Wie Geodaten den persönlichen Datenschutz gefährden

Geodaten – ein Blick in die Büchse der Pandora

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Geodaten sind sehr persönliche Daten

Einfache Geodaten reichen bereits aus, um sehr viel über Sie zu erfahren: Gehen Sie gerne in Edelrestaurants? Verbringen Sie abends nach 20 Uhr Zeit mit einer anderen Person (Datensender/-in) als im Zeitraum von 18 bis 20 Uhr? Gehen Sie sonntags zum Fußball oder in die Kirche? Beteiligen Sie sich an politischen Demonstrationen? Wo kaufen Sie bevorzugt ein? Wohnen Sie in einer „guten Gegend“?

Die Analysemöglichkeiten von Bewegungsdaten sind unglaublich. Gelingt es, diese auch noch zu personalisieren (wenn Sie z.B. beim Kauf von Apps Ihren Namen angeben oder Social Media mit dem Smartphone nutzen), dann sind diese Geodaten für Datenhändler bares Geld wert.

Doch das eigentliche Problem ist, dass Sie nicht wissen, was mit diesen Daten geschieht. Diese können von Ihrem eifersüchtigen Partner benutzt werden, um Sie auf einer Stadtkarte zu verfolgen (hierzu werden schon zahlreiche Spy-Apps in der Fernsehwerbung beworben). Man kann diese aber auch nutzen, um Ihr Einkaufsverhalten zu beobachten (z.B. wenn Sie regelmäßig in einen Baumarkt fahren). Man kann sehen, wo Sie arbeiten, wer Ihre Freunde sind. Zumindest glaubt der Auswertealgorithmus dies zu kennen.

Das Smartphone – die Büchse der Pandora

Während wir bei Social Media noch aktiv die Kontrolle darüber haben, was wir dort veröffentlichen, ist es bei Geodaten ganz anders. Erstens versteht man als Überwachter meist nicht, dass die Positionsdaten der eigenen Bewegung gesammelt werden. Nachdenklich sollte uns in diesem Zusammenhang auch stimmen, dass die Medien nahezu täglich über Google Street View berichten, die AGB-Änderung von Apple in Deutschland, welche die Ortung der iPhone-Nutzer erlaubt, jedoch nahezu unangesprochen blieb.

Zweitens vermag niemand wirklich zu verstehen, wie Geodaten ausgewertet werden. Diese Auswertung („der Datenkontext“) ist oft an unbekannte Algorithmen gebunden. Plötzlich gelten Sie als eine „uninteressante Zielgruppe“ (zuwenig Geld zum Ausgeben...aber auch zuwenig Verlässlichkeit für Kredite) oder Sie sind das Ziel aufdringlicher personalisierter Werbung. All dies geschieht ohne dass Sie Einfluss darauf hätten.

Der antike Geschichtsschreiber Hesiod nannte Pandora, die in einer Büchse unwissentlich alles Unheil auf die Welt mitbrachte, ein „schönes Übel“. Heute würden wir die Büchse der Pandora wohl Smartphone nennen.

Inhalt

  • Seite 1: Datenerfassung und -interpretation
  • Seite 2: Digitale Gaunerzinken
  • Seite 3: Geodaten sind sehr persönliche Daten

Dr. Sebastian Broecker

Dr. Sebastian Broecker, (ISC)²-zertifizierter CISSP, arbeitet bei einer großen Firma in der Air-Traffic-Management-Branche als CISO (Chief Information Security Officer). Nebenberuflich ist er als freier Journalist tätig.

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