Hackerangriff auf Behörden und Firmen Der Cyberwar um die Ukraine

Von Susanne Ehneß

Virtuelle Angriffe gegen Militär und Behörden der Ukraine nahmen in den ersten drei Tagen des Kampfes um 196 Prozent zu. Alle anderen Länder – einschließlich Russland – verzeichnen keinen Anstieg. Zumindest bislang, denn das Hackerkollektiv Anonymous hat Russland den Cyberkrieg erklärt.

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Im Russland-Ukraine-Konflikt gibt es massive virtuelle Angriffe gegen Behörden und Unternehmen
Im Russland-Ukraine-Konflikt gibt es massive virtuelle Angriffe gegen Behörden und Unternehmen
(© MarkRademaker-stock.adobe.com)

Bereits im Vorfeld des Russland-Ukraine-Krieges kam es zu vermehrten Cyberangriffen auf öffentliche Einrichtungen der Ukraine. Im Januar wurden zahlreiche Websites von Ministerien und Unternehmen lahmgelegt, und Mitte Februar wurde beispielsweise die Website des Verteidigungsministeriums gehackt.

Attacken gegen Firmen
Attacken gegen Firmen
(© Check Point Software)

Diese Cyberangriffe haben seit Kriegsbeginn nochmals deutlich zugelegt. Wie die Sicherheitsforscher von Check Point Software herausfanden, nahmen virtuelle Angriffe gegen Militär und Behörden der Ukraine in den ersten drei Tagen des Kampfes um 196 Prozent zu – verglichen mit dem Monatsanfang. In Russland verzeichnete man hier keinen Anstieg, allerdings nahmen die Angriffe gegen russische Firmen innerhalb einer Woche um vier Prozent zu.

Alle anderen Regionen der Welt verzeichnen Rückgänge bei den Cyber-Attacken gegen Firmen und Behörden.

Phishing-Mails in ost-slawischen Sprachen stiegen laut Check Point um das Siebenfache an. Ein Drittel davon sei an russische Bürger gerichtet gewesen, gesendet von ukrainischen eMail-Adressen – entweder echt oder durch Spoofing umgeleitet. Damit machten die betrügerischen eMails in diesen Sprachen nun weltweit knapp zwölf Prozent aus.

Zunahme von Phishing-Mails
Zunahme von Phishing-Mails
(© Check Point Software)

„Es ist wichtig zu verstehen, dass dieser Krieg auch eine Cyber-Dimension hat, und die Menschen sich auch im Netz auf eine Seite schlagen, vom Dark Web bis zu den sozialen Medien“, verdeutlicht Lotem Finkelstein, Head of Threat Intelligence bei Check Point Software Technologies. „Hacktivisten, Cyber-Kriminelle, White-Hat-Hacker und sogar Technologie-Unternehmen entscheiden sich für eine Seite und werden ermutigt, im Namen ihrer Wahl zu handeln.“

Anonymous

Das Hackerkollektiv Anonymous hat sich auf die Seite der Ukraine geschlagen. In einem Tweet vom 24. Februar schreibt die Gruppe, dass sie sich offiziell in einem Cyberkrieg gegen die russische Regierung befinde.

Tweet von Anonymous
Tweet von Anonymous
(© Twitter/YourAnonOne)

Seither gibt es unregelmäßige Updates zu den Aktivitäten. So waren beispielsweise zeitweise die Webseiten der russischen Regierung down, Daten des russischen Verteidigungsministeriums und des Waffenherstellers Tetraedr wurden geleakt, und die staatlichen Fernsehkanäle wurden gehackt und zeigten statt des normalen TV-Programms Bilder aus der umkämpften Ukraine.

Auch einflussreiche Prominente unterstützen die Ukraine. Beispielsweise Elon Musk, der aufgrund einer Bitte des ukrainischen Digitalministers Mykhailo Federov auf Twitter das Land nun mithilfe seines Starklink-Services am Internet hält.

Der Digitalminister der Ukraine bestellt Internet bei Elon Musk
Der Digitalminister der Ukraine bestellt Internet bei Elon Musk
(© Twitter/FedorovMykhailo)

Laut Check Point sammle derzeit außerdem die Firma Disbalancer Spenden, um Server für einen DDoS-Angriff auf Russland zu kaufen.

Im Netz kursiert zudem eine Liste möglicher Hackerziele für pro-ukrainische Hacker, darunter das russische Verteidigungsministerium, Gazprom oder die Sberbank.

Liste russischer Ziele
Liste russischer Ziele
(© Check Point Software)

Hacker aus Russland

Wie Check Point Software betont, rüstet auch die Gegenseite auf. Hacker-Gruppen wie die Conti-Ransomware-Gruppe hätten bekannt gegeben, dass sie im Falle einer Cyber-Attacke gegen Russland den Angriff vergelten werden.

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