Cybersecurity-Report 2021 von HCL und ISACA Neue Gefahren erfordern neue Ansätze
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Angesichts zunehmend komplexer und ausgefeilter Bedrohungen müssen sich Führungskräfte immer wieder fragen, wie sie die Sicherheit ihres Unternehmens verbessern können. Überlagert wird die allgemeine technologische Entwicklung von der COVID-19-Pandemie. Insbesondere die schnelle Verlagerung von Büro-Arbeitsplätzen in das Homeoffice führte zu neuartigen und veränderten Gefahren.

Entsprechend müssen Unternehmen ihre Security-Strategien anpassen und in neue Ansätze investieren. So zeigt der zweiteilige „State of Cybersecurity-Report 2021“ der ISACA in Zusammenarbeit mit HCL, dass 36 Prozent der Unternehmen während der COVID-19-Pandemie ihre Ausgaben für neue Initiativen im Bereich Sicherheitstechnologie erhöhten.
Ergebnisse für Deutschland
Die Studie basiert auf einer Befragung von über 3.600 Security-Experten aus 120 Ländern. Demnach hat rund ein Drittel (32 Prozent) der deutschen Unternehmen während der Pandemie die Ausgaben für neue Sicherheitstechnologien aufgestockt sowie eine SASE- oder Zero-Trust-Strategie eingeführt (33 Prozent). Die meisten Teilnehmenden aus Deutschland (57 Prozent) werden auch in den nächsten 12 Monaten über ein höheres Budget für Cybersicherheit verfügen.
Diese Investitionssteigerung ist bitter nötig. So rief im Juli 2021 der Landkreis Anhalt-Bitterfeld den ersten Cyber-Katastrophenfall in Deutschland nach einem Hackerangriff aus. Noch im gleichen Monat musste das Klinikum Wolfenbüttel seine IT-Systeme nach einer Ransomware-Attacke herunterfahren. Laut BITKOM entsteht der deutschen Wirtschaft durch Online-Diebstahl, -Spionage und -Sabotage jährlich ein Gesamtschaden von 223 Milliarden Euro.
Weltweite Auswirkungen
Cyberattacken bleiben dabei nicht auf ein Land beschränkt. Sind internationale Dienstleister betroffen, reichen die Folgen weltweit. So musste nach einem Angriff auf die IT-Firma Kaseya aus den USA unter anderem die schwedische Supermarktkette Coop vorübergehend 800 Filialen schließen, weil die Kassen nicht mehr funktionierten. Ebenfalls für Schlagzeilen sorgten gezielte Malware-Angriffe auf das größte US-Pipeline-Unternehmen.
Das sind nur einige Beispiele. Kein Wunder also, dass 35 Prozent der Befragten im Cybersecurity-Report 2021 eine Zunahme der IT-Angriffe auf ihr Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr meldeten. Weitere 24 Prozent berichten von gleich vielen Attacken. Am gefährlichsten sind dabei Social Engineering (14 Prozent), Advanced Persistent Threats (10 Prozent), Ransomware (9 Prozent) und ungepatchte Systeme (9 Prozent). Immer mehr Angriffe zielen auch auf neue Technologien, wie KI und Quantencomputer.
Am häufigsten werden Unternehmen von Cyberkriminellen (23 Prozent), Hackern (17 Prozent) und böswilligen Insidern (10 Prozent) angegriffen. Jede Gruppe nutzt dabei eine völlig unterschiedliche Mischung von Angriffsvektoren, um die Unternehmenssicherheit zu unterwandern. Damit sie den zunehmenden Gefahren einen Schritt voraus sind, müssen Unternehmen daher ihre Sicherheitsstrategie überdenken und einen ganzheitlichen, integrierten Ansatz verfolgen.
Ganzheitliche Sicherheitsstrategie
Ein zentraler Aspekt ist dabei, dass es bei der nächsten Generation von Bedrohungsvektoren nicht nur um Malware-Dateien oder unsichere Passwörter geht, sondern um weitaus raffiniertere Angriffe, die auf blinde Flecken bei Nutzern und Unternehmen abzielen. Gleichzeitig sind Herausforderungen durch ortsunabhängige, ständige Konnektivität sowie kommende Technologien wie KI und Quantencomputer zu berücksichtigen. Dies erfordert neue und systemische Sicherheitsmaßnahmen.
So muss ein belastbares, dynamisches und integriertes Sicherheitskonzept entwickelt werden, das mit den betrieblichen und geschäftlichen Zielen in Einklang steht. Dabei ist die Übereinstimmung zwischen Cybersicherheitsstrategie und Unternehmenszielen etwas höher, wenn das Cybersicherheitsteam einem CISO unterstellt ist (77 Prozent).
Weitere Herausforderungen bilden das Zugriffsmanagement, die OT-Security sowie eine umfassende Anwendungs- und Datensicherheit. Mit einem dedizierten, integrierten Ansatz können Unternehmen die richtigen IAM-Lösungen einführen, die Geschäftsziele wie Kundenwachstum und einfachen Zugang sichern. Ganzheitliche Lösungen decken dabei alle Aspekte von der Architektur bis zu den operativen Diensten ab, um Bedrohungen von innerhalb und außerhalb des Unternehmens abzuwehren.
Fernzugriff und Datenmanagement
Angesichts der komplexen Verwaltung von IoT- und ICS-Konfigurationen, insbesondere bei Fernzugriff, besteht eine zusätzliche Herausforderung darin, die Betriebssicherheit zu gewährleisten, ohne die Produktivität zu beeinträchtigen. Dabei müssen auch Altsysteme modernisiert werden, die nicht vernetzt sind. Sie mögen zwar als sicherer erscheinen, führen aber zu einer Überalterung der Unternehmenssysteme und den Verlust des Wettbewerbsvorteils.
Sicherheitsverantwortliche sollten zusätzlich ein neues Konzept für die Datenverwaltung entwickeln. Dies erfordert eine Einbindung der verschiedenen Interessengruppen im Unternehmen. Ein umfassendes Risiko- und Compliance-Programm sollte auf Analysen, Automatisierung und neuen Technologien basieren. Außerdem empfiehlt sich die Sensibilisierung der Mitarbeitenden. So konnten 89 Prozent der Befragten positive Ergebnisse aus Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen für die Belegschaft ziehen.
Fachkräftemangel
Die Planung und Umsetzung eines solchen Security-Konzepts funktionieren aber nur, wenn das Unternehmen über ausreichend Expertise verfügt. Gerade bei den eigenen Mitarbeitenden herrscht jedoch nach wie vor ein großer Fachkräftemangel. Der Cybersecurity-Report 2021 bestätigt, dass die Personalausstattung sowie die Mitarbeitersuche und -bindung weltweit nach wie vor problematisch sind. Die COVID-19-Pandemie führt zwar zu einer etwas höheren Mitarbeiterbindung, doch die Rekrutierung von Talenten bleibt eine große Herausforderung. Zudem sind die Budgets für Cybersicherheit insgesamt weiterhin rückläufig.
Zur Linderung des Fachkräftemangels im Bereich Cybersecurity setzen 43 Prozent der Unternehmen auf die Ausbildung von Mitarbeitenden aus anderen Abteilungen, 37 Prozent auf Vertragsbedienstete oder externe Berater sowie 22 Prozent auf KI und Automatisierung. Viele nutzen auch eine Cloud-Migration. Damit können sie den Aufwand für Investitionen, Management und Wartung zum Teil deutlich reduzieren. Zudem benötigen sie keine eigene Expertise in IT-Bereichen mehr, die nicht zu ihrem Kerngeschäft gehören. Entsprechend registrierten 41 Prozent der Befragten aus Deutschland einen Anstieg der Cloud-Migration während der Pandemie.
Hohes Sicherheitsbewusstsein
Insgesamt scheint das Sicherheitsbewusstsein inzwischen recht hoch zu sein. So analysieren bereits 65 Prozent der Unternehmen den Reifegrad ihrer IT-Security. Wer diese Bewertungen durchführt, verfügt mit größerer Wahrscheinlichkeit über angemessen besetzte Sicherheitsteams und geeignete Lösungen. Darüber hinaus sind die Befragten mit einem Security Assessment mehr als doppelt so zuversichtlich, dass ihr Unternehmen Cyberangriffe erkennen und darauf reagieren kann. Der Impuls kommt jedoch meist von außen. Der Hauptgrund für Cyberrisk Assessments ist die Gewährleistung von Compliance (76 Prozent), die Verhinderung von Datenverlust (54 Prozent) sowie verbesserte Kommunikation von Sicherheitsrichtlinien und -prozessen (51 Prozent).
Die Entwicklung eines umfassenden Sicherheitsansatzes auf Basis dieser Analysen erfordert eine klare Vision und Priorisierung der Cybersicherheit durch den Vorstand des Unternehmens. Denn Cybersicherheit benötigt heute und in Zukunft einen besonderen Fokus und Einsatz. Dabei sollten Security-Verantwortliche mit anderen Sicherheits- und Technologiespezialisten zusammenarbeiten, um die richtigen Lösungen für aktuelle Bedrohungen zu entwickeln. So sorgen sie neben verbesserter Sicherheit auch für Innovationen im Rahmen der digitalen Transformation.
Über den Autor: Maninder Singh ist Corporate Vice President Cybersecurity & GRC bei HCL.
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