Datensicherungsagenda 2020 Backup im größeren IT-Zusammenhang

Autor / Redakteur: Oussama El-Hilali* / Dr. Jürgen Ehneß

Je mehr die Verfügbarkeit von Daten, Systemen und Anwendungen gefährdet ist, desto wichtiger werden Basistechnologien wie Sicherung und Wiederherstellung von Informationen. Klassisches Backup und Datensicherung allein werden aber nicht mehr genügen. Immer mehr Industrien werden darüber hinaus Replikationslösungen zur Realisierung der geforderten Hochverfügbarkeit benötigen – auch in Kombination mit IT-Security-Lösungen.

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Nur eine Sicherungskopie auf Band ist nicht mehr zeitgemäß. Doch ist das gute alte Tape auch noch lange nicht tot.
Nur eine Sicherungskopie auf Band ist nicht mehr zeitgemäß. Doch ist das gute alte Tape auch noch lange nicht tot.
(Bild: ©Nomad_Soul - stock.adobe.com)

IT-Administrationen werden auch 2020 mit steigenden Anforderungen an die Sicherung und Wiederherstellung von Daten, Systemen und Anwendungen konfrontiert. Nicht wenige Backup-und-Revovery-Hersteller haben deshalb erste Schritte unternommen, umfassendere „Data-Management“-Dienste als Rundumpakete anzubieten. Lösungen unter einem solchen Banner hören sich vielversprechend an. Aber nicht immer ist klar, ob sie den Anwendern auch wirklich das anbieten, was diese brauchen.

Unter dem Sammelbegriff werden zahlreiche verschiedene Dienste angeboten. Selbst die Begriffsdefinitionen der Analysten von IDC und Gartner fassen unter Datenmanagement so vielfältige Konzepte die Datensicherheit, Datensicherung, Analyse, KI oder maschinelles Lernen zusammen. IT-Administrationen werden angesichts solcher Angebote noch genauer nach den Technologien suchen müssen, die ihr spezifisches Problem lösen. An Lösungen, die Backup und Wiederherstellung in größere IT-Zusammenhänge einbinden, geht aber kein Weg vorbei.

Sicherung und Sicherheit

Ein zentrales Beispiel dafür sind die weiter zunehmenden Ransomware-Attacken. Wir denken, dass 2020 die Angriffe zur Verschlüsselung oder Blockierung von Dateien zunehmen werden: Individueller zugeschnittene Malware wird eine höhere Erfolgsquote haben. Die Angriffe werden gefährlicher, weil die Hacker nun auch die Backups an sich attackieren werden. Deren Abwehr verlangt einen kombinierten Einsatz von IT-Sicherheit, Backup und Wiederherstellung – also den Einsatz fortschrittliche Methoden, sowohl Angriffe zu entdecken und Schäden zu reparieren als auch Daten schnell wiederherzustellen. Security und Backup werden immer verzahnter zusammenarbeiten müssen.

Ransomware stellt zudem neue Anforderungen an die Kommunikation in Unternehmen zwischen dem C-Level und den IT-Abteilungen. Wenn Entscheider über die Backup- und Wiederherstellungskonzepte und damit über die Wiederherstellungsfähigkeiten nicht informiert sind, können sie überstürzt reagieren. So zahlen sie vielleicht ein Lösegeld, obwohl dies nicht nötig war. Klare Pläne, wie Daten wiederhergestellt werden, sowie Backup-Dokumentationen definieren hier Prozesse und vermeiden die übereilte Lösegeldüberweisung. Dafür braucht es Lösungen zur Datensicherung, welche die entsprechenden Reporting-Funktionalitäten bieten.

Klimawandel

IT-Abteilungen werden zudem in Zukunft verstärkt auch die Auswirkungen von Extremwetterlagen auf die Verfügbarkeit der IT berücksichtigen müssen. Nicht nur Brand oder Hochwasser stellen Gefahren für Server da: Geplante Stromabschaltungen wie etwa im Herbst 2019 in Kalifornien sollen das Risiko vermindern, dass Stromversorgungsanlagen in ländlichen Gebieten weitere Waldbrände entfachen. Wenn ein Unternehmen sich darauf nicht vorbereitet, bedrohen solche Aktionen aber auch die Verfügbarkeit von Daten und den Ablauf von Prozessen.

Auch die 3-2-1-Regel wird deshalb Gold wert bleiben: Nach ihr legt ein Unternehmen drei Sicherungskopien an, von denen sich zwei an unterschiedlichen Orten befinden, von denen wiederum einer offline ist.

Cloud Nine

Weil Risiken für die Datenverfügbarkeit immer vielfältiger werden, suchen Verantwortliche nach zusätzlichen Sicherungsorten. Daher werden Workloads zunehmend in die Cloud migrieren. Backup und Wiederherstellung werden daher zunehmend as-a-Service angeboten und abgefragt werden – zulasten etwa von Network-Storage.

Noch wichtiger werden aber auch Lösungen werden, die DSGVO-konforme Cloud-Dienste anbieten. Zum einem steigen aktuell gerade in Deutschland die Bußgelder bei Verstößen gegen Datenschutzvorschriften. Zum anderen ist nach den jüngsten Unterhauswahlen und dem Sieg Boris Johnsons in Großbritannien die Errichtung einer neuen Grenze zu einem Drittstaat in Europa absehbar – und diese gilt auch für den Datenverkehr. Unternehmen werden bei der Auslagerung nach dem Königsweg zwischen Einfachheit, Flexibilität, Datensicherheit und Rechtssicherheit suchen. Cloud-Lösungen können also gerade in Deutschland nicht allein, sondern nur zusammen mit hybriden oder On-Premises-Lösungen bestehen.

Diese auch aus allgemeinen Gründen der Compliance und Datensicherheit verstärkte Nachfrage nach hybriden, Multi-Cloud- oder SaaS-Strategien erhöht aber die Kosten und die Komplexität. Unternehmen werden daher neue Ressourcen einsetzen, um solche Sicherungsinfrastrukturen erfolgreich, sicher und skalierbar einzurichten. Angesichts der Komplexität benötigen Sie standardisierte Ansätze oder etwa Appliance-basierte Plattformlösungen zur Datensicherung, die mit Lösungen verschiedener Anbieter zusammenarbeiten und Fehlkonfigurationen vermeiden helfen. Dies garantiert die Verfügbarkeit kritischer Daten und Workloads. Anwendungen sind und bleiben hochverfügbar.

Für eine schnelle, flexible und granulare Sicherung in der Cloud brauchen Unternehmen daher Lösungen, die unternehmenskritische Daten, Systeme oder Anwendungen noch einfacher und anwendungsfreundlicher in die Cloud migrieren. Entscheidend werden dabei die Automation, die händische Prozesse in der Migration abschafft, sowie Technologien, mit denen Daten live migrieren und den Betrieb der Produktivsysteme zu keiner Zeit unterbrechen.

Strukturwandel bei den Zielmedien?

Bei der Nachfrage nach Speichermedien werden auch in der Zukunft eine Vielzahl von Datenträgern je nach Bedarf einschlägig sein. Flash-Speicher sind Hauptbestandteile von Flash-Arrays und werden auch für Appliance-Hersteller im Sekundärmarkt immer wichtiger. Auch SDS wird sich in Arrays immer weiterverbreiten. Selbst das Tape als Sicherungsmedium stirbt auch 2020 wieder nicht. Wir werden Bänder auch weiterhin sehen. Die Hersteller von Tapes und Tape-Laufwerken unternehmen innovative Anstrengungen, um schnellere und zuverlässige Sicherungen auf Band anbieten zu können. Allein die alte HDD-Festplatte wird weiter zurückgedrängt werden – so schnell wie Flash-Medien im Preis sinken.

Zukunftsmärkte öffentlicher Dienst und Gesundheitswesen

Die größten Herausforderungen in Sachen Datensicherung werden auf den öffentlichen Sektor und das Gesundheitswesen – und hier vor allem auf Krankenhäuser – zukommen. Sie waren schon in der Vergangenheit Hauptziel von Ransomware-Attacken und anderen Angriffen. Gerade das sich wandelnde Gesundheitswesen verlangt nach moderneren Technologien, die mehr und heterogenere Daten generieren. Hier werden gewachsene, organische und daher oft hochkomplexe IT-Infrastrukturen in Zukunft umgebaut werden müssen. Der ständige Wandel an Therapien erfordert die Echtzeitverfügbarkeit sowohl der Daten von Legacy-Anwendungen als auch der Informationen, die zum Beispiel neue Geräte im Einsatz in der KI-gestützten Krankenpflege generieren. Daten sind kontinuierlich zu replizieren, um Datenverlusten und Systemausfällen zuvorzukommen. Traditionelle Datensicherungen genügen nicht mehr, um Patientendaten verfügbar zu halten und letztlich die ärztliche Versorgung sicherzustellen sowie die Gesundheit des Patienten zu erhalten.

Oussama El-Hilali, Chief Technology Officer bei Arcserve.
Oussama El-Hilali, Chief Technology Officer bei Arcserve.
(Bild: Arcserve)

*Der Autor: Oussama El-Hilali, Chief Technology Officer bei Arcserve

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