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Augen auf, Finger drauf – Biometrie und Datenschutz
Ein großer Vorteil beim Identity Management besteht in der steigenden Zahl eingebauter Authentifizierungstechnologien. Man denke hier insbesondere an die Fingerabdruckleser und Irisscanner sowie Gesichts- und Stimmerkennung in Smartphones und anderen mobilen Endgeräten.
Aus Standardisierungssicht hat die FIDO Alliance darüber hinaus zum ersten Mal die Türen zu einer nahtlosen Integration verschiedener Typen von Authentifizierungstechnologien in Applikationen geöffnet – bis heute ist die Integration von proprietären Authentifizierungsmechanismen sehr aufwändig.
In den meisten Fällen verbleiben die biometrischen Daten zentral auf dem Gerät, und werden nur zur Authentisierung genutzt (z. B. mit FIDO Alliance Standards als Brücke ins Backend, bei denen alle biometrischen Daten lokal auf dem Gerät verbleiben). Damit bleibt der Datenschutz gewährleistet (abgesehen von der Möglichkeit, dass die Geräte gehackt und biometrische Informationen ausgelesen werden könnten).
Wo biometrische Daten zentral gespeichert werden, existiert ein höheres Risiko des Missbrauchs. Das ist jedoch in erster Linie nur bei Anwendungsfällen von Behörden der Fall, etwa bei Grenzkontrollen.
Multiple Attribute und Beziehungen managen
Eine der größten Herausforderungen im IAM/IAG besteht darin, die komplexen Beziehungen von Dingen, Geräten und Menschen zu steuern und die Authentifizierung von Dingen zu unterstützen. Millionen von vernetzten Dingen zu verwalten, führt etwa zu neuen Anforderungen an die Skalierbarkeit.
Insbesondere Cloud-basierte Lösungen unterstützen das bereits teilweise, einige wenige Anbieter auch „on premise“. Anbieter von PKI-Infrastrukturen/Zertifikatdiensten könnten hier besonders profitieren, weil Dinge („Things“) zur Authentifizierung und für andere Sicherheitszwecke gewöhnlich digitale Zertifikate enthalten, die provisioniert und verwaltet werden müssen – dies eröffnet ein neues Betätigungsfeld für PKI-Spezialisten.
Ein und dieselbe Person kann ein Kunde sein (mit einem Versicherungsvertrag), ein Partner (freier Versicherungsmakler) und ein Mitarbeiter (der Versicherungsgesellschaft). Solch unterschiedliche Formen von Beziehungen zu verwalten (Identity Relationship Management), und zwar mit nur einem IAM für alle Typen von Nutzern (also kein separates Customer Identity and Access Management), ist ein kritischer Erfolgsfaktor.
Identity Relationship Management (IRM), ein aktuelles Projekt der Kantara Initiative, ist hierbei einer der Schlüsselbegriffe. Organisationen müssen verstehen, dass die Menschen, mit denen sie handeln, je nach ihrer aktuellen Rolle verschiedene Attribute und sogar noch mehr (und wechselnde) Geräte sowie Identifikatoren (Konten, Authentifizierungsmechanismen) haben können.
Wenn es den Unternehmen gelingt, dies alles zusammenzubringen und zu verwalten, haben sie ein Kernproblem gelöst: Die Person bleibt, auch wenn alles andere sich verändert, inklusive verschiedener sozialer Logins, immer ein und dieselbe.
* Martin Kuppinger ist Gründer des Analystenunternehmens Kuppinger Cole, das sich mit digitalen Identitäten, Identity und Access Management, GRC (Governance, Risk Management, Compliance) und Cloud Computing beschäftigt.
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