Nachteil IPv6-Adressraum Wie wirkt sich IPv6 auf E-Mail-Verkehr und Anti-Spam-Filter aus?
Angesichts des knappen Internet-Adressraums war es notwendig, die Version vier des Internet-Protokolls (IPv4) zu ersetzen. Doch wie wirkt sich das neue Protokoll IPv6 eigentlich auf den E-Mail-Verkehr aus, insbesondere den Schutz vor Spam, Phishing und Malware? Dieser Fachartikel befasst sich mit den Herausforderungen.
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Der beispiellose Siegeszug des World Wide Web hat vieles leichter und schneller gemacht – er hat aber auch Nebenwirkungen. Eine, die auf den ersten Blick wenig kritisch erscheint, zeigt sich aktuell: Die IP-Adressen, über die jedes mit dem Internet verbundene Gerät verfügen muss, werden knapp.
4,3 Milliarden IP-Adressen standen nach dem bislang gültigen Internet-ProtokollIPv4 Verfügung. Diese sind jetzt beinahe aufgebraucht. Schon seit geraumer Zeit wurde daher die Einführung des neuen Standards IPv6 vorbereitet. Diese Umstellung hat zunächst einen wesentlichen Effekt: Der Adressraum wird viel größer.
Statt 4,3 Milliarden gibt es zukünftig 340 Sextillionen IP-Adressen, das heißt die Anzahl verfügbarer Adressen erhöht sich um den kaum vorstellbaren Faktor 296. Damit ist sichergestellt, dass die Adressen auf absehbare Zeit nicht ausgehen. Dank der vielen Adressen kann auch auf das Prinzip der dynamischen Adressvergabe werden. In Zukunft erhält jedes Gerät eine feste IP-Adresse. Die Identifikation und Authentifizierung von Geräten im Netz wird so erleichtert.
Die Einführung von IPv6 wirkt sich auf viele Bereiche der Internetkommunikation aus, nicht zuletzt auf den E-Mail-Verkehr. Hier steht vor allem die E-Mail-Sicherheit im Mittelpunkt, die sicherstellen soll, dass elektronische Postfächer nicht in der Spam-Flut untergehen und Malware-verseuchte E-Mails keine Rechner oder ganze Netzwerke lahmlegen.
Die E-Mail ist heute das bedeutendste private und vor allem geschäftliche Kommunikationsmittel. Ihr Schutz gehört damit zu den wesentlichsten Aufgaben im IT-Bereich. Was bedeutet IPv6 für den Schutz vor Spam, Phishing und Malware? Sind die gängigen Filter-Methoden in der Lage, Spam von IPv6-Adressen zu erkennen oder bricht das gesamte Filtersystem mit der Umstellung auf das neue Protokoll zusammen?
Dazu lohnt es sich zunächst, die wichtigsten Methoden der Spam-Erkennung und -Filterung zu betrachten. Zwei Gruppen von Filtern stehen im Zentrum, die bis heute die Spam-Bekämpfung beherrschen: inhalts- und reputationsbasierte Filter. Beginnen wir bei denen, die sich mit dem Inhalt der E-Mail befassen.
Inhaltsbasierte Spam-Filter: Keine Folgen durch IPv6?
Content-basierte Spam-Filter durchsuchen die E-Mail nach Inhalten, die als Spam-typisch eingestuft werden (z. B. Viagra, Diätpillen oder Online-Casinos). Das Spektrum reicht dabei vom Abgleich mit einfachen Wortlisten bis hin zu hochkomplexen statistischen Verfahren wie dem so genannten Bayes‘schen Filter.
Zunächst ist zu vermuten, dass diese Verfahren nicht von IPv6 betroffen sind, da die IP-Adresse bei der Spam-Erkennung keine Rolle spielt. Das ist grundsätzlich richtig. Jedoch verfügen Content-basierte Filter über eine Reihe von Schwachstellen. So sind Spam-Inhalte grundsätzlich auch mögliche Inhalte legitimer E-Mails.
Inhaltsbasierte Filter weisen also ein hohes Risiko auf, E-Mails fälschlich als Spam zu kategorisieren (False Positives). Zum anderen sind die eingesetzten Verfahren meist sehr rechenzeitintensiv, da sie nicht selten mehrstufige und äußerst komplexe Analysen erfordern. Dies kann bei hohem Spam-Aufkommen zu einem E-Mail-Stau und damit zu Verzögerungen oder gar Unterbrechungen bei der E-Mail-Zustellung führen.
Angesichts der riesigen täglichen Spam-Menge sehen sich viele E-Mail-Sicherheitsanbieter gezwungen, einen zusätzlichen Filter vorzuschalten, um die E-Mail-Menge vor der eigentlichen Spam-Prüfung zu reduzieren.
Inhalt
- Seite 1: IPv6 und inhaltsbasierte Spam-Filter
- Seite 2: Auslaufmodell Blacklist?
- Seite 3: IPv6-sichere Spam-Filterung
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