IT-Security-Trends 2022 Neues Jahr, neue Herausforderungen

Von Dieter Badmann |

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2021 sah eine drastische Zunahme von Cyberangriffen, die durch die Pandemie verstärkt wurden – neue IT-Infrastrukturen entstanden und so auch neue Schwachstellen. Der Digitalisierungsschub wird auch im Jahr 2022 nicht nachlassen und die Nutzer vor weitere Herausforderungen stellen.

Worauf sich IT-Teams im Jahr 2022 einstellen müssen und welche Gegenmaßnahmen sie bereits frühzeitig ergreifen sollten, zeigen neun Vorhersagen von Juniper Networks.
Worauf sich IT-Teams im Jahr 2022 einstellen müssen und welche Gegenmaßnahmen sie bereits frühzeitig ergreifen sollten, zeigen neun Vorhersagen von Juniper Networks.
(© motortion - stock.adobe.com)

Hacker werden wahrscheinlich auch im kommenden Jahr weiterhin jede menschliche oder technische Schwachstelle ausnutzen und sich die immer komplexeren IT-Anforderungen der hybriden Arbeit zunutze machen. Worauf sich IT-Teams im Jahr 2022 einstellen müssen und welche Gegenmaßnahmen sie bereits frühzeitig ergreifen sollten, zeigen diese neun Vorhersagen.

1) Cyber-Bedrohungen wie Ransomware werden weiter zunehmen

Die IT-Welt geriet ins Chaos, als Mitarbeiter von heute auf morgen in das Home Office wechselten – und Cyber-Kriminelle lieben das Chaos. IT-Teams hingegen mussten ohne Vorwarnung deutlich mehr Aufgaben bewältigen. Fast zwei Jahre später kehrt nun ein Großteil dieser Mitarbeiter – zumindest zeitweise – ins Büro zurück. Security-Teams werden daher ziemlich schnell erfahren, wo es Sicherheitslücken im Unternehmensnetzwerk gibt. Letztlich bedeutet mehr Netzwerkchaos immer auch eine höher Zahl erfolgreicher Cyberangriffe.

2) Cyber-Kriminelle erwarten, dass ihre Opfer zahlen, und zwar schnell

In den letzten 18 Monaten sind Ransomware-Attacken und Zahlungserpressungen immer ausgereifter geworden. Da die Datenexfiltration bereits vor der „Sperre“ – und bevor die Opfer Daten verschlüsseln können – vollständig abgeschlossen ist, müssen Unternehmen den Lösegeldforderungen sofort nachgeben. Trotz intensiver Ermittlungen von Behörden auf der ganzen Welt und einiger hochkarätiger Verhaftungen wird dieser Trend auch 2022 weiter zunehmen. Der einfache Grund: Er ist die schnellste Methode zur Monetarisierung eines Angriffs. Selbst wenn einzelne Ransomware-Banden ausgeschaltet werden, formieren sie sich schnell neu, da die verwendeten Techniken bekannt sind und es viel Geld zu verdienen gibt.

Erschwerend kommt hinzu, dass die objektive Ausführungszeit der Bedrohungsakteure von etwa 30 bis 60 Minuten auf einen noch kürzeren Zeitraum schrumpfen wird. Daher müssen Unternehmen in Präventionstechnologien und Früherkennungsmaßnahmen investieren, oder damit rechnen, dass sie für die Behebung und Analyse teuer bezahlen werden. Es gilt buchstäblich keine Zeit zu verlieren.

3) Cyber-Kriminelle werden die durch die Pandemie entstandenen Schwachstellen ausnutzen

Im Zuge der Pandemie mussten sich Organisationen weltweit noch stärker auf leistungsfähige technologische Ansätze zur Sicherung ihrer Geschäftsfähigkeit verlassen. Trotz dieser Bemühungen ist es Cyber-Kriminellen jedoch gelungen, sowohl menschliche als auch technische Schwachstellen in komplexeren und verstreuten Netzwerken auszunutzen. Dies führte zu erheblichen wirtschaftlichen und produktiven Schäden. Auch im nächsten Jahr werden Bedrohungsakteure Schwachstellen ausnutzen, die Unternehmen aufgrund der ständig wachsenden Komplexität nur schwer beheben können. Mit anderen Worten: 2022 wird diesem Jahr in Bezug auf aufsehenerregende Exploits sehr ähnlich sein.

4) Die Verbesserung der persönlichen „Cyber-Hygiene“ wird im Jahr 2022 wichtiger denn je

Identitätsdiebstahl wird für kompliziertere Betrügereien genutzt, und leider werden immer noch nicht alle Konten bestmöglich gesichert. Im Jahr 2021 wurde von Fällen berichtet, bei denen Häuser von Kriminellen ohne das Wissen der Besitzer verkauft wurden. Es handelt sich dabei um komplexe und vielschichtige Betrügereien, die jedoch alle auf einer einzigen kleinen Schwachstelle beruhen, die sie erst möglich macht – zu viele Informationen in den sozialen Medien, keine Nutzung von MFA (falls verfügbar), schwache Passwörter oder ein zu hohes Vertrauen, wenn das Telefon klingelt, usw. Das persönliche Cyber-Bewusstsein muss im Jahr 2022 steigen. Und es geht nicht nur um Verbraucherdaten – auch schwache oder kompromittierte Passwörter werden für viele Angriffe auf Unternehmensnetzwerke verantwortlich sein.

5) Fehlinformationen geben Cyber-Kriminellen eine weitere Waffe an die Hand

2021 war das Jahr, in dem Cyberkriminelle die Pandemie ausnutzten, um Fehlinformationen, vor allem in Bezug auf Impfstoffe, zu verbreiten und mit gefälschten Medikamenten und Zertifikaten Geld erpressten. Das weltweite Ausmaß dieser Kampagnen ermöglichte es den Angreifern, zu lernen und davon zu profitieren. Im Jahr 2022 werden sie diese Erkenntnisse nutzen, um komplexere Fehlinformationen zu verbreiten, vielleicht sogar MiaaS (Misinformation-As-A-Service), um Wahlen und andere länderspezifische Entscheidungsprozesse zu stören.

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6) Organisationen werden von Anbietern verlangen, die Sicherheit ihrer Lieferkette nachzuweisen

2022 werden in Ausschreibungen zusätzliche Fragen zur digitalen Codesignierung, zur Zertifizierungsstelle und zu den IR-Prozessen gestellt, um die Auswirkungen eines erfolgreichen Angriffs auf einen Lieferkettenprozess zu begrenzen. Unternehmen nehmen die Sicherheit von Lieferketten aktuell sehr genau unter die Lupe und das wird sich so schnell auch nicht ändern.

7) Die Infrastruktursicherheit wird ein wichtiges Thema sowohl im Unternehmens- als auch im Service Provider-Bereich

Aufgrund der Zunahme von Cyberangriffen und der (überfälligen) Einsicht der Regierungen, dass kritische Infrastrukturen – und das, was Unternehmen als „kritisch“ für ihr Geschäft ansehen – ernsthaft gefährdet sind, wird die Infrastruktursicherheit in Zukunft einen deutlich größeren Stellenwert einnehmen.

8) HTTP2.0 und TLS 1.3 werden von Bedrohungsakteuren zunehmend als Umgehungsmechanismus genutzt, um Aufklärung, C2 und Exfiltration zu vermeiden

Die Faustregel lautet: „Man muss den Datenverkehr sehen, um ihn zu schützen“, und das stimmt grundsätzlich auch. Neuere, theoretisch sicherere Internetstandards wie HTTP/2 und TLS 1.3. bieten eine zusätzliche Möglichkeit für Unternehmen, Daten zu schützen. Dieser Mechanismus dient aber auch den Bedrohungsakteuren. Er erschwert die Inspektionsanforderungen, die die meisten NGFW- oder Klartext-Sicherheitserkennungsmethoden heute anwenden, zusätzlich. So reichen Sicherheitsmaßnahmen letztlich nicht aus, da sich Exploits selbst im verschlüsselten Datenverkehr, den viele Unternehmen nicht entschlüsseln, leicht verstecken lassen. Daher rücken Tools, mit denen schadhafte Aktivitäten häufig identifiziert werden, ohne dass die Verschlüsselung geknackt werden muss, in den Fokus.

9) Microservices gehen mit Makro-Bedrohungen einher

Die Nutzung von Cloud-Software nimmt exponentiell zu, da immer mehr Menschen remote arbeiten. Gleichzeitig senken Unternehmen die Betriebskosten, indem sie die Hardware anderer Unternehmen nutzen. Ein großer Vorteil von Cloud-Software ist die problemlose Aktualisierung durch den Einsatz von Microservices ohne Ausfallzeiten. Cyber-Kriminelle haben dies jedoch erkannt und so gab es 2021 einige schwerwiegende Angriffe. Da sich der Trend zur Cloud auch im Jahr 2022 fortsetzen wird, ist mit einer Zunahme von Angriffen auf Microservice-Ebene zu rechnen.

Über den Autor: Dieter Badmann ist Director Sales Germany / Austria / Switzerland bei Juniper Networks.

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