Tipps und Handlungsempfehlungen für die Cyber-Forensik

Mehr als den „Ereignishorizont“ im Blick

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Die richtige Reaktion

Sobald die Unterstützung der Führungskräfte gewährleistet ist, kann man mit dem Erstellen der Dokumentation beginnen. Diese wird nicht aus einem einzigen Papier bestehen, das den gesamten Bereich der Cyber-Forensik abdeckt; vielmehr handelt es sich um eine Sammlung von Dokumenten, die die verschiedenen Aspekte der Cyber-Forensik regeln.

Es ist wichtig zu bedenken, dass diese Dokumentation den Mitarbeitern zeigen soll, was von ihnen erwartet wird, wenn sie auf eine bestimmte Situation reagieren – gleich, ob bereits bekannt ist, dass die Cyber-Forensik involviert wird oder nicht. Um die Cyber-Forensik angemessen unterstützen zu können, sollte das Unternehmen zumindest Folgendes dokumentiert haben:

  • Richtlinien, um einen Verhaltenskodex zu definieren und festzulegen, in welchem Rahmen das Unternehmen Systeme überwachen darf.
  • Standards zu Themenfeldern wie beispielsweise Sicherheitskontrollen, Protokollierungsanforderungen, Backup und Wiederherstellung.
  • Verfahrensbeschreibungen, die detailliert erläutern, wie das Unternehmen forensische Untersuchungen durchführt; wie etwa Beschreibung von Verfahren zum Umgang mit Beweismaterial, von Methoden der Datenbeschaffung und von verwendeten Analyse-Tools.

Sobald die Dokumentation abgenommen worden ist, dient sie als Basis für die Unterstützung und Durchführung der Cyber-Forensik im gesamten Unternehmen und überdies als Grundlage für den Aufbau und Betrieb eines forensischen Labors. Ein forensisches Labor muss eine „sichere Zone“ sein, in der es möglich ist, Daten auf geregelte Weise zu verwalten, aufzubewahren und auf sie zuzugreifen.

Es liegt letztlich in der Verantwortung jeder einzelnen Person, die in einem solchen Labor tätig ist, die Richtlinien, Standards und Verfahrensweisen einzuhalten. Denn nur so bleiben die Prinzipien der Datenauthentizität und Datenintegrität gewahrt.

Raum für forensische Untersuchungen schaffen

Der erste Schritt beim Aufbau eines forensischen Labors besteht darin, die jeweiligen Aufgaben und Verantwortlichkeiten des Laborleiters und seiner Mitarbeiter zu definieren. Der Leiter muss neben allgemeinen Management-Aufgaben dafür Sorge tragen, dass die Mitarbeiter in der Lage sind, die Prozesse und Verfahrensweisen im Einklang mit den Standards des Labors zu befolgen.

Die Mitarbeiter wiederum müssen ihre Fähigkeiten laufend auf den neuesten Stand bringen, damit sie forensische Analysen erfolgreich durchführen können. Zudem muss der Laborleiter dafür sorgen, dass die Laborumgebung geeignet ist, um forensische Untersuchungen auf sichere und geschützte Weise durchzuführen.

Zu den Kontrollmaßnahmen, die in jedem forensischen Labor erforderlich sind, gehören zunächst solche, die der physischen Sicherheit dienen. Die Autorisierung für das Labor muss nach dem Prinzip der minimalen Rechte erfolgen; es dürfen also nur Personen autorisiert werden, die berechtigterweise Zutritt benötigen. Ein forensisches Labor sollte ähnlich wie ein Rechenzentrum angelegt sein, wozu beispielsweise folgende physische Sicherheitsmaßnahmen gehören:

  • Das Labor sollte sich in Innenräumen ohne Fenster befinden, soweit dies im Einklang mit den Brandschutzbestimmungen möglich ist
  • Wände, Decke und Boden sollten aus Beton bestehen, um die Einbruchsgefahr weiter zu minimieren
  • Bestehende Möglichkeiten der physischen Zugangskontrolle wie elektronische Ausweiskarten lassen sich nutzen, um das Personal zu authentifizieren und die Audit-Protokolle zu zentralisieren
  • Sicherheitskameras helfen dabei, die Vorgänge im Labor optisch überwachen.
  • Bildschirme sollten so positioniert sein, dass nur befugtes Personal die Inhalte einsehen kann.

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