Unisys Security Index (USI) 2020 Ganz gechillt im Corona-Chaos
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Nur noch 122 Zähler zeigt der aktuelle Unisys Security Index (USI) 2020 für Deutschland. Im internationalen Vergleich ist kaum ein Land entspannter, nur die Niederländer sind sorgenfreier als die Deutschen. Doch es gibt auch in der Bundesrepublik Themen, die für Sorgenfalten bei den Bürgern sorgen.

Ein Thema, das die Deutschen – trotz Corona und aller Begleiterscheinungen – besonders umtreibt, sind die verbalen oder körperlichen Attacken auf Lokalpolitiker, Polizisten, Rettungskräfte und andere Personen in systemrelevanten Berufen. Denn die Zahl solcher Angriffe ist in der jüngeren Vergangenheit signifikant gestiegen. Daher sind vier Fünftel der Meinung, dass der Staat Menschen in diesen Tätigkeiten besser schützen müsste. Für 44 Prozent wäre es sogar denkbar, die Berufstätigen in solchen Branchen zu bewaffnen, damit sie sich selbst schützen können.
Davon abgesehen zeigt der diesjährige Unisys Security Index (USI) jedoch, dass die Deutschen ansonsten so entspannt wie nie sind. Unabhängig von der Bedrohungsart – ob Naturkatastrophen, finanzielle Verpflichtungen oder die Unversehrtheit von Leib und Leben – geben sich die Deutschen extrem gelassen. So zeigt der USI für die Bundesrepublik nur noch einen Wert von 122 Zählern auf der 300 Punkte messenden Sorgen-Skala. Nur die Niederländer sind in der langjährigen globalen Studie in Sachen Sicherheitsbedenken noch sorgenfreier als die Bundesbürger, mit einem Wert von 100.
Gefahr aus dem Netz
Obwohl aktuell, besonders aufgrund der Covid19-Pandemie, die Online-Bedrohungen deutlich zugenommen haben, zeigen sich die Bundesbürger vergleichsweise sorglos im Umgang mit dem Cyberspace. Dabei ist beispielsweise die Crypto-Malware „WannaCry“, die erstmalig im Jahr 2017 für Furore sorgte, nach wie vor ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko – sie ist immer noch für millionenschwere Schäden rund um den Globus verantwortlich. Auch die Zahl der Phishing-Fälle ist zuletzt stark gestiegen und hat auch vor staatlichen Behörden keinen Halt gemacht. So musste die Regierung von Nordrhein-Westfalen aufgrund von Corona-Phishing massive finanzielle Einbußen in Kauf nehmen.
Dabei zeigt der USI klar, dass sich die Befragten möglicher Risiken zwar durchaus bewusst sind, die Bedrohung aber nicht als besonders akut einschätzen. Hierzu trägt sicherlich auch bei, dass gerade viele Arbeitnehmer Corona-bedingt aus dem Homeoffice heraus arbeiten und sich auf cloudbasierte Collaboration-Tools verlassen müssen. Dabei führt diese „Digitalisierung mit Hochdruck“ zu einem vermeintlichen Sicherheitsgefühl. Denn sie betrifft vor allem Menschen, die bislang digitales Arbeiten nur aus dem über das Unternehmen „extra abgesicherten“ Office, der Filiale oder dem Standorts ihres Unternehmens kannten. So glauben viele Arbeitnehmer, dass ihnen nichts passieren kann, weil es vielleicht mal einen oder zwei Monate ohne spürbare Cyber-Angriffe gelaufen ist. Aber nur, weil die Bedrohungen nicht jeden Tag sichtbar sind, heißt das nicht, dass sie nicht existieren.
Geschwindigkeit sorgt für Unsicherheit
So darf man auf keine Fälle dem Trugschluss erliegen, dass Cyber-Attacken immer nur andere treffen würden oder dass die Unternehmens-IT so gut aufgestellt ist, dass sie sich um sämtliche Bedrohungen kümmern kann. Genauso sollten Arbeitnehmer nicht vergessen, dass Lösungen, die privat genutzt werden (also diverse Messenger oder Cloud-Anwendungen), nicht zwingend auch für den geschäftlichen Einsatz geeignet sind. Vielmehr kann eine ungeeignete App ganz schnell zum Einfallstor für Cyber-Kriminelle werden. Auch die in vielen Fällen – gezwungenermaßen – überhastete Digitalisierung stellt für zahlreiche Unternehmen ein Risiko dar, beispielsweise durch schlecht abgesicherte Mitarbeitergeräte im Rahmen von „bring your own device“, schlecht abgesicherte und überlastete VPN-Zugänge oder Unwissen auf Seiten der Angestellten.
Was beim USI 2020 auch auffällt, ist eine deutliche Zurückhaltung gegenüber Smart Speakers und ein ambivalentes Verhältnis der Deutschen zu anderen vernetzten Geräten wie etwa Smart TVs: So verfügen aktuell nur 16 Prozent der deutschen Haushalte über Smart Speakers wie Amazon Echo oder Google Home, während sich Smart TVs immerhin schon zu 56 Prozent durchgesetzt haben. Dass die Menschen sich rund um die Sicherheit dieser Geräte ihre Gedanken machen, zeigt der USI in diesem Jahr deutlich: Gut jeder Zweite (51 Prozent) ist der Meinung, dass seine Privatsphäre möglicherweise durch smarte Geräte bedroht ist. Und knapp jeder Dritte (29 Prozent) besitzt infolgedessen gar keine smarten Geräte. Auf der anderen Seite haben 49 Prozent der Befragten keinerlei Sicherheitsbedenken in Bezug auf die intelligenten Devices.
Gutverdienende, ältere Männer kennen keine Furcht
Der jährliche Unisys Security Index ist weltweit die am längsten laufende wissenschaftliche Moment-Aufnahme der globalen Bedenken und Sorgen von Verbrauchern rund um den Globus. Befragt werden dazu mehr als 15.000 Menschen in 15 Ländern, davon mehr als 1.000 in Deutschland. Der jeweilige Index wird dann länderspezifisch auf dem Feedback der Verbraucher ermittelt. Der errechnete Index ist eine Punktzahl von null (völlig sorgenfrei) bis 300 (extrem besorgt), basierend auf Fragen zu Bereichen der nationalen Sicherheit (aktueller Wert: 129 von 300 in Deutschland), der finanziellen Sicherheit (108 Punkte in Deutschland), der Internet-Sicherheit (121 Punkte in Deutschland) und der persönlichen Sicherheit (129 USI-Punkte in Deutschland). Die Themen Datenschutz und Sicherheit am Remote-Arbeitsplatz während einer Krisenzeit standen in Deutschland 2020 noch zusätzlich auf dem Fragebogen.
Dabei zeigt der USI aber nicht nur gravierende Unterschiede auf globaler Ebene, auch unter demografischen Gesichtspunkten merkt man, dass das Bedrohungsempfinden stark differiert. Denn während jüngere Menschen bis 44 im Bundesdurchschnitt besonders besorgt sind, mit einem Durchschnittswert von 130 Zählern, sinkt ab 45 der Wert auf nur noch minimal beunruhigte 115, während er ab 55 sogar auf 111 Punkte abfällt. Ähnlich sieht das Bild beim Gehalt aus. Besserverdiener mit einem überdurchschnittlichen Einkommen sind kaum besorgt (109), Arbeitnehmer mit durchschnittlichem (128) oder unterdurchschnittlichem Einkommen (124) hingegen deutlich stärker. Auch beim Geschlecht zeigt sich diese Diskrepanz, hier sind Frauen mit 130 Zählern deutlich stärker beunruhigt als Männer mit lediglich 113 Punkten.
Über den Autor: Dr. Uwe Heckert ist Vice President Client Management Public Sector für EMEA und Geschäftsführer der Unisys Deutschland.
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