Zahltag im Internet – alles hat seinen Preis Gratis-Apps und -Dienste sind nicht kostenlos

Autor / Redakteur: Martin Kuppinger / Stephan Augsten

Wie im wahren Leben bekommt auch im Internet keiner etwas geschenkt. Smartphone- und Internet-Nutzer sollten sich darüber im Klaren sein, dass auch kostenlose Dienste und Apps ihren Preis haben. Doch kaum einer kann einschätzen, welchen Wert die übermittelten Informationen wirklich haben.

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Martin Kuppinger: „Die Frage ist nicht, ob man bezahlt, sondern in welcher Währung.“
Martin Kuppinger: „Die Frage ist nicht, ob man bezahlt, sondern in welcher Währung.“
(Bild: Archiv)

In einer Studie analysierte das Juniper Networks Mobile Threat Center, inwieweit mobile Apps erweiterte und sensitive Geräte-Funktionen wie das Standort-Tracking oder die Kamera nutzen. Wenig überraschend wurde dabei deutlich, dass vor allem kostenlose Apps auf derartige Funktionen zurückgreifen.

Die Studie zeigt: Wer nicht mit Geld zahlt, muss seine Rechnung in einer anderen Währung begleichen. Die Untersuchung von Juniper Networks wurde 2011/2012 im Google-Play-Markt durchgeführt. Auch wenn damit nur ein Ausschnitt des Gesamtmarkts für Apps beleuchtet wurde, gibt es ausreichend Hinweise, dass sich die Grundaussagen generalisieren lassen.

Der Anteil der Apps, die Tracking-Funktionen nutzen, ist bei kostenlosen Apps beispielsweise rund vier Mal so hoch wie bei kostenpflichtigen. Mehr als drei Mal so viele Gratis-Apps wollen Zugriff auf das Adressbuch des Benutzers. Auch bei Funktionen wie dem Zugriff auf Kameras, die Möglichkeit zum Versenden von SMS oder Anrufen ohne Eingriff des Benutzers gibt es massive Unterschiede – kostenlose Apps tendieren generell dazu, mehr solcher Funktionen zu nutzen.

Das gleiche Bild zeigt sich bei anderen Diensten im Internet. Facebook und Google stehen – völlig zu Recht – hinsichtlich des Datenschutzes in der Kritik. Die Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen. Auch wenn Ausnahmen die Regel bestätigen, gilt doch: Kostenlose Dienste sind deutlich kritischer in Bezug auf die Nutzung von persönlichen Daten zu sehen als kostenpflichtige Dienste.

Jedes Unternehmen hat wirtschaftliche Interessen

Das ist allerdings auch keine wirkliche Überraschung, denn die Anbieter benötigen irgendein Geschäftsmodell. Wenn dieses nicht auf einmaligen Zahlungen, auf Abonnements oder auf einem Pay-Per-Use-Modell basiert, wenn also kein Geld fließt, dann muss halt eine andere Währung herhalten. Diese Währung sind die Informationen über den Benutzer.

Einfach gesagt: Es gibt kaum kostenlose Dienste und Apps im Internet. Die Frage ist nicht, ob man bezahlt – die Frage ist, in welcher Währung man bezahlt. Hinsichtlich der persönlichen Informationen gibt es dabei aber zwei Probleme: Zum einen ist oft nicht klar, dass man in dieser Währung bezahlt. Zum anderen kennt man den genauen Preis nicht.

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