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Chinas „Große Firewall“ bleibt dicht.
Weiterhin offen ist die Frage, wie sich der globale Datenverkehr während der Spiele ins Land hinein und heraus weiter entwickeln wird. Die Zensur des Internets in China ist derzeit all umfassend und trotz Presseprotesten zeichnet sich keine Besserung ab. E-Mail, Instant Messaging, Internettelefonie, Chat und Webbrowsing werden in großem Stile überwacht, Zugriffe auf bestimmte Webseiten werden gesperrt. „Konkret erfolgt die Zensur auf der Basis von verschiedenen technischen Maßnahmen wie etwa der Manipulation der DNS-Einträge oder der gezielten Unterbrechung von Kommunikationsverbindungen auf Basis bestimmter Schlüsselwörter“, erläutert Sebastian Wolfgarten.
Der heute bei der Europäischen Zentralbank tätige Experte für IT-Sicherheit hat die „Große Firewall“ in mehreren Publikationen genauer unter die Lupe genommen. „Um die Firewall zu umgehen, sind diverse technische Möglichkeiten vorhanden, die teilweise über ein normales Maß an technischem Wissen hinausgehende Kenntnisse erfordern, um die Zensur erfolgreich zu umgehen“, so Wolfgarten weiter.
Als besonders wirkungsvoll sieht er die Nutzung von Anonymisierungsnetzwerken wie TOR sowie die Benutzung und das Tunneln von Verbindungen zu Servern, die außerhalb von China lokalisiert sind. Dies sei jedoch ohne technisches Verständnis und ohne Unterstützung von Außen schwer realisierbar. „Gerade Benutzer mit weniger technischem Verständnis werden daher der Zensur nicht entgehen können“, bilanziert Wolfgarten.
Die chinesischen Bemühungen zur Überwachung und Kontrolle der Telekommunikation und des Internets bezeichnet der IT-Sicherheitsexperte als umfassend, technisch erstaunlich ausgereift und erschreckend effektiv. Ob diese für die Olympiade gelockert werden, hält Wolfgarten für kaum wahrscheinlich: „Sollte dies geschehen, so ist dieser Zustand sicherlich nicht von langer Dauer.“ Das Reich der Mitte sei eben noch nicht bereit für das Internet und die gesellschaftlichen und sozialen Folgen eines unkontrollierten Zugangs. „Insofern setzt die Regierung in Peking alles daran, den Zugang zu reglementieren“, bilanziert Wolfgarten.
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