Identitätsverwaltung via Blockchain Blockchain bringt die Revolution der digitalen Identität
Bitcoin wird mittlerweile vielfach als Strohfeuer der modernen Finanzmärkte abgetan und Blockchain kennt man hauptsächlich als technischen Hintergrund der Kryptowährungen. Zu Unrecht, denn die Technologie bietet auch für Sicherheitsanwendungen und fürs Identity- und Access Management großes Potenzial.
Anbieter zum Thema

Die Verschlüsselungsmethode mit aufeinanderfolgenden Blöcken wurde bereits Anfang der 90er Jahre entwickelt und lässt sich mit einem Register vergleichen, in dem Informationen zu Transaktionen gespeichert sind. Das befindet sich allerdings nicht an einem zentralen Ort, sondern die Blockchain ist über verschiedenste Rechner der ganzen Welt verteilt. Über diese Netzknoten werden die Transaktionen abgewickelt, indem ein Computer einen neuen Block zur Blockchain hinzufügt und mit den anderen teilt. Bereits vorhandene Blöcke können nicht manipuliert werden. Für den Zugriff wird ein Schlüsselpaar bestehend aus einem öffentlichen und einem privaten Schlüssel benötigt. Zusammen mit der dezentralen Speicherung macht das die besondere Sicherheit der Blockchain-Technologie aus.
Sicher und zuverlässig
Dadurch bieten sich vielfältige Einsatzszenarien: Digitale Krankenakten beispielsweise. Wenn Patienten von einem Arzt zu einem anderen oder in ein Krankenhaus überwiesen werden, müssen jedes Mal auch ihre Akten mit ihnen wandern. Zum einen kann das unnötig Zeit kosten, wenn Ärzte Informationen von ihren Kollegen nachfordern müssen, zum anderen stellt es ein Sicherheitsrisiko dar. Sensible Daten sollen natürlich nur in die Hände gelangen, die sie auch brauchen. Blockchain ermöglicht es autorisierten Personen, von überall Einsicht in die Daten zu nehmen und gleichzeitig die Sicherheit zu wahren. Darüber hinaus sind die Finanz-, Versicherungs- und Logistikbranche prädestiniert für den Einsatz von Blockchain-Systemen. Besonders sogenannte „Smart Contracts“, also Verträge, die sich an veränderte Bedingungen anpassen und ihre Einhaltung selbst kontrollieren, sind eine zukunftsträchtige Anwendung der Blockchain-Technologie.
Identitäten-Invasion
Das Problem sicherer digitaler Identitäten wird immer akuter, angesichts der immer häufiger auftretenden Cyber-Attacken. Man denke nur an die Rekordhacks bei Yahoo und Dropbox, oder die massenhaft gestohlenen Kundendaten bei der Telekom. Die Frage, wie sich solche großangelegten Identitätsdiebstähle in Zukunft verhindern lassen, beschäftigt die ganze digitale Welt. Schließlich ist die zweifelsfreie Feststellung der Identität die Basis einer jeden Vertrauensbeziehung, die wiederum allen elektronischen Geschäfts- und Verwaltungsprozessen zugrunde liegt. Eine weitere Herausforderung stellt in diesem Bereich das Vordringen des IoT dar. Schon jetzt sind etwa sechs Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden, bis 2020 könnte diese Zahl sogar auf 50 Milliarden steigen. Auf jedem davon müssen sich Nutzer irgendwie anmelden und hinterlassen somit eine digitale Identität, die damit zur Massenware wird. Es wird immer schwerer, den Überblick zu behalten, wo welche Daten überhaupt gespeichert sind. Unter dem Schlagwort „Federation Identity“ hat man mittels Protokollen wie SAML, OAuth2 und OpenID Connect bereits versucht den „Identity Spam“ unter Kontrolle zu bekommen und den Zugriff auf verschiedene Services mit nur einem Account bzw. einer Authentifizierung zu ermöglichen. Das Problem bei solchen Lösungen ist, dass sie immer noch eine zentrale Instanz benötigen, der die Nutzer unbedingt vertrauen müssen. Außerdem kann diese Zentrale auch Ziel von Hacker-Attacken werden.
Login via Blockchain?
Mit der Blockchain-Technologie könnte es jedoch nun gelingen, die Idee einer digitalen Identität umzusetzen, die unter der vollständigen Kontrolle des Anwenders steht, ohne eine zentrale Kontrollinstanz. So würden die Menschen die Kontrolle über ihre Daten zurückerhalten. Sie könnten selbst entscheiden, wem sie welche Daten übermitteln wollen. Wenn es etwa um einen Altersnachweis geht, kann ein Anwender einem Onlineshop nur die verifizierte Information „Ich bin über 18 Jahre alt“ zukommen lassen, ohne weitere persönliche Daten preiszugeben. Während viele dieser Projekte und Anwendungen sich derzeit noch in der Alpha- oder Betaphase befinden, gibt es im Bereich des Blockchain-basierten Identitätsmanagements aber auch schon erste, konkrete Pilotprojekte. So bietet seit November die Stadt Zug ihren Bürgen eine Blockchain-basierte digitale Identität an und auch Kanada arbeitet an einer Lösung, die es den Einwohnern ermöglichen soll, ihre Identität mittel Blockchain-Technologie digital zu verifizieren. Dank der Kombination von asymmetrischer Kryptographie und der Speicherung der Daten in verteilten Netzwerken ist die Technologie nahezu hundertprozentig manipulationssicher. Die Identitätsverwaltung über Blockchain ist also durchaus sinnvoll, aber löst die Technologie wirklich alle kritischen Sicherheitsfragen rund um das Thema Identität? Die größte Gefahr bei Blockchain-Anwendungen stellt der Verlust des geheimen Schlüssels dar – sei es durch einen unautorisierten Zugriff oder durch unbeabsichtigte Offenlegung. Beide Fälle würden gleichermaßen den Verlust der digitalen Identität bedeuten. Tritt dieser Fall ein, stellt sich für Nutzer die Frage, wie sie belegen können, dass ein bestimmter Identitätsnachweis in der Blockchain ihnen zuzuordnen ist. Schließlich stehen auf den Blöcken keine Namen, Blockchains sind pseudo-anonymisiert und so gestaltet, dass die Identitäten ihrer Nutzer undurchsichtig bleiben.
Fazit
Wie bei jeder anderen Methode stellt sich auch bei Blockchain die Frage, wie der Schlüssel für den Zugang zum System verwaltet wird. Es ist schwierig, ein Verfahren zu finden, dass einen hundertprozentigen Schutz gewährleistet. Das Blockchain-Prinzip kann nur dann funktionieren, wenn der Schutz für den Schlüssel der Blockchain ID entsprechend gewährleistet wird. Eine höhere Sicherheit lässt sich durch den Einsatz von Multi-Faktor-Authentifizierung erreichen. Das sollte der Standard sein, nicht nur wenn es um die Absicherung einer Blockchain geht.
Über den Autor: Götz Walecki ist Cyber-Security Strategist und Business Development Manager bei Micro Focus und seit 2017 für die Strategie aller Security Produkte des Unternehmens in DACH verantwortlich.
(ID:45360174)