IT-Sicherheit Cyberangriffe auf Kommunen – die Gefahr aus dem Netz
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Wenn IT-Systeme gehackt werden, geht meistens gar nichts mehr: Der Bildschirm bleibt schwarz. Oft sind vermeidbare Schwachstellen Grund für die Angriffe. Auch Kommunen sind betroffen. Erst im März traf es Rastatt, vor kurzem dann Ludwigsburg. Was passiert mit unseren Daten?

Kommunen speichern unsere sensiblen Daten, zahlen soziale Leistungen und stellen Ausweise aus: Doch auch die Verwaltungen sind immer wieder von Cyberangriffen betroffen. Jüngst wurde das Landratsamt Ludwigsburg Opfer eines mutmaßlichen Angriffs. Zunächst musste die IT-Infrastruktur vollständig heruntergefahren werden, wie das Landratsamt mitteilte. Deshalb waren unter anderem die Kfz-Zulassung, die Führerscheinstelle, der Asylbereich, die Ausländerbehörde und das Jobcenter vorübergehend geschlossen.
„In den letzten Jahren hat die Geschwindigkeit zugenommen“, sagt Björn Schemberger von der Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg. Es gebe mehr Cyberangriffe und das Risiko sei generell auf einem hohen Niveau. Angreifer picken sich laut des Experten die Ziele heraus, bei denen sie auf eine Lücke im System stoßen. Welche Institution oder Firma hinter der Schwachstelle steht, sei jedoch oftmals zufällig.
Das sieht auch ein Experte der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg so: „Der öffentliche Sektor ist kein besonderer Schwerpunkt“, sagt Polizeihauptkommissar Torsten Seeberg. In der Regel seien es vermeidbare Schwachstellen, die die Angreifer ausnutzten. Das könne die fehlende Expertise des Personals oder Lücken im System sein.
Die Betrügereien werden immer ausgefeilter
In der Branche müsse man sich im Prinzip tagesaktuell weiterbilden, um gut geschützt zu sein, meint er. Da Kommunen der kommunalen Selbstverwaltung unterliegen, sei auch die IT-Verwaltung in Eigenverantwortung.
Cyberangriffe gibt es in verschiedensten Formen. Neben dem klassischen E-Mail-Betrug und dem sogenannten Passwort-Phishing, dem Betrug mit Zugangsdaten, gibt es laut Seeberg auch Telekommunikationsanlagen-Hacking. Hier würden sich die Angreifer meist über das Wochenende in die Telefonanlage des Opfers hacken und zahlreiche, teure Anschlüsse im Ausland anrufen.
Doch der meiste Schaden könne laut Seeberg wohl durch sogenannte Ransomware erzeugt werden. Mit den Schadprogrammen können Computer und ganze Infrastrukturen voll verschlüsselt werden. Dadurch könnten die Computer nicht mehr benutzt werden, erklärt Schemberger. Die Folge könne ein großer Betriebsausfall sein. Oft fordern die Angreifer in diesen Fällen ein Lösegeld, um die verschlüsselten Systeme wieder freizugeben.
„Die Cybersicherheitsagentur empfiehlt ganz klar kein Lösegeld zu zahlen, weil so kriminelles Verhalten gefördert wird“, sagt Schemberger. Mit einem erpressten Lösegeld könnten weitere Angriffe finanziert werden. „Das ist eine hochorganisierte Kriminalität“, meint er. Zum Teil würden sich die Angreifer schon auf einzelne Schritte spezialisieren.
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