Neue Regeln zu KI von EU-Parlament Der EU AI Act will die Arbeit mit KI regeln
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Künstliche Intelligenz erfasst immer mehr Bereiche der Wirtschaft, der Technik und des täglichen Lebens. Neben risikoarmer KI und Systemen mit einem geringen Risiko gibt es auch Hochrisiko-Systeme und Systeme mit einem unannehmbaren Risiko. Das Europäische Parlament hat mit dem AI Act jetzt das weltweit erste Gesetz zur Arbeit mit Künstlicher Intelligenz geschaffen.

Bei den zahlreichen Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz bietet und mit denen sie das Leben der Menschen verändern kann, stellt sich die Frage, wie weit die Wissenschaft gehen kann. Es geht darum, was für die Menschheit, aber auch für Wissenschaft, Technik und Wirtschaft nützlich ist und was eine Gefahr für die Menschheit darstellen könnte.
Die EU will den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI), englisch AI für Artificial Intelligence, nun regulieren. Sie hat am 14. Juni 2023 mit dem AI Act ein Gesetz zur Regulierung der Künstlichen Intelligenz beschlossen.
Das Gesetz sieht eine Klassifizierung der verschiedenen Systeme in vier Risikostufen vor. Grundsätzlich soll das Gesetz Künstliche Intelligenz und deren Entwicklung fördern. Es verlangt jedoch eine stärkere Überwachung des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz sowie mehr Transparenz.
Der AI Act soll für alle Mitglieder der Europäischen Union bindend sein. Allerdings ist eine Übergangsfrist von zwei Jahren vorgesehen. Verhandlungen mit den einzelnen Mitgliedsstaaten können jetzt beginnen. Wenn noch vor der Europawahl 2024 eine Einigung erzielt wird, kann der AI Act frühestens 2026 in Kraft treten.
Förderung von KI und Schutz der Grundrechte mit dem neuen Gesetz
Der AI Act beinhaltet vier grundlegende Ziele:
- 1. Sicherheit der im EU-Raum auf den Markt gebrachten Systeme und Achtung der Werte der EU
- 2. Zur Förderung von Investitionen in KI soll Rechtssicherheit durch klare und umfassende Regeln geschaffen werden.
- 3. Stärkung der Steuerungsmöglichkeiten des KI-Marktes und der Durchsetzung des geltenden Rechts zur Wahrung der Grundrechte
- 4. Entwicklung eines einheitlichen europäischen Binnenmarktes für rechtskonforme, sichere und vertrauenswürdige KI-Anwendungen
Einstufung von KI-Anwendungen nach ihren Risiken
Der AI Act hat sich eine stärkere und wirksamere Regulierung von KI-Anwendungen zum Ziel gesetzt. Das Gesetz stuft die KI-Anwendungen in vier Risikogruppen ein:
- 1. risikoarme Systeme
- 2. begrenzt riskante Systeme
- 3. Hochrisiko-Systeme
- 4. Verbotene Systeme mit unannehmbarem Risiko
Ein Verbot soll für KI-Anwendungen gelten, die geeignet sind, Menschen zu unterdrücken. Dazu gehören Überwachungssysteme auf der Basis biometrischer Daten wie die Gesichtserkennung in Echtzeit, die automatisierte Erkennung von Emotionen, wie sie beispielsweise von Ermittlungsbehörden genutzt wird, sowie Social-Scoring-Systeme.
Tipp: Vom neuen Gesetz sind auch ChatGPT und andere Chatbots betroffen. Künftig gelten für solche Chatbots strengere Transparenzanforderungen. Mit Künstlicher Intelligenz erzeugte Inhalte müssen als solche gekennzeichnet werden. Die Verantwortlichen müssen der Erzeugung rechtswidriger Inhalte vorbeugen.
Wegfall von Millionen von Arbeitsplätzen durch KI möglich
KI kann von Unternehmen sinnvoll genutzt werden und die Wirtschaft voranbringen. Das gelingt, wenn Unternehmen das Potenzial erkennen und richtig einsetzen. Einer aktuellen Studie der US-amerikanischen Bank Goldman Sachs zufolge könnte KI bis zu 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze vernichten.
KI kann nicht nur die Arbeit erleichtern, sondern auch viele Arbeiten komplett übernehmen. Wie der Schöpfer von ChatGPT und CEO von OpenAI, Sam Altman, gegenüber dem US-amerikanischen Fernsehsender ABC bemerkte, könnten durch ChatGPT viele Arbeitsplätze abgeschafft werden.
Eine Studie von OpenAI, Open Research und der Universität von Pennsylvania hat untersucht, welche Arbeitsplätze durch KI wegfallen könnten. Betroffen sind vor allem Berufe, in denen Programmier- und Schreibfähigkeiten erforderlich sind. Auch Angestellte mit besserer Bezahlung und höherem Abschluss könnten künftig ihre Arbeitsplätze verlieren.
Konkret könnte das die folgenden Berufe betreffen:
- Webdesigner
- Steuerberater
- Übersetzer
- Journalisten
- Autoren
- Verwaltungsangestellte
- PR-Manager
- Buchhalter
Am wenigsten sind der Studie zufolge handwerkliche Berufe wie Mechaniker, Köche, Metzger oder Bauarbeiter von KI und deren Folgen für die Arbeitswelt betroffen.
Produktivitätsboom durch KI
Die Ökonomen der Goldman-Sachs-Studie rechnen nicht damit, dass die betroffenen Jobs plötzlich komplett wegrationalisiert werden. Trotz der wahrscheinlich beträchtlichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf den Arbeitsmarkt werden laut Ansicht der Ökonomen die Arbeitsplätze zunächst nur ergänzt und nicht gleich komplett ersetzt.
KI setzt Kapazitäten frei, die von den betroffenen Arbeitnehmern anderweitig genutzt werden könnten. Auch wenn viele Arbeitsstellen und komplette Berufe verloren gehen, könnte KI auch neue Jobs schaffen.
Gleichzeitig erwarten die Ökonomen aufgrund von KI einen Produktivitätsboom, der vergleichbar mit früheren Allzwecktechnologien wie Computer oder Elektromotoren sein könnte.
Mögliche neue Jobs durch KI
Neue Jobs könnten durch KI für Informatiker entstehen. Sie liefern die Daten für die riesigen Datenmengen, auf denen KI basiert. KI ist umso lernfähiger, je größer der Vorrat an Informationen ist.
Neue Arbeitsplätze könnten auch in der Robotik entstehen. Technisches Know-how ist in der Steuerung und Programmierung der Roboter erforderlich.
Bedarf an Arbeitskräften besteht auch in der Sprachtechnologie. Intelligente Lautsprecher wie Alexa werden mit Sprachdaten ausgestattet. Sprachtechnologen trainieren die Dialoge mit den Systemen.
Meinungen von Arbeitnehmern zu ChatGPT & Co.
Der Automatica Trendindex 2023 der Messe München hat sich unter Arbeitnehmern umgehört. Ein Marktforschungsinstitut hat 1.000 Arbeitnehmer in Deutschland befragt. Von den befragten Arbeitnehmern glauben 67 Prozent, dass ChatGPT und andere Systeme eine hilfreiche Unterstützung in der Arbeitswelt sein könnten. Die Entscheidungsfindung von Arbeitnehmern könnte damit erleichtert werden.
Trotz der positiven Meinung der meisten Arbeitnehmer gegenüber Technologien wie ChatGPT fordern 85 Prozent der Arbeitnehmer, dass KI und digitale Technologien als Maschinen erkennbar sein sollten. Von den befragten Arbeitnehmern sprechen sich 45 Prozent ganz klar dafür aus, dass Menschen weiterhin die Kontrolle am Arbeitsplatz behalten sollten, wenn Maschinen mit digitaler Technologie genutzt werden.
In anderen Ländern fordern deutlich weniger Arbeitnehmer, dass die Kontrolle am Arbeitsplatz durch den Menschen weiterhin gewährleistet bleibt:
- Japan 18 Prozent
- China 35 Prozent
- USA 38 Prozent
Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch KI
Patrick Schwarzkopf, Beiratsmitglied der Automatica bei der Messe München, ist der Meinung, dass die Arbeitsbedingungen durch KI verbessert werden könnten. Die Arbeitsplätze der Zukunft sind durch KI und Robotik geprägt. Es kommt darauf an, die Technologien richtig einzusetzen, um bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Der Einsatz von KI könnte ein Lösungsansatz gegen Fachkräftemangel sein. Von den Befragten sind 84 Prozent der Meinung, dass die Maschinen Fachkräfte entlasten könnten, wenn sie gefährliche oder gesundheitsschädliche Arbeiten ausüben. Nach Ansicht von 72 Prozent der befragten Arbeitnehmer könnten weniger Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden, wenn Robotik eingesetzt wird. Das könnte sich positiv auf Deutschland als Industriestandort auswirken. Die meisten Befragten sind der Meinung, dass KI die Produktion nachhaltiger machen könnte. Die Technologie könnte Emissionen reduzieren und Energie sparen.
Über die Autoren: Die Redaktion von datenschutz.org ist Teil des VFR Verlag für Rechtsjournalismus. Der Verlag ist spezialisiert auf Online-Publikationen im Bereich Recht, Steuern und Finanzen.
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