Finanzbetrug und Kreditkartendiebstahl Handel mit gestohlenen Kreditkarten aus Deutschland boomt im Darknet

Ein Gastbeitrag von Oliver Münchow Lesedauer: 4 min

Im Rahmen der Überwachung des Darknets konnten Security-Experten von Kaduu über einen Zeitraum von weniger als einem Monat (Juli 2023) über 100.000 gestohlene Kreditkarten aus Deutschland finden. Diese werden in spezialisierten Darknet Shops zum Verkauf angeboten. Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs.

Mit seiner fortschrittlichen digitalen Infrastruktur und der weiten Verbreitung von Online-Banking und E-Commerce ist Deutschland ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle.
Mit seiner fortschrittlichen digitalen Infrastruktur und der weiten Verbreitung von Online-Banking und E-Commerce ist Deutschland ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle.
(Bild: Gorodenkoff - stock.adobe.com)

Nach Aussage von Cybersecurity Ventures wird die Cyberkriminalität, einschließlich des Kreditkartenbetrugs, bis zum Jahr 2025 jährlich Schäden in Höhe von 10,5 Billionen US-Dollar verursachen. Auch wenn es schwierig ist, die Auswirkungen des Kreditkartenbetrugs allein zu bestimmen, unterstreicht dieser starke Anstieg das Ausmaß des Problems.

Zu welchem Preis werden gestohlene Kreditkartendaten im Darknet angeboten?

Die Kosten für den Kauf gestohlener Kreditkartendaten im Darknet hängen von einer Reihe von Faktoren ab, darunter die Art der Karte, das Ausstellerland und die Menge der auf der Karte enthaltenen Informationen. In der Regel kann eine einzelne Kreditkartennummer, ein so genannter "Dump", für ein paar Dollar verkauft werden.

Ein komplettes Informationspaket für eine Kreditkarte, das so genannte "Fullz", das den Namen, die Adresse, das Geburtsdatum und andere persönliche Daten des Karteninhabers enthält, kann dagegen für 10 bis 50 Dollar verkauft werden. Diese Fullz werden verwendet, um betrügerische Online-Einkäufe zu tätigen, Bankkonten zu eröffnen, Kredite zu beantragen und andere Finanzbetrügereien zu begehen.

Wie kommen die Kriminellen an Ihre Kreditkarten?

Es gibt viele unterschiedliche Wege, wie die Kreditkarten ins Darknet gelangen. je mehr man sich mit den Methoden vertraut macht, desto besser kann man sich schützen. Hier die wichtigsten Risikofaktoren:

  • Diebstahl oder Verlust von Kreditkarten: Der Diebstahl einer physischen Kreditkarte kann auf verschiedene Weise erfolgen. Der Verlust einer oder der Diebstahl einer Kreditkarte ist immer möglich, insbesondere auf Reisen. Eine neue Karte kann aber auch aus Ihrem Briefkasten gestohlen werden.
  • RFID-Erfassung (d. h. Abfangen von kontaktlosen Zahlungen): Viele moderne Karten verwenden die Radiofrequenz-Identifikation (RFID) für kontaktloses Bezahlen. Ein Dieb, der sich mit dem richtigen Gerät in Ihrer Nähe befindet, kann diese Technologie nutzen, um Ihre Kreditkartendaten abzufangen.
  • Karten-"Skimmer": Einige Kreditkartendiebe installieren sogenannte "Skimmer" an Kartenlesegeräten wie z. B. an den Selbstbedienungspumpen von Tankstellen, aber auch an anderen, weniger überwachten Orten oder an den Kassen von Einzelhandelsgeschäften. Ein Skimmer ist ein physisches Gerät, welches die Kreditkartendaten des Magnetstreifens kopiert. Die Chiptechnologie hat den Erfolg dieser Methode zunichte gemacht, aber es ist immer noch möglich, dass ein Dieb Kartendaten kopiert, speichert und später für betrügerische Einkäufe verwendet.
  • Durchsuchen des Mülls - "Dumpster Diving": Einige Diebe versuchen immer noch, Ihre Kreditkartendaten auf die altmodische Art zu stehlen - es zahlt sich also aus, mit allen physischen Kopien Ihrer Daten sorgfältig umzugehen. So kann Ihr Müll beispielsweise eine Fundgrube für Kreditkarten- und Kontonummern sein, oder Sie können herausfinden, welche Unternehmen Sie für Ihre Spar- oder Anlagekonten nutzen.

Wie findet man heraus, ob die eigenen Kreditkarten von einem Diebstahl betroffen sind?

Es gibt verschiedene Hinweise und Methoden, einen Diebstahl festzustellen. Hier ein paar Möglichkeiten.

  • Ungewöhnliche Einkäufe: Das größte Warnsignal im Bereich Kreditkartenbetrug ist das Auffinden unbekannter Einkäufe auf Ihrem Kontoauszug. Da diese Art von Betrug jederzeit passieren kann, ist es wichtig, wachsam zu sein und die Kontoauszüge regelmäßig zu überprüfen.
  • Kleine und teils regelmäßige Abbuchungen von Ihrem Konto: In dem Moment, in dem ein Krimineller Zugang zu einer gestohlenen Karte erhält, wird er kleine Abbuchungen vornehmen, die kein Aufsehen erregen. Das können zum Beispiel Abbuchungen von ein paar Euro unter einem sehr generischen Namen sein. Diese Abbuchungen können auch sehr regelmäßig auftauchen, so dass es den Anschein einer rechtmäßigen Abbuchung hat.
  • Unbekannte Firmennamen oder Bezeichnungen auf Ihrer Abrechnung: Wenn Sie eine Zahlung mit Ihrer Kreditkarte tätigen, erscheint der Name der an der Transaktion beteiligten Unternehmung auf Ihrer Kreditkartenabrechnung. Sofern dieser Name völlig unbekannt ist, könnte es sich um illegale Abbuchungen handeln.
  • Sie sehen Zahlungen an unbekannten Orten: Zahlungen werden am selben Ort getätigt, wo die Transaktion stattfindet, es sei denn, es handelt sich um eine Zahlung an ein Unternehmen, das an einem anderen Ort registriert ist. Wenn Sie nun beispielweise eine Zahlung in Thailand sehen, selbst jedoch nie dort zu Besuch waren, sollte Sie das stutzig machen.
  • Ein niedriger verfügbarer Kreditsaldo: Ein großes Warnsignal für die meisten Verbraucher ist ein verminderter Kreditrahmen aufgrund ungeklärter ausstehender Belastungen. Wenn Sie plötzlich feststellen, dass ihr Kreditrahmen ohne ersichtliche Gründe rasch erschöpft ist, könnte dies ein Hinweis für ein Missbrauch sein.
  • Überwachung des Darknets: Es gibt verschiedene Firmen, welche die Darknet Shops überwachen, und Sie benachrichtigen, sofern Ihre Nummer oder Name auftaucht. Dies ist natürlich auch mit Kosten verbunden.

Schlussfolgerung

Nicht nur das Volumen der gestohlenen Karten ist besorgniserregend, sondern auch die Herkunft dieser Karten. Die Daten zeigen, dass ein erheblicher Teil dieser Karten aus Deutschland stammt. Dies könnte auf die starke wirtschaftliche Position Deutschlands, die hohe Kreditkartennutzung und die Verlockung zurückzuführen sein, vom Reichtum einer der führenden europäischen Volkswirtschaften zu profitieren.

Es sind jedoch nicht nur wirtschaftliche Faktoren, die Deutschland ins Rampenlicht rücken. Mit seiner fortschrittlichen digitalen Infrastruktur und der weiten Verbreitung von Online-Banking und E-Commerce ist Deutschland ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle. Da diese rücksichtslosen Cyberkriminellen ihre Techniken verfeinern, ist zu erwarten, dass Länder wie Deutschland weiterhin zu ihren bevorzugten Jagdgründen gehören werden.

Über den Autor: Oliver Münchow ist ein Penetration Tester und Serial Entrepreneur. Seine letzte Software-Firma “Lucy Security” hatte er vor 2 Jahren verkauft und widmet sich mit Kaduu AG nun dem Thema Darknet Monitoring.

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