Cybersicherheit in Zahlen Mangelnde Verantwortlichkeit bei der IT-Sicherheit

Ein Gastbeitrag von Tim Berghoff Lesedauer: 5 min

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Bei der IT-Sicherheit liegt die Verantwortung sowohl bei Mitarbeitenden als auch beim Unternehmen selbst. Aber nehmen Angestellte und Führungskräfte diese Verantwortung überhaupt wahr? Und wenn ja, wie? Antworten zu diesen Fragen bietet die aktuelle und repräsentative Studie „Cybersicherheit in Zahlen“ von G DATA CyberDefense in Zusammenarbeit mit Statista und brand eins. Zentrale Ergebnisse stellen wir hier vor.

Mitarbeitende und Unternehmen in Deutschland nehmen ihre Verantwortung bei der IT-Sicherheit nicht im geforderten Ausmaß ernst.
Mitarbeitende und Unternehmen in Deutschland nehmen ihre Verantwortung bei der IT-Sicherheit nicht im geforderten Ausmaß ernst.
(Bild: NicoElNino - stock.adobe.com)

Wie steht es um die IT-Sicherheit in Deutschland? Diese und vielen anderen Fragen ist die repräsentative Studie „Cybersicherheit in Zahlen“ nachgegangen, die aktuell in der dritten Ausgabe erschienen ist. Im Auftrag von G DATA CyberDefense hat Statista zentrale Daten zu wichtigen Aspekten der Sicherheit in der virtuellen Welt zusammengetragen. Mehr als 5.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wurden im beruflichen und privaten Kontext befragt. Ein zentrales Thema dabei: Verantwortung. In der digitalen Welt besitzt das Thema eine große Bedeutung – sowohl für Mitarbeitende als auch Unternehmen. Nur so lässt sich eine ganzheitliche IT-Sicherheit gemeinsam realisieren. Allerdings ist die Realität weit von der Theorie entfernt.

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IT-Sicherheit betrifft auch Mitarbeitende

Viele Angestellte denken immer noch, dass sie keinen Beitrag zur IT-Sicherheit leisten müssen, beziehungsweise können. Aus ihrer Sicht liegt die Verantwortung zur Gewährleistung eines sicheren IT-Betriebs allein bei den Führungskräften und der IT-Abteilung, die technische Schutzmaßnahmen umsetzen und Cyberangriffe unterbinden. Dabei können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch richtiges und umsichtiges Verhalten ihren Beitrag zur Absicherung der IT leisten. Das Nutzen von sicheren Passwörtern oder das Sperren des Rechners beim Verlassen des Arbeitsplatzes sind nur zwei kleine, aber effektive Maßnahmen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Nur 54 Prozent der Befragten fühlen sich dafür zuständig, sichere Passwörter zu verwenden. Offensichtlich fehlt es vielen Angestellten an dem notwendigen Verständnis für sichere Kennwörter.

Nicht einmal jede zweite befragte Person sperrt beim Verlassen des Arbeitsplatzes den eigenen Rechner. Beim Thema Zwei-Faktor-Authentifizierung und Updates zeigt die Studie ebenfalls, dass noch viel Raum für Verbesserungen da ist. Auch hier fühlt sich die Mehrheit nicht zuständig. So nutzt nicht einmal ein Drittel die Möglichkeiten einer Zwei-Faktor-Authentifizierung und nur vier von zehn Personent halten den firmeneigenen Rechner durch Updates auf dem aktuellen Stand.

IT-Sicherheitsschulungen für alle?

Um Angestellte für aktuelle Cyberrisiken zu sensibilisieren, setzen Unternehmen Security Awareness Trainings ein – mit dem Ziel, das Bewusstsein des Personals für Cybergefahren zu verbessern. Mittlerweile ermöglichen fast 54 Prozent der Unternehmen den Mitgliedern ihrer Belegschaft die Teilnahme an Schulungen, Veranstaltungen oder Trainings rund um das Thema Cybersicherheit. Die Studie offenbart, dass sich große Firmen ihrer unternehmerischen Verantwortung bewusster sind und auch ein entsprechendes Budget bereitstellen. Bei Firmen mit 1.000 und mehr Mitarbeitenden liegt der Anteil Unternehmen mit einem Schulungsangebot bei 65 Prozent. Aber nur 38 Prozent der Betriebe mit weniger als 50 Angestellten bieten Trainings an.

Viel dramatischer ist ein anderes Ergebnis der Studie: Nicht alle Angestellten sind in die Schulungskonzepte eingebunden. So sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne Führungspositionen oft davon ausgenommen. Dabei sind auch Sachbearbeiterinnen oder Sachbearbeiter in der Buchhaltung oder der Personalabteilung mit einem Zugang zum Netzwerk , ein potenzielles Ziel für Cyberkriminelle. Gefragt nach den Gründen, warum Schulungen oder Trainings nicht für alle Angestellten angeboten werden, Geben fast 46 Prozent der Befragten geben an, dass ihrer Meinung nach technische Lösungen ausreichen und keine Schulungen nötig sind. Ein Drittel der Befragten sagt, dass nur IT-Mitarbeitende geschult werden und ebenfalls ein Drittel berichtet von zu hohen Kosten der Trainings. Die Gegenargumente liegen aber auf der Hand: Technische Lösungen reichen längst nicht aus und verhindern keine Cyberattacke via Social Engineering. Das Argument der hohen Ausgaben lässt sich ebenfalls rasch entkräften: Denn die Kosten eines Cyberangriffs können schnell die Existenz einer Firma bedrohen und liegen deutlich über den Kosten für Schulungsmaßnahmen.

Cloud-Dienst: Sicherheit im Fokus

Beim Einsatz von Cloud-Diensten ist Deutschland zweigeteilt. Jede zweite befragte Person gibt an, dass Cloud-Dienste im Unternehmen genutzt werden. Im privaten Umfeld liegt der Anteil bei rund 60 Prozent. Interessant: Der Anteil von Firmen, die Cloud-Dienste einsetzen, ist bei Unternehmen mit 50 bis 999 Angestellten am höchsten (57,7 Prozent). In kleinen Unternehmen ist der Nutzungsanteil deutlich geringer (42,7 Prozent). Es ist zu vermuten, dass gerade in Betrieben mit weniger als 50 Angestellten das Personal oder das Fachwissen fehlt, um Cloud-Dienste zielführend einzusetzen.

Dabei herrscht unter den Befragten Einigkeit, dass die Vorteile von Cloud-Diensten überwiegen, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Für mehr als 43 Prozent überwiegen im privaten Umfeld die Vorteile, im beruflichen Umfeld sind es mehr als 41 Prozent der Befragten. Rund 17 Prozent der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer sehen die überwiegend Nachteile im privaten und beruflichen Bereich.

Bei der Wahl eines Cloud-Anbieters achten Unternehmen insbesondere auf die Sicherheit des Angebotes. Das ist für mehr als ein Drittel der Befragten das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Auswahl. Erst danach folgt das Angebot der gewünschten Cloud-Dienste. An dritter Stelle steht der Wunsch nach einem Unternehmen aus Deutschland. Es zeigt sich, dass die Sicherheit von Cloud-Angeboten eine hohe Relevanz hat und das Vertrauen in deutsche Cloud-Dienste groß ist, weil die Anbieter die datenschutzrechtlichen Vorgaben kennen und entsprechend umsetzen.

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Eine Frage des Standortes

Nicht nur bei Cloud-Diensten achten Unternehmen auf den Standort des Dienstleisters. Auch bei IT-Sicherheitslösungen spielt die Herkunft eine zentrale Rolle. Für fast 60 Prozent der Befragten ist die Standortfrage signifikant beziehungsweise sehr wichtig. Der Wert liegt sogar leicht über dem Vorjahreswert und zeigt die Relevanz des Themas.

Die Antwort auf die Frage nach dem bevorzugten Standort des gewählten IT-Sicherheitsunternehmens fällt eindeutig aus. Mehr als 80 Prozent der befragten Personen wünscht sich ein deutsches Unternehmen. Dies hängt nicht ausschließlich mit dem als überlegen eingeschätzten besseren Datenschutz zusammen, auch praktische Gründe sprechen für die Zusammenarbeit mit einem deutschen Unternehmen: Bei Problemen spricht das Gegenüber im Support die gleiche Sprache, was sicherlich schneller zu einer Lösung führt und Missverständnisse ausschließt.

Fazit: IT-Sicherheit ist und bleibt ein komplexes Themenfeld

Auch wenn das Bewusstsein in den Chefetagen für IT-Sicherheit gestiegen ist – nicht zuletzt auch durch politische Regelungen wie die aktuelle NIS-2-Direktive - ist dieses Bewusstsein bei den meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch nicht angekommen. Hier besteht akuter Handlungsbedarf. Führungskräfte sind gut beraten, ihre Angestellten als wichtigen Baustein der IT-Sicherheit ernst zu nehmen. Sie müssen Sorge dafür tragen, dass alle Beschäftigten das notwendige Wissen aufbauen und passende Schulungen angeboten bekommen. Dann entwickeln sie ein Verständnis dafür, welche Auswirkungen ihr Handeln hat. Mit dem richtigen Verhalten schützen sie nicht nur sich selbst, sondern ihren Arbeitgeber und damit auch die Arbeitsplätze der Kolleginnen und Kollegen.

Studie „Cybersicherheit in Zahlen“ zum Download

Die Studie „Cybersicherheit in Zahlen“ zeichnet sich durch eine hohe Informationsdichte und besondere methodische Tiefe aus: Mehr als 5.000 Arbeitnehmer*innen in Deutschland wurden im Rahmen einer repräsentativen Online-Studie zur Cybersicherheit im beruflichen und privaten Kontext befragt. Die Experten von Statista haben die Befragung durchgeführt und können dank einer Stichprobengröße, die weit über dem branchenüblichen Standard liegt, belastbare und valide Marktforschungsergebnisse im Heft „Cybersicherheit in Zahlen“ präsentieren.

Über den Autor: Tim Berghoff ist Security Evangelist bei G DATA CyberDefense.

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