Cybersicherheit muss ein integraler Bestandteil des Geschäftsbetriebs sein Führungskräfte dürfen die IT-Sicherheit nicht länger ignorieren

Ein Gastbeitrag von Johannes Goldbach Lesedauer: 5 min |

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Nur wenige Ereignisse können ein Unternehmen auf so vielen Ebenen beeinträchtigen wie ein Vorfall im Bereich der Cybersicherheit. Produktionsunterbrechungen und Ausfallzeiten können Millionen an entgangenen Einnahmen bedeuten, während Geldstrafen, Sanierungsmaßnahmen und Rufschädigung weitere Millionen Euro an Kosten verursachen können.

Selbst nach Jahren, in denen Cyber-Vorfälle für Schlagzeilen sorgten, haben Führungskräfte und Vorstände immer noch Schwierigkeiten, Cybersicherheit als geschäftskritische Funktion zu sehen.
Selbst nach Jahren, in denen Cyber-Vorfälle für Schlagzeilen sorgten, haben Führungskräfte und Vorstände immer noch Schwierigkeiten, Cybersicherheit als geschäftskritische Funktion zu sehen.
(Bild: adam121 - stock.adobe.com)

Neue, von Delinea durchgeführte Umfragen zeigen, dass bei der Frage, wie präsent Cybersecurity ist, zwischen Sicherheitsexperten und Führungskräften eine deutliche Diskrepanz besteht.

  • Nur 39 Prozent der Sicherheitsexperten sind der Meinung, dass die Top-Entscheidungsträger ihres Unternehmens ein solides Verständnis der Rolle der Cybersicherheit für das Gedeihen des Unternehmens haben.
  • 36 Prozent der Unternehmensleiter sind der Meinung, dass Cybersicherheit lediglich ein Compliance-Thema ist.
  • 17 Prozent der Unternehmensleiter betrachten die Cybersicherheit überhaupt nicht als geschäftliche Priorität.
  • 31 Prozent der Sicherheitsexperten sind der Meinung, dass die Argumentation für eine bessere Sicherheit eine Lücke in ihren eigenen Fähigkeiten darstellt.

Diese beiden Gruppen müssen sich aufeinander zubewegen. Auf der einen Seite müssen C-Level-Führungskräfte umfassend über Cybersicherheit Bescheid wissen, um sie in die größere Vision des Unternehmens einzubinden. Während Sicherheitsexperten auf der anderen Seite Geschäftssinn beweisen müssen, um die Ziele ihres Unternehmens auf die effizienteste und effektivste Weise fördern zu können.

Sicherheit war für Unternehmen schon immer wichtig, und das hat sich in unserer zunehmend digitalen Welt noch verschärft. Damit haben sich auch die Arten der Herausforderungen geändert, und heute steht die Cybersicherheit mehr denn je auf dem Spiel.

Regierungen weltweit erkennen die Bedeutung von strategischer Cybersicherheit

Auf der ganzen Welt formulieren Regierungen Strategien für den Aufbau von Cyber-Resilienz und den Schutz kritischer Infrastrukturen.

  • Im Jahr 2020 veröffentlichte die Agentur der Europäischen Union für Cybersicherheit (ENISA) ihre Cybersicherheitsstrategie, in der die für die Schaffung von Widerstandsfähigkeit erforderlichen Schlüsseltechnologien beschrieben werden.
  • Im Jahr 2023 veröffentlichte die Biden-Regierung eine wichtige Cybersicherheitsstrategie, die die Relevanz der Cybersicherheit als Angelegenheit von nationaler Bedeutung verdeutlicht.
  • Im Jahr 2022 hat Vietnam eine Strategie zur Verbesserung seiner Position im globalen Cybersicherheitsindex eingeführt. Der Plan soll die Öffentlichkeit für das Thema Cybersicherheit sensibilisieren und sieht die Einrichtung von Notfallteams für bestimmte Sektoren vor.
  • Indien plant für dieses Jahr die Veröffentlichung einer Cybersicherheitsstrategie, in der Wege aufgezeigt werden sollen, wie das Land sein Personal im Bereich Cybersicherheit ausbauen und qualifizieren sowie kritische Infrastrukturen schützen kann.

Es gibt auf der ganzen Welt noch viele andere solcher Initiativen. Die Anforderungen der Bundesbehörden sind oft Vorboten künftiger Vorschriften, die im kommerziellen Sektor auftauchen werden. So werden sich beispielsweise die von der SEC (United States Securities and Exchange Commission) vorgeschlagenen Regeländerungen für die Berichterstattung über Cyberrisiken auf die Vorstände von börsennotierten Unternehmen oder auf die Vorstände von Unternehmen auswirken, die einen Börsengang planen.

Darüber hinaus fordern diese Strategien eine nachhaltige Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen, um die Standards in Sachen Cybersicherheit zu erhöhen. Dazu gehören der Austausch von Informationen über Bedrohungen und Erfahrungen, sowie die Einführung von Verfahren, die Sicherheit durch adäquates Design bei der Entwicklung neuer Produkte ermöglichen.

Führungskräfte und Cybersicherheitsteams müssen zusammenarbeiten, um diese Veränderungen zu antizipieren und die für die Anpassung erforderliche Flexibilität in ihren Prozessen zu bewahren.

Maschinenidentitäten und IoT

Die Zahl der Maschinenidentitäten und IoT-Geräte, die in den täglichen Geschäftsbetrieb eingebunden sind, explodiert, was zu vielen neuartigen Sicherheitslücken führt.

Die durchschnittliche Anzahl der in einem Unternehmen verwendeten Zertifikate liegt bei über einer Viertelmillion. Allein die Einsicht in alle Rechneridentitäten des Unternehmens stellt für die meisten Teams eine große Herausforderung dar. Ohne die Möglichkeit zu sehen, wem ein Zertifikat gehört, wo es gespeichert ist und wann es abläuft, sind Unternehmen anfällig für Ausfälle, Störungen und Ausfallzeiten.

Der Report „State of Machine Identity Management“ von Keyfactor zeigt, wie häufig und schwerwiegend das Ablaufen eines Zertifikats sein kann.

  • Die durchschnittliche Organisation erlebt drei zertifikatsbedingte Ausfälle innerhalb von 24 Monaten.
  • 55 Prozent gaben an, dass die Ausfälle die kundenorientierten Abläufe stark beeinträchtigt haben.
  • Die Behebung eines zertifikatsbedingten Ausfalls dauert im Durchschnitt mehr als vier Stunden, und es sind zwischen 11 und 20 Mitarbeiter dafür erforderlich.

Da immer mehr Identitäten verwaltet werden müssen, spüren die Teams den Druck. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie mehr Personal benötigen, um Zertifikate ordnungsgemäß zu verwalten, was durch den Mangel an Arbeitskräften im Bereich der Cybersicherheit noch schwieriger wird.

Cyberversicherungen werden wichtiger aber auch teurer

Die Versicherungstarife für Maßnahmen zum Schutz vor Cyberangriffen sind in die Höhe geschnellt (um 20 Prozent), aber in vielen Fällen decken sie entweder weniger Schäden ab als früher oder begrenzen den Gesamtauszahlungsbetrag. Dies bedeutet, dass Vorstände möglichst exakte Risikobewertungen vornehmen müssen, um für Schäden aufzukommen zu können, die nicht durch eine Versicherung abgedeckt sind.

Die Versicherungsanbieter nehmen die Unternehmen stärker in die Verantwortung, die Sicherheitsgrundlagen abzudecken. Die meisten Cyberversicherungen verlangen jetzt von Unternehmen den Nachweis, dass sie „angemessene" Schritte zur Schadensbegrenzung unternommen haben, bevor sie für einen Vorfall zahlen. Die Einführung dieser Art von Best Practices und Dokumentation erfordert die Zusammenarbeit zwischen mehreren Abteilungen und der Unternehmensleitung.

Sicherheit als Chance

Mit der zunehmenden Bedeutung von Software für Unternehmen hat sich auch die Sicherheit verbessert. Traditionell war die Sicherheit ein Hemmschuh für Flexibilität und Produktivität - was vielleicht der Grund dafür ist, dass die Sicherheit bei innovativen Initiativen so oft außen vorgelassen wurde. Auch diese Dichotomie verschiebt sich. Mit dem Aufkommen von Automatisierung, DevSecOps und anderen Praktiken, die die Sicherheit in den Kern des Prozesses einbinden, kann die Sicherheit jetzt dazu beitragen, wichtige Funktionen zu beschleunigen und dem Unternehmen einen echten Mehrwert zu bieten.

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Die Zerbrechlichkeit des Vertrauens der Kunden in die Organisationen zeigt eine Studie von Kaspersky in Deutschland, wonach rund 75 Prozent aller Entscheider in Unternehmen davon ausgehen, dass bei erfolgreichen Cyber-Angriffen Kundenvertrauen verloren geht. Da das Bewusstsein der Öffentlichkeit für Cyberangriffe, Identitätsdiebstahl und Social-Engineering-Taktiken gewachsen ist, wird die Sicherheit zu einem Faktor, der die Wettbewerber auf dem Markt unterscheidet. Der zu befürchtende Imageschaden, der durch eine Sicherheitsverletzung entstehen kann und von dem man sich erst nach Jahren erholen kann verdeutlicht die immense Bedeutung von proaktiver Cybersicherheit.

Der Konkurrenz einen Schritt voraus sein

Cybersicherheit ist zum Mainstream geworden. Für die Verbraucher ist die Sicherheit ihrer Daten und Identitäten ein greifbarer Wert geworden. Da immer mehr Maschinen und Software in die globalen Lieferketten integriert werden, wird Sicherheit der Schlüssel zur Stabilisierung der Grundfunktionen des täglichen Lebens sein.

Das Thema Cybersicherheit ist bis in die obersten Etagen des Unternehmens vorgedrungen. Führungskräfte und Vorstände, die es versäumen, Cybersicherheit als integralen Bestandteil des Geschäftsbetriebs zu betrachten, werden im wahrsten Sinne des Wortes einen immer höheren Preis zahlen. Aber diejenigen, die digitales Vertrauen als Grundlage für die Zukunft des Unternehmens akzeptieren, können innovativ sein, ohne Abstriche bei Geschwindigkeit, Qualität oder Sicherheit machen zu müssen. Diese Unternehmen können den Abstand zwischen sich und der Konkurrenz vergrößern und auch kommende Chancen als Erste ergreifen.

Über den Autor: Johannes Goldbach ist Sales Director DACH & CZ bei Keyfactor.

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