Zwischen Chancen, Sorgen und Unsicherheiten Deutsche bleiben bei digitalen Zukunftstechnologien skeptisch

Ein Gastbeitrag von Stefan Auerbach Lesedauer: 4 min |

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Smart Cities, IoT, Smart Home, Mobile Payment – was in digital affinen Kreisen oft als Game Changer für den Alltag von morgen gilt, hat in der allgemeinen deutschen Bevölkerung immer noch einen schweren Stand, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Das Klischee, dass Deutsche gegenüber neuen Technologien eher konservativ eingestellt sind, wird durch eine aktuelle Studie bestätigt. Stefan Auerbach, CEO von Utimaco interpretiert die Ergebnisse.
Das Klischee, dass Deutsche gegenüber neuen Technologien eher konservativ eingestellt sind, wird durch eine aktuelle Studie bestätigt. Stefan Auerbach, CEO von Utimaco interpretiert die Ergebnisse.
(Bild: Kiattisak - stock.adobe.com)

Das Internet der Dinge (IoT) und Smart City gelten vielfach als Zukunftstechnologien mit dem Potenzial für große Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. In Deutschland sind die Begriffe allerdings noch wenig geläufig. Nur 20 Prozent der deutschen Verbraucher trauen es sich zu, IoT zu definieren. Den Begriff „Smart City“ können nur 25 Prozent definieren, so eine aktuelle, repräsentative Umfrage im Auftrag von Utimaco.

Dies schlägt sich auch im privaten Alltag nieder, so nutzen lediglich 30 Prozent der Bürger Smart-Home-Geräte und nur 16 Prozent der Befragten geben an, dass sie IoT aktiv nutzen. Im internationalen Vergleich sind die Nutzungszahlen höher (die Befragung wurde auch in Spanien, UK, Singapur, Mexiko und den USA durchgeführt), über alle untersuchten Länder hinweg nutzen im Schnitt 38 Prozent der Befragten Smart-Home-Geräte.

Woher kommt die Skepsis?

Das Klischee, dass Deutsche gegenüber neuen Technologien eher konservativ eingestellt sind, wird durch die vorliegende Studie bestätigt. So sagen 51 Prozent der Befragten, die kein Smart Home Equipment nutzen, dass sie dafür einfach keinen Bedarf erkennen. Das ist nicht besonders überraschend.

Bedenklich ist hingegen, dass 30 Prozent der Befragten fehlendes Vertrauen in die Geräte angeben und 28 Prozent angeben, bereits Opfer von Hacking, Identitätsdiebstahl oder Datenverlust über diese Geräte geworden zu sein. 43 Prozent sind daher auch der Meinung, dass Hersteller mehr tun müssen, um die Gerätesicherheit zu verbessern. Anbieten würde sich hier zum Beispiel die Anwendung kryptografischer Verfahren wie Key Injection während der Produktion von Gerätebauteilen oder die digitale Signatur von Code für die sogenannten Software Bills of Material (SBOM). Hierbei handelt es sich um Stück- bzw. Inventarlisten zur Verifikation der einzelnen Komponenten in der Lieferkette von Hardware- und Softwareprodukten.

Skeptisch sind deutsche Verbraucher auch bei digitalen Bezahlmethoden. Bargeld ist hierzulande nach wie vor das Mittel der Wahl, trotz der steigenden Akzeptanz von Kartenzahlungen durch die Corona-Pandemie . Rund Zwei-Drittel der Befragten (59 Prozent) geben an, dass sie Bargeld für die sicherste Bezahlmethode halten. Somit ist es nicht verwunderlich, dass 42 Prozent der Studienteilnehmer angeben, dass sie am liebsten bar bezahlen. Auf dem zweiten Rang folgen mit 20 Prozent Kartenzahlungen, auf dem dritten Platz mit 16 Prozent findet sich Mobile Payment wieder. Im internationalen Vergleich sind hingegen Karten das beliebteste Zahlungsmittel.

Bewusstsein für digitale Sicherheit stärken

In einer digitalen Ökonomie kann sich eine Volkswirtschaft jedoch Technologieskepsis in breiten Teilen der Bevölkerung nicht mehr leisten, wenn sie im internationalen Wettbewerb bestehen will. Vorsicht und ein starkes Sicherheitsbedürfnis sollen natürlich nicht in ein schlechtes Licht gerückt werden, aber die Gleichung analog gleich sicher und digital gleich unsicher, an die offenbar immer noch viele Deutsche glauben, geht längst nicht mehr auf.

Am offensichtlichsten ist dies beim Thema Bargeld. Einmal gestohlen oder verloren, wird man das Geld in den meisten Fällen nie wieder sehen. Wenn eine fehlende Karte rechtzeitig gesperrt wird, kann der Schaden stattdessen verhindert oder zumindest reduziert werden. Sicherheitsmechanismen hinter dem elektronischen Zahlungsverkehr werden zudem stetig weiterentwickelt. So ist beispielsweise die Multifaktorauthentifizierung inzwischen Standard. Logins von neuen, unbekannten Geräten werden dem Nutzer gemeldet und es kommen noch viele weitere Maßnahmen zum Einsatz. Wie hoch der Sicherheitsstandard hierzulande ist, spiegelt sich auch in der Umfrage wider: 73 Prozent der befragten Deutschen geben an, noch nie Geld durch einen Angriff auf ihre Bank bzw. ihr Bankkonto verloren zu haben.

Mit digitalen Signaturen und händischen Unterschriften lässt sich noch ein weiteres Beispiel anführen, wo Digitalisierung für mehr Sicherheit sorgt. Eine Unterschrift auf Papier kann im Prinzip jeder fälschen, wie gut das Ergebnis ausfällt sei dahingestellt. Jedoch ist kein großer Aufwand für die Fälschung notwendig, sondern für die Erkennung einer solchen. Im Zweifel müssen Experten die fragliche Signatur prüfen und ein Gutachten erstellen.

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Das System hinter der elektronischen Signatur zu korrumpieren, wäre hingegen wesentlich schwieriger. Kriminelle müssten die Authentifizierungsmittel einer entsprechenden Person an sich bringen, also entweder Signaturkarte oder Mobiltelefon und Passwort/ PIN. Nicht nur ist hier der Fälschungsversuch mit wesentlich mehr Aufwand verbunden, er wird auch sehr wahrscheinlich zeitnah bemerkt werden. Somit gibt es einen Zeitpunkt X, ab dem alle digitalen Signaturen, die mit den betreffenden Faktoren authentisiert wurden, als ungültig angesehen werden. Bei händischen Fälschungen kann es dagegen im Extremfall Jahrhunderte dauern, bis sie erkannt werden oder sie werden eben nie erkannt.

Diese Beispiele sollen verdeutlichen, dass fehlendes Vertrauen oft mit fehlendem Wissen zusammenhängt. Die analogen Prozeduren sind in ihrer Funktionsweise allgemein bekannt und genießen daher vergleichsweise großes Vertrauen. Um den digitalen Alternativen zu vertrauen, sollten Bürger zumindest die Grundprinzipien kennen, die deren Absicherung dienen. Hier ist sicherlich noch mehr Aufklärungsarbeit notwendig – von IT-Sicherheitsanbietern und anderen Tech-Unternehmen aber auch im Bildungssystem. Neben allgemeinen Digitalkompetenzen sollte dort daher auch das Thema digitale Sicherheit priorisiert werden.

Methodik der Umfrage: YouGov befragte im Auftrag von Utimaco zwischen dem 3. und dem 6. April 2023 insgesamt 6.382 Personen in Deutschland (1.056), Spanien (1.056), dem Vereinigten Königreich (1.058), den USA (1.054), Mexiko (1.063) und Singapur (1.075). Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung des Landes ab 18 Jahren.

Über den Autor: Stefan Auerbach ist CEO von Utimaco.

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