternehmen an den digitalen Pranger.

Brexit erreicht den Datenschutz

Seit dem 1. Januar 2021 ist Großbritannien hinsichtlich der EU-DSGVO offiziell als Drittland und nicht mehr als Teil der EU anzusehen. Entsprechend ändern sich auch die Regelungen bezüglich des Datenverkehrs, der über das Vereinigte Königreich abgewickelt wird. Betroffen sind davon außerdem die Datenströme nach Irland, denn diese werden oftmals über Großbritannien abgewickelt. Entsprechend müssen diese dann über Garantien und neue Zertifikate der Datenaustausch und die Speicherung in und über Großbritannien abgesichert werden, andernfalls drohen auch hier empfindliche Bußgelder.

Corona und Impfstoffe bieten Fallstricke

Covid-19 wird auch in diesem Jahr den Fortschritt der Digitalisierung in Unternehmen diktieren. Mit diesem Fortschritt muss aber der interne Datenschutz in Unternehmen Schritt halten. Dabei handelt es sich um keinen endlichen, sondern einen fortlaufenden Prozess. Sogar ein möglicher Impfstoff bringt neue Fragezeichen mit sich, statt Entspannung: Wird es einen Corona-Impfpass geben? Wird es zur Impflicht kommen, die die Bewegungsfreiheit der Bürger bestimmt, weil beispielsweise Veranstalter den Nachweis verlangen? Das sind einschneidende Fragen in den Alltag der Menschen und sollten diese Mittel tatsächlich eingeführt und digital umgesetzt werden, so ergeben sich daraus Millionen von Datensätze, die es zu verwalten und zu schützen gilt.

Häufige Datenschutzsünden der kleinen und mittleren Unternehmen

Besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind die Beachtung der Stolpersteine und die Einhaltung der jeweils gültigen europäischen Rechtsprechung oftmals sehr herausfordernd. Ihre Ressourcen sind begrenzt und ihr Fachpersonal ist knapp. Daher folgen als Hilfestellung hier die häufigsten Versäumnisse, die KMU im Zusammenhang mit Datenschutz begehen:

Platz 3: Fehlende Einbindung des Datenschutzbeauftragten

Oft werden die Verantwortlichen für den Datenschutz viel zu spät in Prozesse eingebunden, um Einfluss zu nehmen. Sie werden dann lediglich gebeten, bereits getroffene Entscheidungen abzusegnen. Wer jedoch effektiven Datenschutz betreiben möchte, der muss diese Fachkräfte frühzeitig mit an den Tisch holen und gemeinsam eine sichere Lösung erarbeiten. So wird nicht nur die Organisation des Datenschutzes langfristig gestützt, sondern auch das Unternehmen vor kurzfristigen und teuren Änderungen in Prozessen und Projekten geschützt.

Platz 2: Mangelnder Fokus auf IT-Sicherheit

Datenschutz beginnt nicht bei der Speicherung oder Verwendung von Daten, sondern bei der IT-Sicherheit. Oftmals fehlt es allerdings in KMU an Hilfsmitteln, darunter Richtlinien für Kennwörter, definierte Zugriffsbeschränkungen und umfassende Absicherung der Server. Wer allerdings den Weg zu den gespeicherten Daten nicht mindestens genauso absichert, wie die Daten selbst, der macht sich zur lukrativen Zielscheibe für Cyberkriminelle – und riskiert großen Schaden.

Platz 1: Fehlende Zuteilung von Ressourcen

Datenschutz erfordert Zeit, Geld und kontinuierliche Aufmerksamkeit. Wegen der Entwicklung von Technologie und Systemen, sowie der schnellen Digitalisierung von Unternehmen, ist das Thema daher als dauerhaften Prozess anzusehen. Um dem Bereich also gewachsen zu sein und die eigenen Daten konform zu schützen, müssen Unternehmen jeglicher Größe auch ausreichende Ressourcen zum Schutz zur Verfügung stellen. Lassen sich diese nicht intern aktivieren, so ist es möglich und erlaubt, externe Experten von unabhängiger Seite einzubinden – sogar der Datenschutzbeauftragte darf außerhalb des Unternehmens benannt werden und die Firma bei den zuständigen Behörden vertreten. Das hilft besonders den KMU sehr.

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Datenschutz rechtzeitig ernst nehmen

Die neuen Richtlinien, der künftige Status von Großbritannien, die bekannten Versäumnisse – alles gilt es jetzt 2021 zu bedenken, um den Schutz der Daten von Kunden, Partnern und Mitarbeitern gewährleisten zu können. Es gilt, die eigenen Prozesse, Systeme und die IT-Infrastruktur entsprechend zu evaluieren und anzupassen – bei Bedarf mit der Unterstützung durch externe Datenschutzexperten. Wer das jedoch verschläft, der handelt sich nicht nur das Risiko für das laufende Geschäft ein, sondern steht im schlimmsten Fall am digitalen Pranger der europäischen Datenschutzhüter. Dann drohen nicht nur Bußgelder, sondern auch ein Reputationsschaden, der existenzgefährdend sein kann, wenn Kunden und Geschäftspartner das Vertrauen verlieren.

Über die Autorin: Mareike Vogt ist Fachexpertin Datenschutz der TÜV SÜD Sec-IT.

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