Gleichgewicht in einer Welt der Trolle finden Anonymität versus Privatsphäre

Von Srinivasan CR |

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Das Magazin „The New Yorker“ veröffentlichte 1993 eine Karikatur, in der zwei Hunde vor einem Computer saßen. Die Bildunterschrift dazu lautete: „Im Internet weiß niemand, dass du ein Hund bist." So machte sich der Karikaturist Peter Steiner über die Möglichkeit der Anonymität im Internet lustig. Dieses wachsende kulturelle Phänomen begann damals gerade erst in den Fokus des Mainstreams zu rücken, seit Kurzem aber ist die Botschaft der Karikatur besonders zukunftsweisend.

Das Thema Privatsphäre wird aktuell so heftig diskutiert wie nie zuvor. Es braucht ein gewisses Maß an Wagemut, um ein gutes Gleichgewicht zwischen virtueller und realer Welt zu schaffen.
Das Thema Privatsphäre wird aktuell so heftig diskutiert wie nie zuvor. Es braucht ein gewisses Maß an Wagemut, um ein gutes Gleichgewicht zwischen virtueller und realer Welt zu schaffen.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Die Bezeichnung „Troll" im Zusammenhang mit missbräuchlichem oder beleidigendem Verhalten im Internet ist zwar älter als Steiners Karikatur, aber die Thematik ist mit der wachsenden Bedeutung sozialer Medien heute relevanter denn je. Dass Nutzer ihre Identität nicht verifizieren müssen, ist eines der Grundprinzipien des freien Internets. Allerdings wird dies in den sozialen Medien immer wieder ausgenutzt. So zieht Online-Mobbing keine Konsequenzen nach sich und feindlich gesinnte Regierungen missbrauchen ihre Macht mit Hilfe von Bots, die in den letzten Jahren viel Schaden angerichtet haben.

Deshalb wurden in letzter Zeit immer wieder Forderungen nach der Einführung von Identifizierungs­maßnahmen laut, damit Nutzer für ihre Handlungen verantwortlich gemacht werden können. Sollte es soweit kommen, müsste allerdings ein Mindestmaß an Privatsphäre und Redefreiheit garantiert sein.

Die Angst vieler Menschen, „Big Brother“ zu viel Macht zu geben, ist groß, deshalb muss dies sorgfältig austariert werden. Aber Konzepte wie Haftung, Verleumdung und Wahrheit sind eng mit der Möglichkeit verknüpft, zu erkennen, wer etwas sagt. Solange das Internet eine Art moderner „Wilder Westen“ bleibt, ist dies fast unmöglich. Die Verbindung von Klarnamen und anderen identifizierenden Informationen mit digitalen Gesichtern bringt jedoch eigene Risiken mit sich.

Benutzer zu identifizieren, bedeutet, Daten zu speichern – und gespeicherte Daten sind immer ein verlockendes Ziel für Cyberkriminelle. Je mehr persönliche Informationen über eine Person online verfügbar sind, desto gefährdeter ist sie. Während die Nutzung von biometrischem Daten zur Verifizierung die Sicherheit erhöht, sind Sicherheitsverletzungen bei diesen Daten noch gravierender, denn Passwörter können geändert werden, Fingerabdrücke aber nicht.

Deshalb ist bei der Verarbeitung von Daten Anonymität entscheidend. Daten können analysiert werden und wertvolle Erkenntnisse liefern, während die Privatsphäre der Person gewahrt bleibt - ein Prozess, der für die Profitabilität vieler Unternehmen von großer Bedeutung ist. Selbst wenn Daten anonymisiert werden, können sie immer noch sensible Informationen enthalten. Da Unternehmen immer mehr Daten von ihren Kunden sammeln, werden auch Fehler im Umgang mit diesen Daten zunehmen. Organisationen, die riesige Datenmengen gesammelt haben, müssen streng reguliert werden, auch wenn ihnen das nicht gefällt. Auch Nutzer sollten auf die Auswirkung ihrer Weitergabe von Daten und persönlichen Informationen aufmerksam gemacht werden.

Blockchain ist eine Technologie, die ein Distributed-Ledger-System nutzt, bei dem Informationen nicht in einer zentralen Datenbank gespeichert werden. Sie kann genutzt werden, um zu erkennen, wann eine Person online ist und gleichzeitig die Balance zwischen Anonymität und Rückverfolgbarkeit über eine potenziell unendliche Anzahl von Orten gewähren. Zwar hört es sich so an, als ob sich damit die Wahrscheinlich erhöht, dass Daten preisgegeben werden, allerdings werden derzeit Systeme entwickelt, die Daten verarbeiten können, ohne dass sie vom Netzwerk „gesehen" werden. Dies würde auch die Verbreitung gefälschter Konten verhindern, sodass Nutzer nicht mehr straffrei Beleidigungen und ähnliches posten können. So experimentieren Länder wie Estland und Singapur bereits mit personenbezogenen Daten im Zusammenhang mit ihren Regierungsdiensten.

In einer Zeit, in der traditionelle Vorstellungen von Privatsphäre und Anonymität hinterfragt werden, muss die Art und Weise, wie Regelungen entstehen, weiterentwickelt werden. Mithilfe von Ethikern, Philosophen und Technologieexperten muss ein Weg gefunden werden, traditionelle Konzepte mit der sich verändernden Welt des Internets in Einklang zu bringen. Die Grenzen zwischen Privatsphäre und Anonymität müssen sorgfältig gezogen werden.

Die größten Hindernisse sind sicherlich die Wahrnehmung der Öffentlichkeit und die bereits erwähnte Angst der Menschen, überwacht zu werden.

Das Thema Privatsphäre wird momentan so heftig diskutiert wie nie zuvor. Es braucht ein gewisses Maß an Wagemut, um ein gutes Gleichgewicht zwischen virtueller und realer Welt zu schaffen und so die Welt zu einem sichereren und besseren Ort für alle zu machen.

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Über den Autor: Srinivasan CR ist Chief Digital Officer bei Tata Communications.

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