Kommentar zu Forderungen nach Crypto-Backdoors Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Gefahr
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Verschlüsselungstechnologien sind notwendig, damit Privatnutzer und Unternehmen die volle Kontrolle über ihre virtuell gespeicherten Daten behalten und besonders sensible Informationen vor unbefugtem Zugriff, Verlust oder Offenlegung geschützt sind. So kann niemand ohne Berechtigung auf private Daten zugreifen – auch keine Behörden oder anderen staatlichen Einrichtungen. EU-Politiker fordern, dass sich das jetzt ändern muss!

Damit speziell Strafverfolgungsbehörden zur Bekämpfung von Straftaten leichter Zugriff auf private Daten haben, werden von der Politik, insbesondere auf europäischer Ebene, immer wieder Forderungen laut, sogenannte Crypto-Backdoors, also Hintertüren, in Ende-Ende-verschlüsselte Lösungen einzubauen. Ein Vorhaben, das auf viel Gegenwind stößt, nicht nur aus der IT- und Digitalwirtschaft. Der Grund: Es kann nicht zuverlässig sichergestellt werden, dass Hintertüren nur für positive Zwecke genutzt werden. Sie sind nämlich auch immer potenzielle Sicherheitslücken und Eintrittsmöglichkeiten für Hacker. Dadurch würde der eigentlich Zweck einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung untergraben und somit das Vertrauen in cloud-basierte Anwendungen geschwächt.
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Verschlüsselung zwischen Terrorismus und IT-Security
Krypto-Wars und kein Ende-zu-Ende
Die Relevanz von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
Der Begriff Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE) erfreut sich wachsender Bekanntheit, doch nur die wenigsten sind sich bewusst, welche Technologien genau dahinterstecken. Der Vorteil einer konsequenten E2EE besteht darin, dass Daten beim Versenden über den gesamten Übertragungsweg hinweg verschlüsselt sind, vom Absender bis zum Empfänger. Die Dateien werden dabei jeweils nur auf den Endgeräten ver- und entschlüsselt. Genau durch diese durchgängige Verschlüsselung entsteht das extrem hohe Sicherheitsniveau der E2EE-Technologie, denn selbst bei potentiellen Angriffen auf die Server des Cloud-Anbieters sind die darauf gespeicherten Daten für Hacker nicht einsehbar.
Ein Zugriff durch Hintertüren untergräbt das Konzept von E2EE
Die E2EE ist zwar keine neue Technologie mehr, gerät aber durch die aktuelle Debatte rund um mögliche Hintertüren wieder zunehmend in den Fokus. Der Grundgedanke hinter der jetzigen Forderung nach Hintertüren ist das Schaffen eines wirksameren Aktionsplans gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität. Diese Zielsetzung ist grundsätzlich nachvollziehbar, dennoch ergeben sich daraus in der Praxis essentielle Probleme, was nicht zuletzt der Bitkom kritisiert. Sollte die Regierung Cloud-Anbieter dazu verpflichten, Hintertüren für den Zugriff auf verschlüsselte Daten einzuführen, würde das mit großen Risiken einhergehen. Da eine durchgängige E2EE voraussetzt, dass die Verschlüsselung von Dateien über digitale Dienste von keinem Akteur aufgelöst werden kann, wäre die E2EE durch den möglichen Zugriff über Hintertüren schlichtweg außer Kraft gesetzt.
Das Paradoxe an der Diskussion ist außerdem, dass die Verschlüsselung mit E2EE gleichzeitig von der Politik zur Einhaltung der DSGVO empfohlen wird.
So würde, um die Arbeit der Strafverfolgung zu erleichtern, ein noch größeres Problem mit weitreichenden gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen geschaffen. Ein entsprechendes Gesetz bedroht zahlreiche alltägliche Dienste, so wie sicheres Online-Banking oder die Übertragung sensibler Geschäftsdaten von Unternehmen.
Auf diese Weise würde das Internet für alle Akteure zu einem weniger sicheren Ort. Diese Thematik ist vor allem für viele Unternehmen relevant, die aufgrund des hohen Sicherheitsniveaus der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung überhaupt den Schritt in die Cloud gewagt haben – und vermutlich wieder vermehrt auf On-premise-Lösungen umsteigen würden.
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Geschwächte Netze bieten auch Einfallstore für Cyberkriminelle
Bitkom kritisiert geplante Hintertüren in Kommunikationsnetzen
Das Konzept der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung muss unversehrt bleiben
Zahlreiche Stimmen, insbesondere aus dem IT-Bereich, fordern, dass solche Hintertüren daher nicht umgesetzt werden und das Konzept der E2EE unangetastet bleiben muss, um das notwendige Sicherheitslevel zu gewährleisten. Gerade während der Covid-19-Pandemie und der in dieser Zeit stark wachsenden Anzahl von Cyber-Attacken, hat sich erneut gezeigt, wie wichtig Cybersicherheit ist, um die Digitalisierung erfolgreich umzusetzen. Diese Sicherheit darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.
Über den Autor: István Lám ist CEO und Co-Founder von Tresorit.
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